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Strahlenchirurgie verkürzt Behandlungsdauer

Die hellblaue Schleife steht für mehr Bewusstsein in puncto Prostatakrebs. © dolgachov / iStock / Thinkstock

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Prostatakrebs: Strahlenchirurgie verkürzt Behandlungsdauer

Bei Frühfällen von Prostatakrebs kommen oft mehrere Therapiemöglichkeiten in Frage: Bestrahlung, Operation oder auch zunächst nur „aktive Überwachung“. Diese Methoden werden derzeit in Deutschlands größter klinischer Studie, der PREFERE Studie, gegeneinander geprüft. Jedoch ist diese Studie nur für Patienten unter 70 Jahren geeignet.

Echtzeit-Lageverfolgung in der robotergestützten Strahlenchirurgie. © Saphir

Im höheren Alter wird zur Behandlung von Prostatakrebs im Allgemeinen eine Strahlentherapie als beste Therapieoption empfohlen. Dabei wird die Prostata über einen Zeitraum von etwa acht Wochen täglich mit kleinen Portionen („Fraktionen“) bestrahlt. Die Verteilung der Strahlendosis auf viele kleine Portionen war bisher nötig, um das umgebende Gewebe, das zum Teil mitbestrahlt wird, optimal zu schonen.

Seit einigen Jahren gilt auf Grund der Strahlenbiologie des Prostatatumors als gesichert, dass man auch höhere Fraktionsdosen als bisher üblich einsetzen kann. Eine Verteilung der Bestrahlung auf 25 Fraktionen (also etwa fünf Wochen Behandlungszeit) scheint ebenso erfolgreich und risikolos zu sein wie eine typische Bestrahlung mit bisher 40 Fraktionen. Seit kurzem hat man daher eine noch stärkere Verkürzung der Behandlung untersucht. Voraussetzung dafür ist, dass man moderne Bestrahlungsmethoden einsetzt, mit denen man noch präziser als früher bestrahlen kann.

Diese hochpräzise und stark verkürzte („hypofraktionierte“) Bestrahlung wird auch als „Strahlenchirurgie“ bezeichnet. Auf dem Jahreskongress der US-amerikanischen Fachgesellschaft für Strahlentherapie im Oktober 2012 wurde die ersten Langzeitergebnisse dieses Verfahrens vorgestellt. Die Behandlung erfolgte dabei mit nur fünf Fraktionen und die gesamte Behandlungsdauer betrug nur etwa anderthalb Wochen.

In Deutschland noch kein Standard

Die Ergebnisse der Behandlung, die bisher an mehr als 1500 Patienten in den USA und Kanada durchgeführt wurde, sind vielversprechend. Die US-amerikanische Fachgesellschaft für Strahlentherapie hat die „hypofraktionierte Strahlenchirurgie“ mittlerweile als eine Alternative zur Standardbehandlung für Prostatakrebs empfohlen. In Deutschland ist diese neue Behandlung noch nicht Standard. Neue Bestrahlungsverfahren dürfen in Deutschland nur unter strenger Beobachtung in klinischen Prüfungen und nach Genehmigung durch das Bundesamt für Strahlenschutz eingesetzt werden.

Die Klinik für Strahlentherapie und das Prostatakarzinom-Zentrum am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein in Kiel und Lübeck unter der klinischen Leitung von Prof. Jürgen Dunst haben nun in Zusammenarbeit mit dem Universitätsklinikum Rostock unter der Leitung von Prof. Guido Hildebrandt, dem Universitätsklinikum Frankfurt unter der Leitung von Prof. Claus Rödel und dem Saphir Radiochirurgiezentrum in Güstrow und in Frankfurt am Main unter der medizinischen Leitung von Dr. Stefan Huttenlocher und Dr. Detlef Imhoff diese neue Behandlung in Deutschland zur Prüfung im Rahmen einer klinischen Studie beantragt.

Diese Prostata Studie mit dem Namen „HYPOSTAT“, in der die „hypofraktionierte Strahlenchirurgie“ mit dem höchstpräzisen robotergestützten Cyber-Knife System in Güstrow und Frankfurt durchgeführt wird, wurde vor kurzem durch das Bundesamt für Strahlenschutz freigegeben. Koordiniert wird die Studie durch das Zentrum für klinische Studien der Universität zu Lübeck unter der Leitung von Prof. Andreas Ziegler und Dr. Katja Krockenberger, die jüngst für ihre Arbeiten ausgezeichnet wurden.

Die HYPOSTAT wird in Kiel, Lübeck, Rostock und Güstrow ab Januar 2016 und in Frankfurt ab Februar 2016 Patienten aktiv rekrutieren.

Quelle: Universität zu Lübeck

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