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Afrikanischer Kontinent besonders betroffen

Unter den multiresistenten Keimen spielt auch E. coli als häufigster Verursacher von bakteriellen Harnwegsinfektionen eine wichtige Rolle. © Zaharia Bogdan / iStock / Thinkstock

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Multiresistente Keime: Afrikanischer Kontinent besonders betroffen

Multiresistente Erreger sind in Deutschland immer häufiger anzutreffen und verursachen schwere Infektionen. Geschätzt sterben hierzulande jährlich 7 000 Menschen an einer solchen Infektion. Priv.-Doz. Dr. Beniam Ghebremedhin, Facharzt für Medizinische Mikrobiologie und Virologie/ Infektionsepidemiologie, berichtet nun, dass die Bedrohung in Afrika erheblich höher sei als in Deutschland.

„Ich habe einen Erreger, den Escherichia coli Klon ST131 isolieren können, der sehr, sehr schwere Harnwegsinfektionen auslöst. Der bleibt trotz Antibiotikagabe im Körper haften und kommt immer wieder. Die Patienten werden quasi Dauergäste im Krankenhaus“, beschreibt der gebürtige eritreische Mediziner ein Beispiel seiner Forschungen. Und weil es kaum Isolierstationen gibt und die Krankenhäuser oft überfüllt sind, werden solche Patienten gerne auch mal entlassen, ohne geheilt zu sein.

Grenzenlose Ausbreitung

Priv.-Doz. Dr. Beniam Ghebremedhin © Universität Witten/HerdeckePriv.-Doz. Dr. Beniam Ghebremedhin © Universität Witten/Herdecke

Die Relevanz von E. coli als Verursacher von Infektionen des Menschen ist schon seit 100 Jahren bekannt. E. coli spielt als häufigster Verursacher von bakteriellen Harnwegsinfektionen eine wichtige Rolle. Ghebremedhin hat sich mit solchen Isolaten aus west- sowie ostafrikanischen Ländern beschäftigt.

Er hat sogenannte multiresistente E.coli-Isolae (n>500 Isolate) aus fünf verschiedenen Krankenhäusern (insgesamt 3 000 Betten) hinsichtlich deren Resistenzmechanismen und Virulenzeigenschaften untersucht. Er kam zu der Erkenntnis, dass der globale Klon ST131 auch in diesen Regionen zirkuliert und insbesondere eine hohe Infektionskraft aufweist, was unter -Umständen zu immer wiederkehrenden Harnwegsinfektionen bei Frauen führt, wie in seinen Studien gezeigt werden konnte.

Aussichtslose Situation

Priv.-Doz. Dr. Beniam Ghebremedhin © Universität Witten/HerdeckePriv.-Doz. Dr. Beniam Ghebremedhin © Universität Witten/Herdecke

„In vielen afrikanischen und asiatischen Ländern sind Antibiotika nicht verschreibungspflichtig, es gibt sie frei verkäuflich in jedem Laden, und sie werden auch einfach unter Patienten weiter gereicht“, erklärt Ghebremedhin die Ursache dafür, dass die Medikamente immer weniger wirken, weil die Erreger sich anpassen und resistent werden. „Wir kennen das ja auch von Malaria- und Tuberkulose-Medikamenten.“

Für ihn ist die Situation der Ärzte in den Ländern südlich der Sahara ziemlich aussichtslos. Denn nur wenn mehr Forschung betrieben würde, welche verschiedenen Stämme und Abwandlungen von Erregern in Umlauf sind, können seine Kollegen dort gezielter die Antibiotika auswählen, die helfen können. „Außerdem gibt es immer mehr Hinweise darüber, dass diese Erreger auch vom Menschen auf Tiere und umgekehrt übertragen werden können. Wir müssen also auch dringend mehr mit Tierärzten zusammen arbeiten, um die Verbreitung einzudämmen.“

Für seine bisherige Arbeit und seine wissenschaftlichen Veröffentlichungen ist er im Juni in Boston von der Interscience Conference on Antimicrobial Agents and Chemotherapy (ICAAC) mit dem ID Fellows Program Award ausgezeichnet worden. Das Wissenschaftskommitee würdigte die internationale Zusammenarbeit von Ghebremedhin mit Ländern der Subsahara Afrikas und in diesem Zusammenhang die molekulargenetische Charakterisierung von ESBL-produzierenden Erregern mit erhöhter Virulenz.

Quelle: Universität Witten/Herdecke

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