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Das Herz im Auge behalten

Schuppenflechte (Psoriasis) ist nicht nur eine Erkrankung der Haut, sondern kann auch Gelenke und andere Organe betreffen. © Tempusfugit / iStock / Thinkstock

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Psoriasis: Das Herz im Auge behalten

Viele Menschen, die an einer Schuppenflechte leiden, sind einem erhöhten Risiko für einen Herzinfarkt oder Schlaganfall ausgesetzt. Das gilt vor allem für Patienten, bei denen die entzündliche Hautkrankheit zu Gelenkbeschwerden führt. Die Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh) rät Betroffenen, Blutdruck und Blutfette regelmäßig ärztlich überprüfen zu lassen und auf eine gesunde Lebensführung zu achten. Das untermauert jetzt eine neue internationale Studie.

Etwa zwei Millionen Menschen in Deutschland sind an einer Schuppenflechte, auch Psoriasis genannt, erkrankt. Die silbrig schuppenden, rötlichen Stellen an Ellenbogen, Knie und am Haaransatz sind Ausdruck einer entzündlichen Erkrankung, die nicht auf die Haut beschränkt bleibt.

So entwickeln fünf bis zehn Prozent der Menschen mit Psoriasis Gelenkbeschwerden, eine Psoriasis-Arthritis. „Die Psoriasis und die Psoriasis-Arthritis belasten wie alle anderen enztündlich-rheumatischen Erkrankungen den gesamten Körper, Betroffene sollten deshalb der vom Arzt verordneten Medikation zuverlässig folgen“, erläutert der Präsident der DGRh, Professor Dr. med. Hanns-Martin Lorenz, „Sie können darüber hinaus durch eine gesunde Lebensführung ihren Krankheitsverlauf positiv beeinflussen“.

Denn zudem entwickeln Menschen mit Psoriasis neben Haut- und Gelenksymptomen auch besonders häufig Krankheiten, die zum metabolischen Syndrom zählen: Bluthochdruck, Fettstoffwechselstörungen oder Diabetes mellitus.

Kardiovaskuläre Risiken bei Psoriasis

„Die Patienten haben mit der Entzündung und weiteren etablierten Risiken insgesamt ein erhöhtes Risiko für einen Herzinfarkt oder Schlaganfall.", erklärt Prof. Dr. med. Hanns-Martin Lorenz, Leiter der Sektion Rheumatologie am Universitätsklinikum Heidelberg und medizinisch-wissenschaftlicher Leiter des ACURA-Rheumazentrums Baden-Baden.

Mit diesen kardiovaskulären Risiken bei Psoriasis beschäftigt sich auch eine kürzlich veröffentlichte Untersuchung des International Psoriasis and Arthritis Research Teams (IPART). Lihi Leder von der Universität Toronto und seine Mitarbeiter haben in Nordamerika und Israel insgesamt 2254 Patienten mit Psoriasis untersucht, die meisten davon mit Gelenkbefall.

Die Patienten litten im Durchschnittsalter von 52 Jahren seit mehr als 20 Jahren unter einer Psoriasis, davon 14 Jahre mit Gelenkbeschwerden. Die meisten Betroffenen hatten weitere gesundheitliche Probleme: 75 Prozent waren übergewichtig oder fettleibig, davon 54 Prozent mit einer ungünstigen Zunahme des Bauchumfangs.

Mögliche Begleiterkrankungen diagnostisch abklären

45 Prozent der Patienten hatten einen Bluthochdruck, 49 Prozent zu hohe Blutfette, 17 Prozent waren aktuelle Raucher. In der IPART-Studie wiesen bereits 13,3 Prozent einen Typ 2-Diabetes auf, bei 6,5 Prozent waren die Herzkranzgefäße verengt. „Fast die Hälfte der Patienten hatte im Alter von Anfang 60 ein Risiko von mehr als zehn Prozent, innerhalb der nächsten zehn Jahre einen Herzinfarkt oder Schlaganfall zu erleiden“, berichtet der Experte.

„Diese Risikokonstellation für einen Herzinfarkt oder Schlaganfall beobachten wir auch bei unseren Patienten in Deutschland“, sagt Professor Lorenz. In der IPART-Studie wusste jeder dritte der Patienten mit Psoriasis nicht, dass seine Blutfette zu hoch sind und bei jedem fünften war der Bluthochdruck nicht bekannt. Und von den Patienten, bei denen die Diagnose Bluthochdruck gestellt wurde, nahmen die meisten ihre Medikamente nicht oder nicht regelmäßig ein.

„Behandelnde Ärzte müssen bei Psoriasis die möglichen Begleiterkrankungen wie Bluthochdruck oder eine Fettstoffwechselstörung regelmäßig diagnostisch abklären und gegebenenfalls behandeln“, resümiert Professor Lorenz. „Zudem ist es wichtig, Psoriasis oder Psoriasisarthritis optimal antientzündlich zu behandeln, Betroffene über die Erkrankungen des metabolischen Syndroms aufzuklären und sie in der Prävention zu unterstützen.“ Dafür sei qualifizierte fachärztliche Betreuung durch den Rheumatologen unabdingbar.

Quelle: Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie e.V.


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