Branche
on
Risiko-Gene für Heuschnupfen und Co.

Insgesamt wurden 136 Genregionen identifiziert, die das Risiko erhöhen, eine oder mehrere allergische Erkrankung zu entwickeln. © Photodjo / iStock / Thinkstock

| | | | |

Allergie-Studie: Risiko-Gene für Heuschnupfen und Co.

Bislang befassen sich genetische Studien mit den einzelnen allergischen Erkrankungen. Für die sogenannte SHARE-Studie, die weltweit größte Allergie-Studie, wurde jetzt ein neuer Ansatz gewählt. Die Forscher haben die drei häufigsten allergischen Erkrankungen, Neurodermitis, Heuschnupfen und Asthma, gemeinsam ins Visier genommen. Dadurch konnte nachgewiesen werden, dass eine Vielzahl von Genorten das Risiko für alle drei Erkrankungen erhöht.

„Um die genetischen Risikofaktoren für allergische Erkrankungen identifizieren zu können, müssen sehr große Datensätze untersucht werden“, sagt Prof. Young-Ae Lee, Wissenschaftlerin am Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin (MDC) Berlin und Leiterin der ECRC-Hochschulambulanz für Pädiatrische Allergologie, Charité – Universitätsmedizin Berlin. Deshalb haben sich Allergie-Forscher aus aller Welt zum sogenannten SHARE-Konsortium zusammengeschlossen, in dem die Daten aller teilnehmenden Forschergruppen gemeinsam ausgewertet wurden.

Im Gegensatz zu früheren Studien wurden alle Patienten eingeschlossen, die entweder an Neurodermitis, Heuschnupfen oder Asthma oder einer Kombination dieser allergischen Erkrankungen litten. In der weltweit größten Studie zu genetischen Risiken allergischer Erkrankungen wurden die in den Genomen von 180 000 Patienten identifizierten Varianten mit denen von 180 000 Kontrollpersonen verglichen.

Neue therapeutische Ansätze

Insgesamt wurden 136 Genregionen identifiziert, die das Risiko erhöhen, eine oder mehrere allergische Erkrankung zu entwickeln. Diesen konnten 244 mögliche Krankheitsgene zugeordnet werden, von denen die meisten an der Regulation des Immunsystems beteiligt sind. Offenbar gibt es eine genetische Prädisposition für die Überreaktion des Immunsystems, die allen allergischen Erkrankungen gemeinsam ist.

Ob es letztendlich zu einer Allergie kommt und zu welcher, hängt wahrscheinlich von weiteren genetischen Faktoren und von Umwelteinflüssen ab. Für 16 der identifizierten Gene sind Veränderungen der DNA durch Methylierungen bekannt, die durch Umweltfaktoren ausgelöst werden und zur Genregulierung beitragen. „Die Ergebnisse dieser Studie liefern eine Erklärung dafür, warum bestimmte Personen besonders anfällig für Allergien sind,“ erklärt Prof. Lee.

Meistens würde das Risiko für alle drei Erkrankungen Ekzem, Heuschnupfen und Asthma vererbt. Neue gezielte therapeutische Ansätze würden sich somit gegen alle drei Erkrankungen richten. Interessanterweise werden 34 der identifizierten Gene bereits als Zielmoleküle für Medikamente untersucht, im Zusammenhang mit neuen Therapien gegen Allergien, Autoimmunerkrankungen oder Krebs.

Quelle: Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin (MDC)


Publikation: Manuel A Ferreira et al., Shared genetic origin of asthma, hay fever and eczema elucidates allergic disease biology; Nature Genetics, 2017; doi: 10.1038/ng.3985

Newsletter abonnieren

Newsletter Icon MTA Blau 250x250px

Erhalten Sie die wichtigsten MT-News und Top-Jobs bequem und kostenlos per E-Mail.

Mehr zum Thema

Menschlicher Darm
Junge mit einem Asthma-Inhalator

Das könnte Sie auch interessieren

Darmuntersuchung
Amöbe Naegleria fowleri
Bakterien