Bei 20 Prozent der Infizierten erreichen die SARS-CoV-2-Viren die Tiefen der Lunge, sodass die Atmung versagt und eine künstliche Beatmung auf der Intensivstation notwendig ist. Das Lungengewebe verändert sich, Wasser tritt ein und der Sauerstoff gelangt schwerer in die Blutbahn. Patienten atmen schnell und hektisch, der Kreislauf ist instabil und die Herzfrequenz nimmt zu.
Sobald die Sauerstoffsättigung unter 90 Prozent sinkt, ist eine künstliche Beatmung erforderlich. Zunächst setzt man nicht-invasive Methoden ein: Betroffene erhalten eine Atemmaske oder einen Atemhelm und werden bei einem angepassten Beatmungsdruck mit Sauerstoff versorgt. Bei der invasiven Beatmung findet die Sauerstoffversorgung über einen Schlauch statt, der in die Luftröhre geschoben wird.
Die Intubation erfolgt über den Mund, die Nase oder die Haut, entweder werden ein standardmäßiger Endotrachealtubus (ET) oder eine Trachealkanüle verwendet. Der ET wird über die Nase oder den Mund eingeführt, während die Trachealkanüle über einen Luftröhrenschnitt eingebracht wird. In kritischen Fällen ist die ECMO-Therapie (Extrakorporale Membranoxygenierung) indiziert.
Dabei befreit man das Blut außerhalb des Körpers von Kohlendioxid und reichert es mit Sauerstoff an, bevor es dem Organismus wieder zugeführt wird. Riskant ist allerdings, dass damit unter Umständen weitere Keime in den Patienten gelangen können.
Für den Notfall
Da die Beatmungsgeräte knapp werden könnten, arbeiten derzeit verschiedene Unternehmen, unter anderem auch eine Gruppe, die sich beim Corona-Hackathon zusammengetan hat, daran, „Do-it-yourself-Beatmungsgeräte“ zu entwickeln, zum Beispiel aus dem 3D-Drucker. Stehen keine Geräte mehr zur Verfügung, sollen diese zum Einsatz kommen.
Genügend Intensivbetten?
Laut Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) sind in Deutschland etwa 45 Prozent der Intensivbetten für Betroffene mit Corona-Infektionen frei. Spahn rechnet in der nächsten Zeit mit einem Anstieg der Anzahl von Intensiv- und Beatmungspatienten. Laut Angaben der Deutschen Krankenhausgesellschaft e.V. wurde die Anzahl der Intensivbetten in Deutschland von 28 000 auf rund 40 000 erhöht. Derzeit seien etwa 2000 Betten mit COVID-19-Patienten belegt. Anders als in anderen europäischen Ländern geht Spahn davon aus, dass Deutschland besser auf die Versorgung vorbereitet sei, da Infektionen durch das umfangreiche Testen frühzeitig erkannt würden.
Ausgleichzahlungen für Krankenhäuser
Aufgrund der Sonderbelastungen durch das neue Coronavirus hat der Bundestag ein Gesetz zum Ausgleich COVID-19-bedingter finanzieller Belastungen der Krankenhäuser und weiterer Gesundheitseinrichtungen beschlossen. Erhöhen Krankenhäuser die Bettenkapazitäten für die Versorgung von Corona-positiven Patienten und setzen dafür Aufnahmen, Operationen oder Eingriffe aus, erhalten sie für die Ausfälle Ausgleichszahlungen aus der Liquiditätsreserve des Gesundheitsfonds.
Martina Görz
Quellen:
- Spahn: Fast die Hälfte der Intensivbetten frei für Corona-Patienten; aerzteblatt.de, 2020
- COVID19-Krankenhausentlastungsgesetz; Bundesgesetzblatt, 2020
- VIRUS/Spahn: Fast die Hälfte der Intensivbetten frei für Corona-Patienten; boerse-online.de, 2020
- Coronavirus: Wie funktionieren Beatmungsgeräte?; dw.com, 2020
- Newsblog Deutschlandfunk
- DocCheck Flexikon
- Invasive Beatmung (IV); resmed.com
- Herz-Lungen-Maschinen könnten Corona-Patienten retten; mdr.de, 2020
- Webseite zur deutschlandweiten Abfrage freier Beatmungsplätze gestartet; Robert-Koch-Institut (RKI)
- Mehr Intensivbetten und Beatmungsgeräte; tagesschau.de