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Frau hält Papierlunge vor Brustkorb.

Seit Jahren fordern Experten und Expertinnen ein Früherkennungsprogramm für Lungenkrebs. © SewcreamStudio / iStock / Getty Images Plus

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Krebsfrüherkennung bei Rauchern: Kommt das Lungenkrebsscreening per Niedrigdosis-CT?

Noch gibt es in Deutschland keine Lungenkrebs-Vorsorgeuntersuchung für Risikogruppen, wie es bereits seit Jahren bei der Brust- oder Darmkrebsvorsorge etabliert ist und durch die Krankenkassen finanziert wird. Das wird sich vielleicht bald ändern.

Denn der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) hat Beratungen zur Früherkennung von Lungenkrebs bei Raucherinnen und Rauchern mittels Niedrigdosis-Computertomografie aufgenommen.1

Lungenkrebs wird oft nur per Zufall entdeckt – oft zu spät

Etwa 57000 Menschen erkranken an einem Lungen-Karzinom pro Jahr. Spät erkannter Lungenkrebs gehört zu den ungünstigen Tumoren. Die Fünf-Jahres-Überlebensrate ist niedrig. Bei Frauen liegt sie bei rund 25 Prozent, bei Männern bei etwa 19 Prozent.

Wie bei allen Krebsarten sind die Überlebensaussichten deutlich besser, wenn das Stadium der Erkrankung noch niedrig ist. Aber Lungenkrebs im frühen Stadium verursacht oft keine Beschwerden.2 Er wird daher häufig nur per Zufall und spät, beispielsweise bei einer Routine-Lungenaufnahme für eine Narkose, beim Verdacht auf eine Herzerkrankung oder bei einer langwierigen Bronchitis entdeckt.

Tabakrauch ist das größte Risiko für Lungenkrebs

Tabakrauch zählt bekanntlich zum größten Risiko für Lungenkrebs. Die Vorsorge-Untersuchung mittels Niedrigdosis-Computertomografie (Low-Dose-CT) würde sich daher speziell an aktive und ehemalige starke Raucherinnen und Raucher in einem späteren Lebensalter richten.

Des Weiteren haben die drei histologischen Haupttypen des Lungenkrebses unterschiedliche Prognosen und Behandlungsmöglichkeiten. Vor allem wird zwischen kleinzelligen (SCLC) und nicht-kleinzelligen (NSCLC) Lungenkarzinomen unterschieden. Adenokarzinome (NSCLC) machen 44 Prozent der Fälle aus, etwa 21 Prozent entfallen auf das Plattenepithelkarzinom (auch NSCLC) und etwa 15 Prozent auf das kleinzellige Bronchialkarzinom, das wegen seiner frühen Metastasierung die schlechteste Prognose aufweist.1

Heute haben in Deutschland viele Lungenkrebserkrankte schon zum Zeitpunkt der Diagnose bereits ein fortgeschrittenes Tumorstadium (Stadium III), oft schon mit Beteiligung der Lymphknoten oder Metastasen in anderen Organen (Stadium IV). Vor allem bei nicht-kleinzelligen Lungenkrebserkrankungen hätte eine Diagnose in einem frühen Tumorstadium beispielsweise durch einen chirurgischen Eingriff und eine Nachbehandlung eine weitaus günstigere Prognose.3

Früherkennung von Lungenkrebs bei Raucherinnen und Rauchern

Im Dezember 2023 hat der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) seine Beratungen zur Früherkennung von Lungenkrebs bei Raucherinnen und Rauchern mittels Niedrigdosis-Computertomografie eingeleitet. Dieses Jahr wird die erforderliche strahlenschutzrechtlich Rechtsverordnung des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) erwartet. Nach Inkrafttreten der Verordnung hat der G-BA dann eine Frist von 18 Monaten, um über die Einführung als Kassenleistung zu entscheiden.

Positive Nutzenbewertung von Lungenkrebsscreening

Im Auftrag des G-BA hatte das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) bereits 2020 eine umfangreiche Bewertung des Lungenkrebs-Screenings vorgenommen. Das Institut stellte in seiner Studie fest, dass der Nutzen der regelmäßigen radiologischen Untersuchung den möglichen Schaden durch Strahlenbelastung, falsch-positive Befunde oder eine Überbehandlung bei Personen mit erhöhtem Lungenkrebsrisiko durch starkes Rauchen überwiegt.4

Jedoch konnte das IQWiG keinen direkten Einfluss des Lungenkrebsscreenings mittels Low-Dose-CT auf das Gesamtüberleben aller in die Untersuchung eingegangenen Menschen im Vergleich zu keinem Screening belegen. Denn bei diesen statistisch erfassten Erkrankten, teils im hohen Alter, traten neben der Diagnose Lungenkrebs auch andere lebensbedrohliche Krankheiten auf. Anders gesagt: Nicht alle Menschen, die in die Studie eingingen, starben an einem Lungenkarzinom, sondern mit einem. Auch andere Krebsarten, koronare oder andersartige schwere Lungen-Erkrankungen waren die Ursache für das Lebensende.

Jedoch lag für die lungenkrebsspezifische Mortalität der Hinweis auf einen sinnvollen Nutzen für das Low-Dose-CT-Screening vor. Die Forschenden vom IQWiG kamen zum Schluss, dass das Screening auch einen positiven Effekt auf die Gesamtmortalität haben wird, wenn es als Angebot der Gesetzlichen Krankenkassen an starke und ehemalige Raucher eingeführt wird.4

Positive Bewertung auch durch das Bundesamt für Strahlenschutz

Zudem hat das Bundesamt für Strahlenschutz im Auftrag des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) die Datenlage ebenfalls einer wissenschaftlichen Bewertung unterzogen. In seinem veröffentlichten Bericht Ende 2021 kommt es auch zu dem Ergebnis, dass ein strukturiertes Lungenkrebsscreening die Lungenkrebssterblichkeit reduzieren kann.5

Lungenkrebsscreening für wen und von wem?

Seit Jahren fordern Experten in Deutschland ein Früherkennungsprogramm für Lungenkrebs. Im Ausland wie zum Beispiel in den USA, Kanada und Großbritannien ist es bereits etabliert.

Längst ist jedoch klar: Nicht für jeden Raucher kommt die Untersuchung in Frage. Die Zielgruppe der Hochrisikopopulation muss genau definiert werden. Vorgeschlagen wird eine Altersspanne zwischen 50 und 75 Jahren. Zudem soll berücksichtigt werden, wie lange wie viele Tabakprodukte geraucht wurden.
Darüber hinaus sei die Qualitätssicherung des Lungenkrebsscreenings in entsprechend ausgestatteten radiologischen Zentren genauso wichtig wie die Festlegung der nachfolgenden diagnostischen oder therapeutischen Schritte.

Bisher ist das Mammographie-Screening zur Brustkrebs-Früherkennung das einzige in Deutschland zugelassene Verfahren zur Früherkennung mithilfe von Röntgenstrahlung.

Beatrix Polgar-Stüwe


Quellen:

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