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Wenn Eltern unter Depressionen und Co. leiden

Eltern, die unter einer psychischen Störung leiden sollen in einer multizentrischen Studie psychotherapeutisch behandelt werden. © Wavebreakmedia / iStock / Thinkstock

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Psychische Erkrankungen: Wenn Eltern unter Depressionen und Co. leiden

Kinder psychisch kranker Eltern stehen im Mittelpunkt eines neuen Forschungsvorhabens namens „COMPARE-family“. Das Forschungsteam um Prof. Dr. Hanna Christiansen von der Philipps-Universität Marburg möchte herausfinden, ob sich ein spezielles Elterntraining positiv auf die Kinder von Personen auswirkt, die an einer psychischen Erkrankung leiden.

Psychische Erkrankungen wie Depressionen, Angststörungen, Sucht oder Schizophrenie sind nicht nur mit erheblichen Beeinträchtigungen für die Betroffenen verbunden, auch das soziale Umfeld leidet unter den tabuisierten Krankheiten. Fachleute schätzen, dass etwa 25 Prozent der Minderjährigen in der Bundesrepublik ein psychisch erkranktes Elternteil haben.

„Für diese Kinder und Jugendlichen ist es besonders schwer zu verstehen, warum Mama oder Papa sich plötzlich anders verhalten als bisher, nicht mehr mit ihnen spielen oder lachen können“, erläutert Projektleiterin Prof. Dr. Hanna Christiansen. „Viele dieser Kinder müssen mehr Verantwortung übernehmen, als es in ihrem Alter angemessen ist“, führt Christiansen aus.

„Sie machen sich Sorgen um ihre Eltern und suchen die Schuld für deren Verhalten bei sich selbst, weil sie nicht verstehen, worunter die Eltern leiden.“ All diese Belastungen können sich in Schulversagen, stressverbundenen Krankheiten oder Verhaltensauffälligkeiten niederschlagen.

Präventive Angebote für Kinder

Hinzu kommt, dass die betroffenen Kinder ihrerseits ein deutlich erhöhtes Risiko aufweisen, an einer psychischen Störung zu erkranken. Dieses erhöhte Risiko ist einerseits damit zu erklären, dass psychische Störungen teilweise genetisch bedingt sind. Zum anderen sind die Kinder durch die Erkrankung der Eltern stärker belastet.

„Es ist daher dringend notwendig, präventive Angebote zu initiieren, um den Teufelskreislauf zu durchbrechen und zu verhindern, dass die Kinder selbst erkranken“, betont Christiansen. „Faktisch bestehen in unserem Gesundheitssystem jedoch kaum Möglichkeiten, sich diesen Kindern zu widmen, solange sie selbst noch nicht erkrankt sind.“ In der Forschung wurde das Thema bislang kaum behandelt.

Nun sollen Eltern, die unter einer psychischen Störung leiden und Kinder im Alter zwischen sechs und zwölf Jahren haben, in einer multizentrischen Studie psychotherapeutisch behandelt werden. Die Hälfte der Eltern erhält zusätzlich ein Elterntraining, das sogenannte Positive Erziehungsprogramm „Triple P“. Teilnehmen können Eltern mit einer psychischen Erkrankung, die Kinder im Alter zwischen sechs und zwölf Jahren haben und sich einer ambulanten psychotherapeutischen Behandlung unterziehen wollen.

Für die Eltern ist die therapeutische Behandlung kostenlos, sie wird von den Krankenkassen getragen. Für die Studie sucht das Marburger Wissenschaftlerteam derzeit noch Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Selbstverständlich unterliegen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler bei allen Erhebungen der Schweigepflicht.

Quelle: Philipps-Universität Marburg

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