Branche
on
Bekämpfung von Pilzinfektionen

Forscher gehen davon aus, dass die Infektion hauptsächlich durch das Einatmen von Pilzsporen entsteht. © AndreyPopov / iStock / Thinkstock

| | | | |

Mukoviszidose: Bekämpfung von Pilzinfektionen

Vom 22. bis 23. September 2016 fand das Seminar des Mukoviszidose Instituts „Fungi in CF - Where do we stand?" in Mainz statt. Die Veranstaltung bietet den Wissenschaftlern eine Plattform um sich über die verschiedensten Forschungsbereiche auszutauschen. Dieses Jahr wurden die Forschungen zum Thema Pilzinfektionen bei Mukosviszidose-Patienten diskutiert. Der Austausch in diesem Bereich soll dabei helfen die gefährlichen Infektionen in Zukunft zu vermeiden.

„Mit unserem jährlich stattfindenden wissenschaftlichen Seminar möchten wir Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern die Gelegenheit geben, aktuelle Forschungsergebnisse zu präsentieren und sich untereinander auszutauschen“, sagte Dr. Miriam Schlangen, Leiterin des Mukoviszidose Instituts, welches das Seminar bereits zum 16. Mal ausrichtete. Die Tagungsleitung der diesjährigen Veranstaltung übernahmen Dr. Anna-Maria Dittrich (Hannover) und Dr. Carsten Schwarz (Berlin).

Keynote-Vortrag von Prof. Dr. Jean-Philippe Bouchara

In seinem Keynote-Vortrag zum Schwerpunktthema stellte Prof. Dr. Jean-Philippe Bouchara (Angers/Frankreich) die Frage, ob Mukoviszidose-Betroffene besonders anfällig für Pilzinfektionen sind. Seine Arbeitsgruppe geht davon aus, dass die Infektion in den meisten Fällen über die Umgebung durch eingeatmete Pilzsporen erfolgt – die Größe dieser Pilzsporen ist daher relevant und verschafft „gut lungengängigen“ Pilzsporen einen Vorteil: Der Pilz Aspergillus fumigatus hat möglicherweise mit einer Sporengröße von 2-4.5 µm gute Chancen, tief in die Lunge eingeatmet zu werden.

Weitere Spezialisierungen im Bereich des Stoffwechsels verschaffen den Pilzen in der Lunge von CF-Patienten eventuell einen Wachstumsvorteil. Dazu gehören Siderophore, vom Pilz hergestellte chemische Substanzen, die den Pilz mit lebensnotwendigem Eisen versorgen, oder Melanin, welches den Pilz vor Angriffen der Abwehrzellen schützt und das Einnisten des Pilzes in den Atemwegen erleichtert.

Pilzprojekt der Cystic Fibrosis Foundation

Prof. Dr. Michael P. Boyle von der US-amerikanischen Cystic Fibrosis Foundation war extra aus Baltimore angereist, um über das Pilz-Projekt der CF Foundation zu berichten. Anhand des amerikanischen Mukoviszidose-Patientenregisters wurde untersucht, welche Einflussfaktoren mit der Besiedelung der Lunge mit Pilzen bei Mukoviszidose einhergehen, um so mögliche Risikofaktoren zu identifizieren. Im Schnitt waren die Betroffenen 16 Jahre alt, wenn Aspergillus fumigatus erstmals diagnostiziert wurde.

Intravenöse Antibiotika-Therapien (i. V.) zur Bekämpfung von Bakterien gingen den Pilzinfektionen häufig voraus, so dass die i.V. Antibiotika-Therapien als Einflussfaktor eingestuft wurden. Deutliches Verbesserungspotential sieht Boyle in der mikrobiologischen Diagnostik: Pilze werden in den mikrobiologischen Proben noch viel zu oft übersehen, so dass die CF Foundation in den nächsten Jahren dafür sorgen möchte, dass in den mikrobiologischen Laboren gezielter nach Pilzen gesucht wird, um die Pilzdiagnostik bei Mukoviszidose zu verbessern.

Entwicklung neuer Methoden

Fast alle weiteren Vorträge beschäftigten sich mit der Frage, wie eine verbesserte Pilzdiagnostik auch den behandelnden Ärzten helfen kann zu entscheiden, ob und wie Pilzinfektionen behandelt werden müssen. Nicht jeder Pilz macht Probleme, so dass es wichtig ist, den reinen Nachweis von Pilzen in mikrobiologischen Proben therapeutisch richtig zu bewerten.

Neue immunologische Methoden werden zurzeit entwickelt und möglicherweise kann zukünftig anhand von Blutanalysen erkannt werden, welcher Pilz eine Entzündung verursacht und welcher nicht. „Wir haben uns in diesem Jahr für das Thema Pilzinfektionen bei Mukoviszidose entschieden, da diese Infektionen bislang noch nicht stark erforscht sind“, sagte Tagungsleiterin Dr. Anna-Maria Dittrich.

Tagungsleiter Dr. Carsten Schwarz fügte hinzu: „Die Vorträge, die wir in den letzten zwei Tagen zu diesem Thema gehört haben, zeigen uns, dass auf dem Gebiet der Pilzinfektionen erstmals relevante Forschung stattfindet. So werden neben Themen der Grundlagenforschung, auch direkt für den Patienten relevante Forschungsthemen bearbeitet. Wir gehen davon aus, dass uns diese Forschung bei der Bekämpfung von Pilzinfektionen bei Mukoviszidose-Betroffenen weiterbringt.“

Quelle: Mukoviszidose Institut

Newsletter abonnieren

Newsletter Icon MTA Blau 250x250px

Erhalten Sie die wichtigsten MT-News und Top-Jobs bequem und kostenlos per E-Mail.

Mehr zum Thema

Zwei Laboranten im Labor
Abbildung einer Lunge mit Krebszelle

Das könnte Sie auch interessieren

Dendritische Zellen aktivieren T-Zellen
Aktivität der Neuronen im Gehirn
Mitochondrien