Grundlage der Arbeit bildeten 26 Studien mit nahezu 21 400 Neurodermitis-Patienten. Dabei nahmen die Forscher über 15 Millionen genetische Varianten unter die Lupe und verglichen ihre Häufigkeit mit der von über 95 000 Gesunden aus Europa, Afrika, Japan und Lateinamerika. Forscher nennen solche Studien genomweite Assoziationsstudien. Weitere 260 000 Studienteilnehmer wurden untersucht, um die Ergebnisse zu bestätigen. Für Berlin koordinierte die Genetikerin und Kinderärztin Prof. Young-Ae Lee vom Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin in der Helmholtz-Gemeinschaft (MDC) und der Charité – Universitätsmedizin Berlin die Studie.
Neurodermitis, auch atopische Dermatitis oder atopisches Ekzem genannt, ist eine entzündliche Hauterkrankung, an der etwa 15 – 30 Prozent der Kinder und 5 – 10 Prozent der Erwachsenen in den Industrieländern erkrankt sind. Forscher vermuten, dass das Risiko an Neurodermitis zu erkranken, zu etwa Zweidrittel von erblichen Faktoren bestimmt wird. Die Hauterkrankung bricht in den meisten Fällen bereits in den ersten Lebensmonaten aus. Sie tritt über Jahre meist schubweise auf und ist mit quälendem Juckreiz verbunden, wird aber mit zunehmendem Alter oft schwächer oder verschwindet. Häufig entwickeln Kinder, die Neurodermitis hatten, in späteren Jahren andere allergische Erkrankungen wie Heuschnupfen und Asthma.
Die neuidentifizierten Genorte zeigen eine starke Übereinstimmung mit bekannten Genorten für Asthma und Allergie, aber auch mit anderen chronisch entzündlichen Erkrankungen, wie Morbus Crohn und Schuppenflechte sowie mit Autoimmunerkrankungen. Die Studie bestätigte aber auch bekannte erbliche Risikofaktoren, die die Barrierefunktion der Haut stören. Gene in diesen Genorten spielen eine wichtige Rolle bei der Erkennung und Abwehr von Mikroben und bei der Entwicklung und Aktivierung von T-Zellen. Insgesamt unterstreicht die Studie die Bedeutung des Immunsystems bei der Entstehung der Neurodermitis.
Quelle: Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin in der Helmholtz-Gemeinschaft (MDC)