Branche
on
Neues Verfahren erstmals angewandt

Morbus Parkinson ist nach der Alzheimer-Krankheit die zweithäufigste Erkrankung des Nervensystems. © ipopba / iStock / Getty Images Plus

| | | | |

Morbus Parkinson: Neues Verfahren erstmals angewandt

In der Neurochirurgischen Klinik des LMU Klinikums München wurde im Januar 2020 der erste Parkinson-Patient weltweit mit einem neuen Neurostimulator versorgt, der eine bessere, personalisierte Versorgung von Patienten ermöglicht. Damit könnte eine Behandlung möglich werden, bei der die Stimulation gezielt den Anforderungen an die jeweilige Situation (z.B. Gehen, Sprechen, Schlafen) angepasst und optimiert wird.

Bei einer Tiefen Hirnstimulation (THS) wird ein medizinisches Gerät, ähnlich einem Herzschrittmacher eingesetzt, das Elektroden im Gehirn ansteuert und dort präzise festgelegte Bereiche elektrisch stimuliert. Seit Jahrzehnten werden mit der THS neurologische Bewegungsstörungen behandelt.

Die neue Generation von THS-Systemen, die nun erstmals bei einem Parkinson-Patienten im Nucleus subthalamicus (STN) eingesetzt wurde, geben jedoch nicht nur Impulse ins Gehirn ab. Sie verfügen zudem über die sogenannte BrainSense-Technologie. Damit können rund um die Uhr Gehirnsignale von Patienten erfasst und anschließend vom behandelnden Arzt zur Optimierung der Therapie ausgewertet werden. Bisher war die Aufzeichnung solcher Daten nicht möglich.

Eine Optimierung der Therapie wurde bisher anhand von in der Klinik durchgeführten Bewegungstests sowie, oft lückenhaften, Patientenaufzeichnungen vorgenommen. Mit der neuen Technologie werden kontinuierlich Gehirnströme aufgezeichnet, die in Verbindung mit vom Patienten selbst aufgezeichneten Ereignissen zu Symptomen oder Nebenwirkungen von Medikamenten nun eine gezielte, personalisierte und Daten gesteuerte Neurostimulation ermöglichen.

„Die Tiefe Hirnstimulation hat nachweislich einen positiven Effekt auf die motorische Funktion von Parkinson-Patienten im Vergleich zur alleinigen Standardmedikation und wird bereits seit vielen Jahren erfolgreich bei der Behandlung von neurologischen Bewegungsstörungen angewendet“, so PD. Dr. Jan H. Mehrkens, Leiter des Bereichs Funktionelle Neurologie am LMU Klinikum München.

Ca. 400 000 Betroffene in Deutschland

„Da wir bereits mit dem Prototyp im Rahmen von Studien Erfahrungen sammeln konnten, schließt sich der Kreis bei der Entwicklung neuer Therapien mit THS bei Parkinson-Patienten.“ „Die Einstellung des Systems erfolgt dabei gemeinsam mit den Kollegen der LMU Klinik für Neurologie.

Prof. Dr. Kai Bötzel: „Der neue Stimulator kann die Aktivität der motorischen Zentren des Gehirns messen und darauf mit unterschiedlicher Stimulationsstärke reagieren. Ob diese rückgekoppelte Stimulation der bisherigen kontinuierlichen Stimulation überlegen ist, werden wir wissenschaftlich untersuchen.“

Morbus Parkinson ist nach der Alzheimer-Krankheit die zweithäufigste Erkrankung des Nervensystems. Weltweit sind etwa ein Prozent der über 60-Jährigen betroffen, in Deutschland sind es insgesamt etwa 400 000. Morbus Parkinson ist eine langsam fortschreitende Erkrankung. Nach und nach führt das Absterben von Dopamin-produzierenden Nervenzellen zu stärker werdenden Bewegungsstörungen.

Parkinson selbst ist nicht heilbar, die Therapie konzentriert sich daher auf die Linderung der Symptome. Am Anfang steht meist eine medikamentöse Therapie mit dem Ziel, das Dopamin im Gehirn zu erhöhen oder dessen Wirkung nachzuahmen. Wenn die Erkrankung weiter fortgeschritten ist, gibt es chirurgische Optionen, zu denen auch die Tiefe Hirnstimulation gehört.

Quelle: LMU-Klinikum der Universität München

Newsletter abonnieren

Newsletter Icon MTA Blau 250x250px

Erhalten Sie die wichtigsten MT-News und Top-Jobs bequem und kostenlos per E-Mail.

Mehr zum Thema

Corona-Virus im Gehirn
Aktivität der Neuronen im Gehirn

Das könnte Sie auch interessieren

Corona-Virus im Gehirn
Kette von Aminosäuren (Protein)
Dendritische Zellen aktivieren T-Zellen