Hämorrhoidalleiden zählen zu den häufigen und zunehmenden Beschwerden in Industrieländern. Experten vermuten genetische Faktoren aber auch ungünstige Ernährung, mangelnde Bewegung und Übergewicht als Ursachen für die steigende Erkrankungshäufigkeit. „Ernährt man sich zu einseitig und ballaststoffarm, führt dies häufig zu Verstopfung. Beim Toilettengang erhöht sich dadurch der Druck auf die Hämorrhoiden, also jene Gefäße, die ringförmig in der Enddarmschleimhaut oberhalb des Schließmuskels verlaufen“, erklärt Dr. med. Peter N. Meier, Chefarzt der Klinik für Gastroenenterologie, DIAKOVERE Henriettenstift gGmbH, Hannover.
Kommt es dann zu einem Blutrückstau, wölben sich die Gefäße mit der Schleimhaut nach außen und verursachen Probleme. Bei der Entstehung von Beschwerden im Analbereich spielen häufig auch übertriebene Hygiene nach dem Stuhlgang, beispielsweise mit aggressiven Reinigungsmitteln oder rauem Toilettenpapier, eine Rolle, berichtet Meier. „Schonender als feuchtes Toilettenpapier ist die Reinigung mit einem wasserbefeuchteten Lappen oder einer Analdusche“, empfiehlt der Experte.
Großteil der Operationen könnte verhindert werden
Suchen Patienten bei ersten Beschwerden den Gastroenterologen auf, können in über 95 Prozent der Fälle konservative Behandlungsmethoden, wie stuhlregulierende Medikamente, ausreichend Bewegung und ballaststoffreiche Kost, helfen. Erreichen Patienten jedoch den dritten oder vierten Schweregrad der Erkrankung, ist häufig ein operativer Eingriff notwendig. „Von den rund 50 000 jährlichen Hämorrhoiden-Operationen in Deutschland ließe sich sicherlich ein Großteil verhindern, wenn Patienten frühzeitiger zum Arzt gingen“, vermutet Meier.
Aber auch nicht jeder Juckreiz am After ist auf Hämorrhoiden zurückzuführen. Gastroenterologen müssen hier eine große Bandbreite an Erkrankungen in Betracht ziehen. Auch Ekzeme, Pilze oder Infektionen mit Herpes oder Humanen Papillomaviren (HPV) können ähnliche Symptome hervorrufen.
„Hier sind eine professionelle Differenzialdiagnose und gegebenenfalls labordiagnostische Maßnahmen notwendig“, betont DGVS-Mediensprecher Professor Dr. med. Christian Trautwein von der Uniklinik RWTH Aachen. „Am besten ist es, gleich einen „Proktologen“ aufzusuchen, also einen Arzt, der auf Leiden des Enddarms spezialisiert ist.“
Quelle: Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS)