Branche
on
Sicherheitsmängel aufgedeckt

Oft könnte man sie mit einer Armbanduhr verwechseln, Fitness-Tracker sollen dem Träger beim Trainieren helfen. © Kai_Wong / iStock / Thinkstock

| | |

Fitness-Tracker: Sicherheitsmängel aufgedeckt

Sogenannte Fitness-Tracker sammeln im großen Stil Informationen über die Lebensweise und den Gesundheitsstatus ihrer Nutzer, um ihnen beispielsweise beim Trainieren oder Abnehmen zu helfen. Doch Forscher der Technischen Universität Darmstadt (TU) haben jetzt herausgefunden, dass die Datensicherheit dieser kleinen „Alltagshelfer"sehr zu wünschen übrig lässt.

Die Beliebtheit und Verbreitung von Fitness-Trackern nimmt immer weiter zu. Allein im ersten Quartal 2016 wurden weltweit knapp 20 Millionen solcher Tracker verkauft. Viele zeichnen per GPS die gelaufenen Kilometer auf, können Herzfrequenz und Puls messen oder feststellen, ob der Träger oder die Trägerin schläft. „Zunehmend werden diese Daten nicht für den ursprünglichen Zweck, sondern von Dritten verwendet“, erklärt Ahmad-Reza Sadeghi, Professor für Systemsicherheit am Profilbereich Cybersecurity (CYSEC) der TU Darmstadt.

In den USA werden Daten von Fitness-Trackern vor Gericht bereits als Beweismittel zugelassen, wie das Forbes Magazine schon 2014 berichtete. Die Geräte würden von Polizisten und Juristen als „Black Box“ des menschlichen Körpers angesehen, schrieb die NY Daily News 2016. Und manche Krankenversicherungen bieten seit neuestem Rabatte an, wenn die Kunden dafür Daten ihrer Fitness-Tracker zur Verfügung stellen.

Das locke Betrüger an, die die aufgezeichneten Daten verändern, um sich finanzielle Vorteile zu erschleichen oder gar einen Gerichtsprozess zu manipulieren, so Sadeghi. Umso wichtiger sei es, dass das Übertragen, Verarbeiten und Speichern der sensiblen persönlichen Daten hohen Sicherheitsstandards genügt.

Leichtes Spiel für Angreifer

Übersichtstabelle © CYSEC / TU DarmstadtÜbersicht über die Studienergebnisse. © CYSEC / TU Darmstadt

Um das zu überprüfen, führten Sadeghi und sein Team in Kooperation mit der Universität Padua, Italien, eine Studie mit 17 unterschiedlichen Fitness-Tracker durch, sowohl von weniger bekannten Herstellern als auch von beliebten Marken wie Xiaomi, Garmin und Jawbone. Die Forscher konzentrierten sich darauf, die an den Server gesendeten Daten durch einen „Man-in-the-Middle“-Angriff zu manipulieren und untersuchten dabei die Sicherheit der verwendeten Kommunikationsprotokolle.

Das Ergebnis: Zwar sichern alle cloud-basierten Tracking-Systeme die Datenübertragung mit dem verschlüsselten Protokoll HTTPS. Trotzdem gelang es den Forschern in allen Fällen, die aufgezeichneten Daten zu manipulieren. Von den untersuchten Fitness-Trackern nutzen die meisten keine Schutzmechanismen, nur vier Hersteller verwenden geringfügige Maßnahmen zum Schutz der Integrität – also der Unversehrtheit und Unverändertheit – der Daten.

„Diese Hürden können einen motivierten Angreifer nicht aufhalten. Schon mit wenigen Vorkenntnissen wäre es Betrügern möglich, die Daten zu verfälschen“, warnt Sadeghi, da weder Ende-zu-Ende-Verschlüsselung noch ein sonstiger Manipulationsschutz während der Datenübertragung verwendet werde.

Vom Sicherheitsexperten beraten lassen

Fünf der untersuchten Geräte synchronisieren die Fitness-Daten nicht mit einem Online-Dienst. Allerdings speichern die Hersteller die Daten im Klartext, also unverschlüsselt und für jeden lesbar, auf dem Smartphone – sobald dieses gestohlen oder mit einer Schadsoftware infiziert wird, können die Daten unautorisiert weitergegeben und manipuliert werden.

Ein weiteres Sicherheitsrisiko von Fitness-Trackern, das die Cybersecurity-Experten der TU Darmstadt in ihrer Studie gefunden haben. „Alle Versicherungen und auch andere Dienstleister, die Fitness-Tracker einsetzen wollen, sollten sich vorher mit Sicherheitsexperten beraten“, empfiehlt Sadeghi. Die in der Studie gefundenen Mängel seien mit bereits bekannten Standardtechnologien zu beheben, „die Hersteller müssten sich nur etwas mehr Mühe geben, diese auch in die Produkte zu integrieren“.

Quelle: Technische Universität Darmstadt

Newsletter abonnieren

Newsletter Icon MTA Blau 250x250px

Erhalten Sie die wichtigsten MT-News und Top-Jobs bequem und kostenlos per E-Mail.

Mehr zum Thema

Außenansicht Deutsches Röntgenmuseum in Remscheid-Lennep
Historische Röntgentechnik aufgebaut im Röntgenkabinett des Deutschen Röntgen-Museums

Das könnte Sie auch interessieren

SARS-CoV-2-Virus
Hepatitis-Virus und Leber
Leukämie