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Weiterbildung und Vernetzung für technische Assistenten

Die technischen Mitarbeiter in einer Biobank sind für die korrekte Annahme, Lagerung, Verarbeitung und Ausgabe der Bioproben verantwortlich. © German Biobank Node

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Biobanken: Weiterbildung und Vernetzung für technische Assistenten

Dr. Cornelia Rufenach ist Executive Director des German Biobank Node (GBN), dessen Geschäftsstelle an der Charité angesiedelt ist. Der GBN ist eine zentrale Kooperationsplattform für die deutsche Biobanken-Gemeinschaft und vertritt die Interessen der deutschen Biobanken im europäischen Biobankennetzwerk BBMRI-ERIC. Auf dem jährlich in Berlin tagenden Biobanksymposium stellte Dr. Rufenach eine Umfrage vor, die der Vernetzung und Fortbildung der MTA dient. MTA – Das Portal sprach mit ihr über diese Herausforderungen.

Wie viele technische Angestellte hat eine Biobank durchschnittlich?

Dr. Cornelia Rufenach: Im Durchschnitt arbeiten fünf bis sechs technische Mitarbeiter/innen (TA) an einem Biobankstandort der German Biobank Alliance (GBA) – einem vom BMBF geförderten Projekt zur Vernetzung nationaler Biobanken. Die überwiegende Mehrheit dieses technischen Personals, etwa 70 Prozent, hat eine Ausbildung als MTLA, die nächste größere Gruppe bilden BTA.

Ferner gibt es eine kleinere Mischung anderer naturwissenschaftlich geprägter Ausbildungen, die für die Aufgaben in der Biobank geeignet sind. 60 Prozent dieser Mitarbeiter arbeiten seit maximal drei Jahren in einer Biobank und sind auch deshalb an einem Austausch mit Kollegen sehr interessiert.

Was haben die technischen Assistenten in Biobanken für Aufgaben?

Dr. Cornelia Rufenach © privatDr. Cornelia Rufenach, Executive Director des German Biobank Node (GBN) © privat

Rufenach: Die technischen Mitarbeiter in einer Biobank sind für die korrekte Annahme, Lagerung, Verarbeitung und Ausgabe der Bioproben verantwortlich. In ihren Aufgabenbereich fallen ebenso die Vorbereitung der Proben für den Transport und die Entsorgung von nicht genutzten Materialien. Hierbei leisten sie wichtige Qualitätsmanagementaufgaben. Sie stellen sicher, dass die Biomaterialproben während der einzelnen Prozessschritte sachgemäß behandelt und in keiner Weise beschädigt werden.

Außerdem verhindern sie das An- oder Auftauen gefrorener Proben, dies ist eine extrem wichtige Aufgabe. So hängt die Qualität einer Bioprobe zu einem großen Teil von der korrekten Arbeit der technischen Mitarbeiter ab. Neben der praktischen Arbeit mit den Proben muss das technische Personal die verschiedenen Prozessschritte von der Annahme bis hin zum Versand korrekt dokumentieren und eventuelle Abweichungen von der Standardvorgehensweise notieren – ähnlich wie im QM eines Labors geschieht dies über SOPs (Standard Operating Procedure, Anm. d. Red.).

Sehr häufig wird in den Biobanken die Bearbeitung von Flüssigproben wie Blut oder Urin von der Bearbeitung von Gewebeproben getrennt gehandhabt, deshalb unterscheiden sich die Aufgabenspektren der jeweils zuständigen TA ein wenig voneinander.

Sie haben eine Umfrage unter technischen Assistenten, die in Biobanken arbeiten, gestartet. Was beinhaltete diese konkret?

Frau vor Kühlschrank © German Biobank NodeDie GBA entwickelt Weiterbildungsmaßnahmen, die auf die Bedürfnisse des technischen Personals zugeschnitten. © German Biobank Node

Rufenach: Das Hauptziel der Umfrage unter GBA-Biobanken war die Erfassung des Weiterbildungsbedarfs. So sollte das technische Personal den eigenen Weiterbildungsbedarf bezüglich biobankspezifischer Themen angeben, ferner wurden die anderen Mitarbeiter gebeten, den Weiterbildungsbedarf der technischen Assistenten einzuschätzen.

Auf diese Weise konnten spezifische Themen aus dem Alltag der technischen Arbeitskräfte identifiziert werden, für die sich beide Zielgruppen dieser Umfrage Fortbildungsangebote wünschten. Im Rahmen der Umfrage wurde zusätzlich der bestehende Wissensstand des technischen Personals in Bereichen wie Annahme, Lagerung, Verarbeitung und Ausgabe der Bioproben erfasst; zudem wurde nach bereits absolvierten Weiterbildungen gefragt.

Basierend auf den erhobenen Ergebnissen entwickelt die GBA Weiterbildungsmaßnahmen, die auf die Bedürfnisse des technischen Personals zugeschnitten sind und im Einklang mit den Wünschen der Mitarbeiter der TA stehen.

Warum ist Weiterbildung für (spezialisierte) TA wichtig?

Frau vor Labortisch © German Biobank NodeDie Vorgehensweise des Personals gewährleistet eine gleichbleibend hohe Qualität aller Biomaterialproben. © German Biobank Node

Rufenach: Die Qualität von Biomaterialproben ist maßgeblich von der korrekten Behandlung durch das technische Personal abhängig. Es stellt durch die akkurate Umsetzung der Verfahrensvorgaben sicher, dass alle Bioproben mit derselben Sorgfalt behandelt werden. Diese Vorgehensweise gewährleistet eine gleichbleibend hohe Qualität aller Biomaterialproben und ist Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche biomedizinische Forschung mit reproduzierbaren Ergebnissen.

Weiterbildungsmaßnahmen sind eine wichtige Grundlage, um standardisierte Prozesse zu schaffen und somit eine Biobank-übergreifende Vergleichbarkeit von Biomaterialproben zu ermöglichen. Leider gibt es für das technische Personal derzeit keine Weiterbildungsmaßnahmen, die sich auf die Abläufe in der Biobank spezialisiert haben.

Wichtige neue Erkenntnisse in der optimalen Handhabung von Biomaterialproben erreichen somit nicht die Personen, die für die korrekte Behandlung dieser Proben zuständig sind. Durch Entwicklung von Weiterbildungsmaßnahmen will die GBA einen Beitrag zur Standardisierung der Bioprobenqualität leisten.

Einige Ihrer MTLA haben Tipps und Tricks für andere, welche sind das?

Frau im Labor © German Biobank NodeJede Biobank entwickelt im Laufe der Zeit Lösungen für verschiedenste Probleme. © German Biobank Node

Rufenach: Jede Biobank entwickelt im Laufe der Zeit Lösungen für verschiedenste Probleme, die bei der Handhabung der Biomaterialproben anfallen. Ein Beispiel ist die Lösung, wie man ein ‚1ml‘-Probenröhrchen mit dicken Handschuhen am einfachsten aus einem auf -180 C abgekühlten Probengestell herausholen kann.

Da es bisher keine Vernetzung des technischen Personals unter verschiedenen Biobanken gibt, werden diese Tipps und Tricks, die den Alltag der technischen Mitarbeiter erheblich erleichtern können, weder allgemein veröffentlicht noch zwischen den Biobanken weitergegeben. Das Projektteam für Weiterbildungsmaßnahmen der GBA möchte dies ändern und dem technischen Personal die Möglichkeit zur Vernetzung untereinander geben.

Aus diesem Grund organisieren wir mehrmals im Jahr ein Vor-Ort-/On-Site-Training für das technische Personal in ausgewählten Biobanken. Hier sollen sich regelmäßig Assistenten aus elf verschiedenen deutschen Biobank-Standorten treffen und Lösungen für Alltagsprobleme diskutieren, denn 60 Prozent der technischen Mitarbeiter haben bisher an keiner Weiterbildung teilgenommen.

Welche weiteren Austauschmöglichkeiten schlagen Sie vor (Netzwerk / MTA Kooperationen…)?

Rufenach: Eine Gelegenheit für den optimalen Austausch von Informationen zwischen den verschiedenen TA-Gruppen bietet zum einen das mehrfach im Jahr stattfindende On-Site-Training. Um den Zeitraum zwischen den Trainings zu überbrücken, werden wir darüber hinaus eine interne Online-Plattform eigens für die technischen Mitarbeiter in Biobanken einrichten, um die Vernetzung dieser Arbeitskräfte voranzutreiben. All diese Maßnahmen werden wir ausschließlich in Zusammenarbeit mit dem technischen Personal entwickeln, damit wir Austauschmöglichkeiten schaffen, die auch wirklich auf ihre Bedürfnisse zugeschnitten sind.

 

Von Mirjam Bauer

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