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Entwicklung zur lebensbedrohlichen Pilzinfektion

Eindringende Keime, wie Schimmelpilze, können sich leicht in Geweben oder Organen einnisten. © Sinhyu / iStock / Getty Images Plus

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Aspergillus fumigatus: Entwicklung zur lebensbedrohlichen Pilzinfektion

Der Schimmelpilz Aspergillus fumigatus kommt praktisch in allen Lebensräumen der Erde vor. Für gesunde Menschen ist das meist kein Problem, gelangen Sporen in ihren Organismus werden sie von der körpereigenen Immunabwehr unschädlich gemacht. Der Schimmel kann jedoch bei Patienten mit einer Immunschwäche oder immunsupprimierte Patienten nach einer Organtransplantation in Lebensgefahr bringen.

Pilze © Jan-Peter Kasper/FSUAspergillus fumigatus gehört zu den humanpathogenen Pilzen und kann schwerwiegende Krankheiten auslösen. © Jan-Peter Kasper/FSU

Ein internationales Forschungsteam unter Leitung von Prof. Dr. Oliver Werz von der Friedrich-Schiller-Universität Jena hat nun herausgefunden, wie der Pilz die Immunabwehr aushebelt und sich so unter Umständen eine lebensbedrohliche invasive Pilzinfektion entwickeln kann. Verantwortlich für die Pathogenität von Aspergillus fumigatus ist unter anderem Gliotoxin, ein hochpotentes Mykotoxin.

„Es war bekannt“, so Studienleiter Werz vom Institut für Pharmazie der Universität Jena, „dass diese Substanz immunsuppressiv wirkt, das heißt die Aktivität von Zellen der Immunabwehr schwächt.“ Wie das genau passiert, war bislang jedoch nicht klar. Das haben Werz und seine Teamkollegen jetzt detailliert untersucht und die zugrundeliegenden molekularen Mechanismen in ihrer Studie aufgeklärt.

Immunzellen kommunizieren miteinander

Mann im Labor © Jan-Peter Kasper/FSUDr. Thorsten Heinekamp aus dem Jenaer Forschungsteam inspiziert eine Petrischale mit dem Pilz Aspergillus fumigatus. © Jan-Peter Kasper/FSU

Dafür haben die Forscher Immunzellen mit synthetisch hergestelltem Gliotoxin in Verbindung gebracht. Diese Zellen, sogenannte neutrophile Granulozyten, bilden die erste Abwehrreihe des Immunsystems.

„Ihre Aufgabe ist es, Krankheitserreger zu erkennen und zu eliminieren“, erläutert Pharmazeut Werz. Sobald eine solche Zelle mit einem Erreger, etwa einem Pilz, in Kontakt kommt, gibt sie bestimmte Botenstoffe (Leukotriene) ins Blut ab, die weitere Immunzellen anlocken. Hat sich eine ausreichend große Zahl von Immunzellen versammelt, können sie den Eindringling unschädlich machen.

Mykotoxin schaltet Enzym aus

Nicht so, wenn es sich um den Erreger Aspergillus fumigatus handelt. Wie die Jenaer Wissenschaftler nachweisen konnten, sorgt Gliotoxin dafür, dass die Produktion des Botenstoffs LTB4 in den neutrophilen Granulozyten unterbunden wird, wodurch diese kein Signal an andere Immunzellen geben können.

Ursache dafür ist, dass ein bestimmtes Enzym (die LTA4-Hydrolase) durch das Mykotoxin ausgeschaltet wird. „Damit ist die Kommunikation der Immunzellen untereinander unterbrochen und der Abwehrmechanismus gestört. Eindringende Keime, in diesem Falle der Schimmelpilz, können sich so leicht in Geweben oder Organen einnisten“, resümiert Oliver Werz.

Quelle: Friedrich-Schiller-Universität Jena


Originalpublikation: König S et al. Gliotoxin from Aspergillus fumigatus Abrogates Leukotriene B4 Formation through Inhibition of Leukotriene A4 Hydrolase, Cell Chemical Biology 2019, DOI: 10.1016/j.chembiol.2019.01.001

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