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Risiken und Nutzen falsch eingeschätzt

Es kann vorkommen, dass während der Grippewelle Viren im Umlauf sind, die der hergestellte Impfstoff nicht abdeckt. © NikiLitov / iStock / Thinkstock

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Grippeimpfung: Risiken und Nutzen falsch eingeschätzt

Nach Schätzungen des Robert Koch-Instituts starben während der Grippesaison 2014/2015 rund 21 300 Menschen. Besonders ältere und chronisch kranke Menschen tragen ein erhöhtes Risiko für schwere Verläufe. Dennoch lassen sich viele Menschen nicht gegen Influenza impfen. Die Akzeptanz der Impfung sei in Deutschland besorgniserregend gering, beklagt die Deutsche Gesellschaft für Infektiologie (DGI).

Zwischen 50 und 60 Prozent der über 65-Jährigen lassen sich jedes Jahr gegen Influenza impfen, bei den chronisch kranken Menschen lag die Quote in den vergangenen Jahren bei 40 bis 60 Prozent. „Das sind besorgniserregend schlechte Quoten, wenn man bedenkt, dass gerade diese Gruppen durch Influenza besonders gefährdet sind“, sagt Professor Dr. med. Bernd Salzberger, Leiter der Infektiologie am Universitätsklinikum Regensburg und Vorstandsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Infektiologie (DGI). In der gesamten Bevölkerung liegt die Influenza-Impfrate bei etwa 30 Prozent.

Keine klaren Unterscheidungen

Unzureichendes Vertrauen in die Impfung und die Ansicht, Influenza sei keine gefährliche Erkrankung, sind die am häufigsten vorgetragenen Gründe von Menschen, die nicht geimpft sind. Dies zeigte eine 2015 veröffentlichte Umfrage von Forschern des Robert Koch-Instituts unter 1519 Erwachsenen. So war beispielsweise die Hälfte der älteren und chronisch kranken Menschen, also derjenigen, denen die Impfung explizit empfohlen wird, der Ansicht, die Influenza-Impfung könne die Erkrankung selbst auslösen.

„Das ist ein Mythos, der sich hartnäckig hält. Tatsächlich ist dies aber nahezu ausgeschlossen, denn die Impfung enthält Proteine aus abgetöteten Erregern, also keine vermehrungsfähigen Erreger“, so Salzberger. „Richtig ist vielmehr, dass die Impfung manchmal Symptome einer Erkältung – leichtes Fieber, Kopf- und Muskelschmerzen – nach sich ziehen kann, die aber mit der Schwere von Influenzasymptomen nicht zu verwechseln sind. Schwere Nebenwirkungen der Impfung sind extrem selten.“

Auch die Einschätzung, Influenza sei keine gefährliche Erkrankung, zeige, dass vielfach nicht klar unterschieden werde. „Influenza ist kein grippaler Infekt, sondern eine Infektionskrankheit, die mit hohem Fieber einhergeht – gerade für ältere Menschen und solche mit geschwächtem Immunsystem ist sie also durchaus gefährlich.“

Impfung für Risikogruppen besonders wichtig

Ein Nachteil der Influenza-Impfung ist, dass sie keinen 100-prozentigen Schutz vor einer Infektion bietet. „Die Impfung kann theoretisch zwischen 70 und 80 Prozent der Infektionen verhindern. Allerdings nur, wenn der jährlich neu zusammengesetzte Impfstoff auch jene Virenstämme enthält, die später dann tatsächlich zirkulieren“, so Salzberger.

Influenzaviren mutieren jedoch sehr rasch. Deshalb kann es vorkommen, dass während der Grippewelle Viren im Umlauf sind, die der mit Vorlauf hergestellte Impfstoff nicht abdeckt. „Vakzine, die zusätzliche Virenstämme enthalten, sogenannte quadrivalente Impfstoffe, erreichen hier einen deutlich besseren Impfschutz“, sagt Salzberger. Diese werden von den gesetzlichen Krankenkassen allerdings nicht regelhaft übernommen.

„Für ältere Menschen, bei denen die Impfantwort – also das Ansprechen auf die Impfung – oft schwächer ausfällt, gibt es jedoch gute Strategien, um die Wirksamkeit der Impfung zu erhöhen“, sagt Salzberger. Dazu zähle etwa die Verabreichung einer höheren Impfdosis. Die Deutsche Gesellschaft für Infektiologie (DGI) empfiehlt vor allem älteren und chronisch kranken Menschen, sich beim Hausarzt zur Influenza-Impfung beraten und impfen zu lassen. Oktober und November sind die ideale Zeit für die Impfung.

Quelle: Deutsche Gesellschaft für Infektiologie (DGI)


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