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Wandel und Weiterbildung im Fokus

Vom 29. Mai bis 1. Juni 2019 trafen sich SpezialistInnen aller radiologischen Disziplinen zum 100. Deutschen Röntgenkongress in Leipzig. © Deutsche Röntgengesellschaft e.V. (DRG)

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Röntgenkongress 2019: Wandel und Weiterbildung im Fokus

Der 100. Jubiläumskongress der Deutschen Röntgengesellschaft im Mai zog neben den Radiologen auch rund 1600 MTRA und SchülerInnen ins Messe-Kongresszentrum nach Leipzig. Unter dem Motto „Einheit in Vielfalt“ stand die interdisziplinäre Vernetzung in den Bereichen Früherkennung, Radiologie 4.0 sowie Jung und Alt im Vordergrund.

Die Vereinigung der Medizinisch-Technischen Berufe (VMTB) hatte mit der Deutschen Röntgengesellschaft (DRG) ein attraktives und vielseitiges Programm für MTRA zusammengetragen. Gleich am ersten Tag stellte Anton Quinsten, Leitender MTRA im Universitätsklinikum Essen, seine Visionen vor: Unter dem Titel „MTRA 4.0 – wir müssen uns verändern!“ ging es um Weiterbildung, Qualität und Wissensweitergabe im Kontext der Digitalisierung der Gesundheitsversorgung.

Dabei spielt die Künstliche Intelligenz eine immer wichtigere Rolle. Der MTRA zeigte anhand von Beispielen auf, wie wichtig die Bereitschaft zur Veränderung sei. Viele Berufe müssen neu erlernt werden – und ohne Weiterbildung sowie lebenslanges Lernen funktioniere gar nichts, so Quinsten. Er hielt ferner eine Anpassung der Kurrikula für unabdingbar, die die neuen Anforderungen hinsichtlich technischer und organisatorischer Kompetenz aufbauen.

KI als Chance begreifen

Portraitbild © Universitätsklinikum EssenAnton Quinsten, Leitender MTRA im Universitätsklinikum Essen © Universitätsklinikum Essen

MTRA sind „hochqualifiziert und wichtig“, so der Tenor auf dem Röntgenkongress. Sie fungieren künftig eher als Kontrollinstanz, sind das Bindeglied zu den Patienten und ermöglichen durch ihr direktes Agieren ein hohes Maß an Patientensicherheit und -zufriedenheit. Die Anzahl der Untersuchungen vor allem im Bereich CT und MRT steigen weiter kontinuierlich an, wodurch die Herausforderungen des Fachkräftemangels immer größer werden. Deshalb sollte man beispielsweise Robotik als unterstützendes Element annehmen.

„Die KI ersetzt dabei nicht die Menschen, sondern schafft neue und spannende Möglichkeiten – und Effizienzsteigerung durch neue Prozesse“, so Quinsten in Leipzig. Bei der Kontrastmittelgabe könne man durch KI schon 90 Prozent einsparen, weil die Bilder viel besser ausgewertet werden. Zudem nutzt die Radiologieabteilung in Essen schon virtuelle Cockpits mit Untersuchungsmanagern, die über Voice-IP mit den Patientenmanagern (= MTRA am Patienten) verbunden sind.

Die Untersuchungsmanager bedienen dabei bis zu drei Geräte und können dies ortsunabhängig, also prinzipiell auch von zu Hause aus, durchführen. Damit jeder Kollege auch im Patientenkontakt bleibt, rotiert die Rolle des Managers. So lautet Quinstens Plädoyer: Lasst uns den Wandel mutig annehmen, „für die nächsten 100 Jahre“.

Der MTRA weiter: „Wir wollen die Veränderungen selbst aktiv gestalten und entwickeln bereits neue Berufsformen wie den RIT‚ Radiologie-Informations-Technologen, der für das Arbeitsgebiet der MTRA technologische und organisatorische Kompetenz bündelt, dieses Wissen an die Kollegen und Behandler vermittelt, im Alltag Unterstützung leistet und gegenüber dem Management als Ansprechpartner für den Wandel fungiert.“

Weiterbildung in leitenden Funktionen

In einer abendlichen Session „Weiterbildung und Qualifikation“ beleuchteten zwei ehemalige MTRA aus dem Universitätsklinikum Düsseldorf Weiterbildungsmöglichkeiten für die Bereiche Leitung, Lehrkraft oder Management. So vermittelte Lisa Heise, Schulleiterin in Düsseldorf, die Möglichkeiten, qualitativ und zielführend in der MTA-Ausbildung mitzuwirken. So gebe es Dozenten, Lehrkräfte und Praxisanleiter mit verschiedenstem Hintergrundwissen.

Am Ende zielen alle darauf ab, eine qualifizierte Ausbildung der MTRA zu erreichen, denn kompetente Auszubildende bedeuten eine kürzere Einarbeitungszeit und einen dementsprechend rascheren Einsatz als Fachkraft, ein sehr wichtiger Aspekt im Kontext anhaltenden Personalmangels. Dozent werden könne jeder, der spezialisiert sei, beispielsweise im Bereich CT, MRT, Angio oder Kardio.

Das Wichtigste für ein solches Engagement dabei sei die Eigeninitiative, so die Schulleiterin. Die Weiterbildung zur Lehrkraft steht jedem offen. Es gibt allerdings keine einheitliche nationale Regelung zur fachlichen Eignung, die Wege Studium und nichtakademische Weiterbildung beinhalten verschiedene Vor- und Nachteile. Das Land NRW stellt Lehrkräfte nur mit Bachelorabschluss ein. Laut dem nationalen Pflegeberufegesetz müssen Lehrer sogar einen Master vorweisen. Deshalb ist es gegebenenfalls zukunftssicherer, ein Studium in Betracht zu ziehen; auch wenn dieses nicht direkt auf MTRA zugeschnitten ist, mehr kostet und länger dauert.

Diese Weiterbildung in rund 400 Stunden bei Kosten von unter 3000 Euro leistet beispielsweise die Medizinisch-Technische Akademie Esslingen, in Kooperation mit dem VMTB, DIW-MTA und DVTA. Das dreijährige Studium (Bachelor sechs bis neun Semester, Master vier bis fünf Semester) kostet zwischen 10 000 und 15 000 Euro, abhängig vom Anbieter und Studienform. In vielen Bundesländern eignen sich dafür die Studiengänge Gesundheitsbildung/-pädagogik, Medizinpädagogik, Medical Education etc. Für sehr sinnvoll hält Heise die Weiterbildung zum/r Praxisanleiter/in.

Diese pädagogische Zusatzqualifikation dauert zwischen 20 und 300 Stunden und wird von diversen Veranstaltern angeboten. Durch didaktisch geschulte Ansätze erhöht sich die Qualität der Wissensvermittlung und verbessert sich die Gestaltung von Lernarrangements und Evaluationsstrategien. Zudem ermöglicht die Nähe zu den Auszubildenden großen Einfluss auf die fachliche, soziale, methodische und personale Kompetenz. Allgemein gilt für jeden Lehrverantwortlichen: Wenn man selbst an neuen Themen „dran“ bleibt, lebenslang lernt und eine gute Ausbildung vorweist, unterstützt man nachfolgende Generationen.

Management/Betriebswirtschaft

© Mirjam Bauer(v. l. n. r.) Lisa Heise, Schulleiterin in Düsseldorf; Antje Sombetzki, Krankenhausbetriebswirtin; M. Anschütz (Sessionleitung) © Mirjam Bauer

Diese Aussagen unterstrich ebenso die zweite Referentin, Antje Sombetzki, Krankenhausbetriebswirtin am Institut für Diagnostische und Interventionelle Radiologie. Sie stellte die Weiterbildung im Bereich BWL vor. Weil das Gesundheitswesen stark wächst, gleichzeitig aber unter einem hohen Kostendruck steht, bleiben Wirtschaftlichkeit und Effizienz relevant. Daher werden in Zukunft leitende Positionen häufiger mit Personen besetzt, die betriebswirtschaftlich denken und handeln.

Da die Berufsgruppe MTRA am Schnittpunkt zwischen Wirtschaftlichkeit und medizinischer Exzellenz steht, sollte sie sich nicht von kaufmännischen Leitungen steuern lassen, sondern selbst gestalten. Es stehen vielfältige Studiengänge zur Verfügung: ein berufsbegleitendes Studium, ein Fernstudium oder die Ausbildung zum Gesundheitsbetriebswirt (DIW-MTA). Zulassungsvoraussetzungen sind meist das Abitur oder eine abgeschlossene, mindestens zweijährige Berufsausbildung mit mindestens drei Jahren Berufspraxis, teilweise gibt es auch eine Einstufungsprüfung.

Die Kosten für das Studium sind nicht zu vernachlässigen. Die FOM Hochschule (dual, Vorlesungen am Abend oder Wochenende) verlangt für sieben Semester rund 13 000 Euro. Niederlassungen gibt es in ganz Deutschland. Ähnlich liegt die Dauer bei der Apollon-Hochschule (Online-Studiengang) mit 1,5 bis zwei Jahren Dauer und 10 000 bis 11 500 Euro, beim Versand von Papiermaterial fallen zusätzlich fast 1000 Euro an. Abschließend kann man einen Bachelor, Master oder MBA (international) erlangen.

Die dritte Möglichkeit ist die Ausbildung bei DIW-MTA, die allerdings keinen akademischen Abschluss anbietet. Doch aufgrund der vergleichsweise niedrigen Kosten (4800 bis 5300 Euro) empfiehlt die Prozess- und QM-Beauftragte aus Düsseldorf diese Möglichkeit ebenso. Mit einer Klausur und einer mündlichen Prüfung beendet man diese circa dreijährige Weiterbildung. Die Wegmarken für die Weiterentwicklung in der Radiologie sind gesetzt: Die Digitalisierung wird sowohl auf dem 101. Röntgenkongress eine wichtige Rolle spielen – und ebenso verstärkt im Alltag der MTRA. Und die Konsequenz für MTRAs? Wissen, verstehen, für das persönliche Vorankommen nutzen!

Von Mirjam Bauer

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