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Patienten mit Neuromyelitis optica, die nicht behandelt werden, sind üblicherweise zehn Jahre nach Krankheitsbeginn auf einen Rollstuhl angewiesen. © Mapoula / iStock / Getty Images Plus

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Neuromyelitis optica: „Verwandten“ der Multiplen Sklerose wirksam behandeln

Ein internationales Forschungskonsortium hat das Medikament Satralizumab erstmals in einer Phase-III-Studie an Patienten getestet. Der Wirkstoff ist zur Therapie der Autoimmunkrankheit Neuromyelitis optica gedacht, die mit der Multiplen Sklerose verwandt ist, aber deutlich seltener auftritt.

An der multizentrischen Studie unter Leitung des National Center of Neurology and Psychiatry in Tokio, Japan, war auch die Neurologische Klinik des St. Josef-Hospitals Bochum unter Leitung von Prof. Dr. Ingo Kleiter, Klinik der Ruhr-Universität Bochum (RUB), beteiligt. Satralizumab ist derzeit außerhalb von Studien noch nicht als Medikament erhältlich, der Abschluss des Zulassungsverfahrens wird für das Jahr 2020 erwartet. 

„Die Ergebnisse sind ein Durchbruch für die Behandlung der Neuromyelitis optica“, sagt Prof. Dr. Ingo Kleiter, Mitglied der Medizinischen Fakultät der RUB und Ärztlicher Leiter der Marianne-Strauß-Klinik in Berg.

„Erstmals konnte in einer randomisierten kontrollierten Studie gezeigt werden, dass die spezifische Hemmung eines Botenstoffs im Immunsystem, des Interleukin-6-Rezeptors, den Erkrankungsprozess stoppen kann. Zusammen mit zwei anderen kürzlich erprobten neuartigen Medikamenten, Eculizumab und Inebilizumab, stehen nun effektive Behandlungsformen für die Neuromyelitis optica, eine unbehandelt zu schwerer körperlicher Behinderung führenden Erkrankung, zur Verfügung.“

Verringertes Risiko für Schübe

An der Studie, die an verschiedenen neurologischen Zentren weltweit lief, nahmen 83 Patientinnen und Patienten teil. Sie wurden zufällig in eine von zwei Gruppen eingeteilt: Die 41 Probanden in der ersten Gruppe erhielten das neue Medikament Satralizumab, die übrigen ein Plazebo; beide Gruppen bekamen zusätzlich eine Basis-Immuntherapie verabreicht, welche die Funktion des Immunsystems hemmt, jedoch allein nicht ausreichend war, die Neuromyelitis optica zu unterdrücken.

Von den 41 mit Satralizumab behandelten Patienten erlitten acht einen erneuten Krankheitsschub im Untersuchungszeitraum, der 144 Wochen andauerte; in der Plazebo-Gruppe waren es in der gleichen Zeit 18 von 42 Teilnehmern, das Risiko sank also um 62 Prozent.

Satralizumab wirkte besonders stark bei Patientinnen und Patienten, bei denen ein bestimmter Antikörper im Blut nachgewiesen worden war, der sogenannte Aquaporin-4-Antikörper. In dieser Gruppe reduzierte sich die Wahrscheinlichkeit für einen Rückfall um 79 Prozent gegenüber einer Placebo-Behandlung. Die Nebenwirkungen waren in beiden Gruppen vergleichbar.

Quelle: Ruhr-Universität Bochum (RUB)


Originalpublikation: Takashi Yamamura et al.; Trial of Satralizumab in Neuromyelitis optica spectrum disorder; New England Journal of Medicine, 2019; DOI: 10.1056/NEJMoa1901747

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