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Stress und Burnout im Schulalltag

Forscher konnten feststellen, dass von der Schule stark gestresste Jugendliche deutlich mehr emotionale Störungen und Verhaltensauffälligkeiten zeigten. © Tomwang112 / iStock / Thinkstock

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Studienteilnehmer gesucht: Stress und Burnout im Schulalltag

Vor den großen Ferien stehen die Zeugnisse an - und für viele Schüler steigt der Druck, weil sie möglichst in den letzten Klassenarbeiten noch gute Noten schreiben wollen oder weil sie die Jahresergebnisse fürchten. Forscher haben nun ein spezielles Programm gegen Stress bei Schülern entwickelt, das auf der Akzeptanz- und Commitmenttherapie (ACT) des US-amerikanischen Psychologen Steven C. Hayes basiert und sich unter anderem in der Prävention von Burn-Out-Symptomen bei Erwachsenen bewährt hat.

„Verschiedene internationale Studien zeigen, dass fast jeder zehnte Jugendliche unter hohem Stress leidet, wobei ein Großteil der Belastung unmittelbar mit dem Thema Schule zusammenhängt", sagt Prof. Dr. Michael Kaess, Abteilungsleiter an der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie des Universitätsklinikums Heidelberg. Das von ihm und seinem Team entwickelte Programm ist kostenlos und soll zum neuen Schuljahr Ende September 2017 starten. 80 Jugendliche zwischen 13 und 18 Jahren können teilnehmen.

Nützliche Strategien erlernen

„Der Fokus der ACT liegt darauf, ein Problem zu akzeptieren, ohne es gleich bekämpfen oder lösen zu wollen", erläutert Prof. Dr. Michael Kaess. „Dies nennt man Akzeptanz. Im zweiten Schritt, dem Commitment, geht es für die Jugendlichen darum, realistische Lösungswege zu entwickeln. Die Studienteilnehmer erlernen Strategien für den Umgang mit schwierigen Gedanken und stressreichen Situationen. Darüber hinaus soll es darum gehen die eigenen Ziele kritisch zu hinterfragen und herauszufinden, ob sie noch Ressourcen aktivieren können, oder ob sie möglicherweise auch unrealistische Wünsche haben."

In internationalen Studien konnte in Bezug auf schulbezogenen Stress bereits ein positiver Einfluss der ACT gezeigt werden. Im Rahmen des Heidelberger Projekts soll diese Art der Stressprävention nun auch im deutschen Sprachraum und auf Basis detaillierter Daten erforscht werden.

„Wir erwarten von dem Training einen positiven Einfluss sowohl auf das empfundene als auch auf das körperlich messbare Ausmaß an Stress", so Prof. Dr. Michael Kaess. „Auf diese Weise möchten wir die Jugendlichen bei der Bewältigung von Belastungen in Schule und Alltag unterstützen und mehr über wirksame Maßnahmen zur Stressreduktion erfahren."

Heidelberger Schulstudie zeigt Problematik auf

Wie stark Schule bei Jugendlichen das Wohlbefinden beeinflussen kann, zeigt auch eine Forschungsarbeit, die die Heidelberger Forscher im vergangenen Jahr abgeschlossen haben: Dabei untersuchten sie 350 Elftklässler von Heidelberger Gymnasien und stellten fest, dass von der Schule stark gestresste Jugendliche deutlich mehr emotionale Störungen und Verhaltensauffälligkeiten zeigten.

„Aber auch andere Alltagsprobleme, wie zum Beispiel Beziehungsschwierigkeiten mit Eltern oder Gleichaltrigen können wesentliche Stressoren darstellen und Jugendliche krank machen", so Kaess.

Typische Symptome von Stress und Burn-Out sind beispielsweise Erschöpfung, eine zunehmend zynische und negative Grundeinstellung und das Gefühl, den gestellten Anforderungen nicht gewachsen zu sein. Folgen können zum Beispiel Depressionen sowie ein Rückzug aus dem schulischen Umfeld bis hin zum Schulabbruch sein.

Gesundheitlich unbedenkliche Untersuchungen

Das neue Programm des Zentrums für Psychosoziale Medizin startet mit einer ausführlichen Datenerhebung, die nach der Beendigung des Programms nochmals wiederholt wird. Dabei nutzen die Heidelberger Wissenschaftler innovative Technologien: Das Stressempfinden wird nicht nur über Interviews und Fragebögen erhoben, sondern auch über Smartphones, die den Teilnehmern gestellt werden.

Außerdem wird eine Haarprobe entnommen sowie eine Messung der Herzaktivität und des Blutdrucks durchgeführt. Alle Untersuchungen erfolgen nicht-invasiv und sind für die Jugendlichen gesundheitlich unbedenklich, die Teilnehmer erhalten für die Untersuchungen eine Aufwandsentschädigung. Die Daten werden anonymisiert ausgewertet.

Im Anschluss beginnt das acht Sitzungen umfassende und von Psychologinnen begleitete Programm für je zehn Teilnehmer. Besonderen Wert legen die Wissenschaftler darauf, dass die Jugendlichen sich im Rahmen der Sitzungen auch gegenseitig helfen. „Bei den einzelnen Kurstagen werden verschiedene Aufgaben gelöst, aber es wird auch viel miteinander diskutiert. Erfahrungsgemäß sind Jugendliche sehr empfänglich für Tipps und Ratschläge von anderen jungen Menschen", so Prof. Dr. Michael Kaess.

Quelle: Universitätsklinikum Heidelberg

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