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Europas Gesundheitsversorgung ist vorbildlich

Experten forderten auf dem diesjährigen BMC-Kongress eine Verbesserung der Gesundheitskompetenz. © BMC / Popp

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BMC Kongress 2017: Europas Gesundheitsversorgung ist vorbildlich

Anlässlich des 20-jährigen Verbandsjubiläums des Bundesverbandes Managed Care e. V. (BMC) stand der siebte Jahreskongress unter dem Motto „Versorgung gestalten". Rund 700 Teilnehmer diskutierten in Berlin die Möglichkeiten einer effizienten und patientenzentrierten Gesundheitsversorgung. Ein besonderer Fokus lag dabei auf Best Practice Modellen aus dem Ausland - und den Chancen, diese in Deutschland zu etablieren.

Prof. Dr. Amelung © BMC / PoppProf. Dr. Amelung, Vorstandsvorsitzender des BMC © BMC / Popp

Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe betonte in seiner Eröffnungsrede, die Kommunikation im Medizinstudium solle verbessert und die Gesundheitskompetenz in der Bevölkerung gestärkt werden. Über 54 Prozent der Deutschen seien nicht in der Lage, Informationen der Ärzte und Apotheker zu verstehen. Die Fähigkeiten jenseits des konkreten medizinischen Fachwissens in den Gesundheitsberufen spielten eine wichtige Rolle. Zudem dürfe die Spezialisierung nicht dazu führen, Patienten im Behandlungsverlauf aus den Augen zu verlieren, da medizinische Behandlung eine Mannschaftsleistung sei: Gute Versorgung kann nur gemeinsam gelingen.

Noch gäbe es viel zu tun – und alle Akteure im Gesundheitswesen müssen zusammenwirken, um besser zu werden. Die Gesetze des letzten Jahres haben den richtigen Weg bereitet, beispielsweise in der Arzneimitteltherapiesicherheit. Auch der Innovationsfonds fördere zahlreiche zukunftsweisende Projekte für eine verbesserte sektorenübergreifende Patientenversorgung.

Prof. Dr. Volker Amelung, Vorstandsvorsitzender des BMC, fügte hinzu, die Interoperabilität sei ein zentraler Bestandteil vernetzter medizinischer Versorgung. Ferner müssen Fehlanreize im Gesundheitswesen abgebaut und die Zusammenarbeit aller Gesundheitsberufe gestärkt werden. Die Transparenz und Verfügungsgewalt über die Daten gehöre in die Patientenhand, die Krankenkassen sollen zur Transparenz über ihre Ergebnisse verpflichtet werden und ein kürzerer Weg für digitale Innovationen in die Versorgung sei notwendig.

Vorsorgen und Versorgen

Dr. von Hirschhausen © BMC / PoppDr. Eckart von Hirschhausen, Gründer der Stiftung „Humor hilft heilen“ © BMC / Popp

Arzt und Gründer der Stiftung „HUMOR HILFT HEILEN", Dr. Eckart von Hirschhausen, verdeutlichte in unterhaltsamer Art, wie positive Psychologie unsere Gesundheit stärken kann. Da wir in einer Welt leben, in der es immer schwerer sei, Vernunft durchzusetzen, sollten wir bei uns selbst anfangen und unsere Gesundheit fördern, beispielsweise mit gesunder Ernährung.

Außerdem tragen Ehrenämter, soziale Verantwortung und Freude am Leben zu einer höheren Lebenserwartung von bis zu sieben Jahren bei. Positive Vorbildfunktion haben auch Erkrankte mit innovativen Lösungen, die sie oft aus eigenem Anreiz entwickelt haben. Die Zusammenarbeit mit ihnen sei sinnvoll und bedarf der Unterstützung. Sie stellen keine Konkurrenz für Ärzte dar, sondern können andere Patienten besonders motivieren.

Der Bedarf an verständlicher Information in der Medizin sei insgesamt enorm, so der Kinderarzt und Autor. Leider wissen die Ärzte oft selber nicht, auf welchen Internetseiten sie relevante Informationen finden. Zudem sei das Vertrauen in die Arzt-Patienten-Beziehung vielfach durch wirtschaftliche Interessen der Leistungserbringer gestört. Das Wohl des Patienten sei jedoch das höchste Gesetz.

Beispiele in Europa und den USA

Nanna Skovgaard © BMC / PoppNanna Skovgaard, Leiterin der Abteilung Gesundheitsökonomie im dänischen Gesundheitsministerium © BMC / Popp

In Europa gibt es viele Vorbilder für gelungene Patienteninformation und vernetzte Versorgung: Österreich etwa habe mittlerweile ein Patientenportal, auch wenn es auf deutsche Internetseiten verweise, teilte Gesundheitsminister Hermann Gröhe mit. Norwegen entwickelte in den letzten Jahren ein umfangreiches Portal und die Schweiz beginne auch gerade damit, ergänzt von Hirschhausen. Darüber hinaus wurde dem Publikum ein innovatives Versorgungsmodell aus den USA, die Veterans Health Administration (VHA), das dänische Gesundheitssystem und das Modell der Schweiz präsentiert.

Die VHA, die die gesundheitliche Versorgung des Militärs und seiner Angehörigen in den USA sichert, bietet zahlreiche patientengetriebene Modelle. So sind verschiedene Digital-Health-Angebote und Videokonferenzen bereits integriert. Sichere Emails zwischen Arzt und Patient oder ein automatischer Textmessenger, der an die Überwachung von Körperfunktionen erinnert und diese Daten direkt an den Arzt weiterleitet, tragen zur Patientenzufriedenheit ohne lange Wartezeiten bei und sind zudem kostengünstig.

Das dänische Gesundheitssystem sei zwar teuer, aber sehr effizient, erklärte Nanna Skovgaard, Leiterin der Abteilung Gesundheitsökonomie im dänischen Gesundheitsministerium. So gibt es in Dänemark fünf eigene Regionen mit 98 Gemeinden, in denen zwar Krankenhäuser geschlossen, doch E-Health-Angebote vermehrt integriert wurden. Ferner entstehen neue riesige „Superkrankenhäuser" – beispielsweise in Aarhus. Diese bieten eine bestmögliche integrierte Versorgung an einer zentralen Einrichtung. Die Kultur der Dänen trage dazu bei, solche Angebote zu akzeptieren, so die Gesundheitsökonomin.

Die Schweiz habe die Heterogenität als Chance begriffen und daraus ein passendes Modell entwickelt – durch wirkungsvolle Integration und Koordination, vermittelte PD Dr. Peter Berchtold, Präsident des Forum Managed Care. Noch ist das elektronische Patientendossier (EPD) im Aufbau, doch bereits ab dem Inkrafttreten im Frühjahr 2017 wird eHealth Suisse der Bevölkerung allgemeine Informationen zur Verfügung stellen. Dazu gehören eine Website für die Bevölkerung und Gesundheitsfachpersonen, erklärende Videos, Flyer und Broschüren. Für Mitte 2018 ist die Zertifizierung der EPD-Dachmarke geplant.

Intelligente Konzepte auch in Deutschland

Auch bereits vorhandene Versorgungsnetzwerke in Deutschland zeigen: Vergütung kann transparent und einfach sein – wie das Arztnetzwerk „Gesundes Kinzigtal" zeigt, das zu den ersten Mitgliedern der Agentur deutscher Arztnetze zählt. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) und die von ihr gegründete Initiative Intelligente Vernetzung haben „Gesundes Kinzigtal" im Oktober 2016 mit dem ersten Preis des Wettbewerbs „Intelligente Regionen Deutschlands" ausgezeichnet.

Auch das Gesundheitsnetz Qualität und Effizienz eG, Nürnberg, das aktuell durch den Innovationsfonds gefördert, besitzt ein vorbildliches Vergütungssystem. Daneben sind Wissensmanagement und Kommunikation dieser Netze weitere Schwerpunkte, die darauf abzielen, adäquates Personal zu finden, auszubilden und zu binden sowie – und das ist das wichtigste Ziel – zufriedene Patienten zu generieren.

Mirjam Bauer


Film zum Bundesverband Managed Care e.V. – anlässlich des 20-jährigen Jubiläums des Verbands.

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