Die digitale Tomosynthese verbessere die Krebserkennung und verringere die Rückrufrate, bestätigte die European Society of Breast Imaging bereits im Jahr 2017. Zudem sehen viele Fachgesellschaften diese Methodik als künftiges Routineverfahren zum Mammografiescreening.
Bei der herkömmlichen Mammografie überlappen die Gewebestrukturen in der 2D-Darstellung, sodass auffällige Strukturen dem Betrachter entgehen können (= falsch negativ). Auf der anderen Seite erzeugen Überlagerungen teilweise verdächtige Strukturen und so unter Umständen falsch positive Befunde. Daneben ist das dichte Brustdrüsengewebe bei rund fünf bis acht Prozent aller Frauen eine weitere Herausforderung.
So referierte Prof. Dr. Walter Heindel auf dem 34. Krebskongress in Berlin über die technischen Möglichkeiten sowie den klinischen Nutzen in der senologischen Bildgebung: „Das Mammographie-Screening in der Brustkrebsvorsorge ist eine wichtige Möglichkeit, Krebs früh zu erkennen und die Sterblichkeit zu senken. Weitere Verbesserungen bringt die Tomosynthese – bei Frauen mit dichterem Brustgewebe ergänzt durch zusätzliche Ultraschall- und MRT-Untersuchungen.“
Studienergebnisse in 2021 erwartet
Eine von dem Experten aus der Uniklinik Münster mitbetreute ‚ToSyMa-Studie‘ endete ursprünglich im März 2020, die Auswertung soll 2021 zur Verfügung stehen – mit rund 66 000 Teilnehmerinnen. Hier werden relevante Daten zur Wertigkeit der Tomosynthese im Screening erwartet. Noch diskutieren Fachleute, ob das neue Verfahren eine Überdiagnostik darstelle oder ob sich damit tatsächlich mehr Tumore identifizieren lassen. Allerdings wird die Studie aktuell sogar verlängert, um die Frage, ob durch das vermehrte Entdecken allgemeiner Tumore weniger Intervallkarzinome auftreten, zu klären.
Die neue Methodik erfordert jedoch auch Übung. Neue Techniken bedeuten mehr Schulungen, es gibt neue Qualitätsanforderungen, so wie beim Sprung vom klassischen Röntgen zum CT. Es müssen mehr Bilder interpretiert werden und die Befundung dauert länger, da auch die Einzelschichtbilder angesehen werden müssen.
Für MTA ist die Tomosynthese jedoch ein spannendes Zukunftsfeld, betonte der Münsteraner Professor: „Hier können sie eigenverantwortlich arbeiten. Sie sind die Personen im Screening, die ohne Arzt agieren und die 3D-Bilder herstellen. Dabei müssen sie selbstständig entscheiden, ob die Qualität adäquat ist oder ob weitere Aufnahmen nötig sind. Für das Screening sind die Anforderungen sehr hoch. Zudem beraten MTRA die Frau und sind deren Erstkontakt.“
Spannendes Berufsbild der MTRA
Überall herrscht aktuell ein großer Mangel an Fachkräften und MTRA – daher ist ihre Arbeitsbelastung sehr hoch. Ein Vorteil im Screening ist die planbare Terminarbeit ohne Nacht- und Bereitschaftsdienste. Sie erfolgt zwar in hoher Taktzahl pro Tag und stellt damit eine enorme Belastung dar, findet dafür im Team statt und ist qualitativ sehr hochwertig. Ältere oder erfahrene Kollegen, die nicht mehr in der Klinik arbeiten wollen, finden hier gute Bedingungen.
Ebenso ist der Einsatz in mobilen Screeningeinheiten möglich. In Nord- und Ostfriesland kommen die MTRA vermehrt zu den Patientinnen statt umgekehrt, sie erreichen sogar per Fähre die Inseln.
„In Nordrhein-Westfalen läuft das Screening auch aufgrund der ToSyMa-Studie bereits wunderbar, wir sind gut aufgestellt und haben starke Teams“, sagt Prof. Heindel. „In anderen Bundesländern herrscht eher Mangel mit einem hohen Bedarf an MTRA. Ich leite eine MTRA-Schule in Münster und kann nur sagen: Gut ausgebildete Fachkräfte finden sofort einen Job. Wenn man Verantwortung übernehmen möchte, hat das Effekte für die Karriere; und durch neue Techniken bleibt der Beruf immer spannend. Ganz entscheidend ist es, dass wir MTA ausbilden, unterstützen, schulen und begeistern müssen.“
Mirjam Bauer