Branche
on
Notfall am Herzen

Meist tritt die Erkrankung im Zusammenhang mit hoher körperlicher oder emotionaler Belastung auf. © thumb / iStock / Getty Images Plus

| | | |

Broken-Heart-Syndrom: Notfall am Herzen

Ein gebrochenes Herz ist nicht unbedingt ein psychologisches Problem. Das sogenannte Broken-Heart-Syndrom ist eine bedrohliche Erkrankung des Herzmuskels.

Atemnot, kalter Schweiß und Thoraxschmerz – bei Patienten mit diesen Symptomen wird in der Regel die Verdachtsdiagnose Herzinfarkt gestellt. Ist zusätzlich das EKG verändert, bereitet sich der behandelnde Arzt auf das Freisetzen einer verstopften Koronararterie vor. Doch in einigen Fällen liegt trotz der Beschwerden kein verschlossenes Gefäß vor, stattdessen weist die Herzkammer eine ungewöhnliche Form auf.

Das Broken-Heart-Syndrom stellt eine seltene Funktionsstörung des Herzmuskels dar, deren Anzeichen denen eines Herzinfarktes ähneln. Typisch ist die plötzlich einsetzende, schwerwiegende Abweichung der Pumpfunktion des Herzens, wobei die Symptome (heftige Herzrhythmusstörungen bis hin zu einem kardiogenen Schock) mitunter lebensbedrohlich sind.

Meist tritt die Erkrankung im Zusammenhang mit hoher körperlicher oder emotionaler Belastung auf, wie etwa dem Tod eines geliebten Menschen, Liebeskummer oder traumatisierenden Erlebnissen (beispielsweise körperliche Gewalt oder Naturkatastrophen). Während des Anfalls bläht sich die linke Herzkammer am unteren Ende auf, die Bereiche in Richtung des Vorhofs bleiben eng.

Die entstandene Form ähnelt einem Tonkrug, daher trägt die Krankheit auch die Bezeichnung „Tako-Tsubo-Kardiomyopathie“, benannt nach einer japanischen Tintenfischfalle. Weitere Synonyme sind Stress-Kardiomyopathie, Apical Ballooning Syndrom, Katecholamin-Kardiomyopathie oder Gebrochenes-Herz-Syndrom. Patienten werden im Initialstadium intensivmedizinisch betreut und erhalten Beta-Blocker, ACE-Hemmer und gegebenenfalls Aldosteronantagonisten.

Ist die Akutphase der Erkrankung abgeschlossen, sollten im Rahmen der Therapie auch psychosomatische Aspekte berücksichtigt werden. Bei einer Verschlechterung des Syndroms wird unter Umständen der Einsatz eines Kunstherzens (Left Ventricular Assist Device) als Brückentherapie in Erwägung gezogen bis sich die Ventrikel erholt haben.

Die meisten Patienten regenerieren sich innerhalb einiger Wochen, allerdings erleiden ungefähr zehn Prozent der Personen einen sogenannten kardiogenen Schock, eine Schockform, die durch das Pumpversagen des Herzens hervorgerufen wird. Das Herz ist dabei nicht mehr in der Lage das Herzzeitvolumen, also das Blutvolumen, das pro Minute in den Kreislauf gepumpt wird, aufrechtzuerhalten. Betroffene weisen auch langfristig ein erhöhtes Risiko auf, sodass weitere Verlaufskontrollen von besonderer Bedeutung sind.

Aktuelle Forschung

Wissenschaftler um Christian Templin vom Universitätsspital Zürich fanden heraus, dass bei Menschen mit Broken-Heart-Syndrom die Hirnregionen schlechter miteinander kommunizieren als bei Gesunden. Dies betrifft vor allem den Hippocampus, die Amygdala sowie den Gyrus cinguli.

Laut Templin sind das die Bereiche, die normalerweise die Stressantwort kontrollieren. Im Umkehrschluss mindert die mangelnde Kommunikation der Hirnareale die Belastbarkeit und macht Betroffene anfälliger für eine Kardiomyopathie. Ungeklärt ist jedoch, ob die Hirnveränderungen die Ursache oder die Folgen der Herzmuskelschwäche sind.

Martina Görz


Quellen:

Newsletter abonnieren

Newsletter Icon MTA Blau 250x250px

Erhalten Sie die wichtigsten MT-News und Top-Jobs bequem und kostenlos per E-Mail.

Mehr zum Thema

Leber
Gebrochenes Herz an Betonwand

Das könnte Sie auch interessieren

Blutsaugende Mücke
Außenansicht Deutsches Röntgenmuseum in Remscheid-Lennep
Insektenschutzmittel wird auf die Haut gesprüht