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Die Krise als Chance für die Berufsgruppe MTLA/BMA

MTA – Das Portal hat mit Robert Signer u.a. über die Berufschancen der MTLA in der Coronakrise gesprochen. © Alex Raths / iStock / Getty Images Plus

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Im Notfalleinsatz gegen Corona: Die Krise als Chance für die Berufsgruppe MTLA/BMA

Das Personalberatungsunternehmen Medalytik mit Sitz in der Schweiz stellt derzeit COVID-19 Notfall-Teams zusammen. MTA - Das Portal hat sich mit Inhaber Robert Signer über die bevorstehende Ausweitung der Testkapazitäten von PCR- und ELISA-Tests, über den Einsatz im Covid-19 Notfall-Team sowie über die Chancen des Berufsbildes „MTLA“ und „BMA“ in der aktuellen Corona-Krise unterhalten.

Herr Signer, erläutern Sie uns Ihren Werdegang, wie kamen Sie zur Labordiagnostik und zur Gründung Ihres Unternehmens?

Robert Signer. © LinkedIn Portrait / Robert SignerRobert Signer. © LinkedIn Portrait / Robert Signer

Nach langjähriger Tätigkeit als Labor-Manager im präklinischen Bereich sowie in der Labordiagnostik mehrerer Universitätsspitäler, gründete ich vor vier Jahren Medalytik, um die Labormedizin personell zu unterstützen. Bereits seit meiner Kindheit ist mir die Bedeutung der Labordiagnostik bewusst, da mein Vater und mein Bruder an Krebs erkrankten. Nach wie vor bin ich überzeugt, dass medizinische Laboranalysen die besten Hinweise geben, um z. B. Krebserkrankungen zu erkennen und zu vermeiden.

Aktuell stellen Sie COVID-19 Notfall-Teams zusammen. Steht dies in Zusammenhang mit der aktuellen politischen Forderung, die Testkapazitäten in den kommenden Wochen massiv auszuweiten?

Die Idee zur Zusammenstellung solcher speziellen Teams, entstand bereits Ende Februar. Die politische Forderung dagegen kam erst viel später, nämlich Ende März. Die medizinische Laborwelt war bis dahin nicht auf eine solche Welle vorbereitet.

Die Testkapazität wurde in Deutschland von über 80 000 RT-PCR-Tests auf bis zu 500 000 Tests pro Woche erhöht. Das Bundesinnenministerium fordert 200 000 Tests pro Tag. Ist das realistisch? Wie kann diese enorme Kapazitätsausweitung gelingen?

Robert Signer. © Robert SignerMedalytik-Inhaber Robert Signer. © Robert Signer

Aktuell werden 93 000 Tests pro Tag durchgeführt. Um auf die geforderten 200 000 Tests zu kommen, muss man nicht nur fleißig sein, sondern auch schlau. So ist es einem Frankfurter Forscherteam um die beiden Wissenschaftler Prof. Erhard Seifried (Ärztlicher Direktor und Med. Geschäftsführer beim DRK-Blutspendedienst Baden-Württemberg-Hessen in Frankfurt) und Prof. Sandra Ciesek (Institut für Medizinische Virologie am Universitätsklinikum Frankfurt) gelungen, Pooltests zu entwickeln.

Somit kann ein ganzer Proben-Pool mithilfe des PCR-Verfahrens getestet werden. Erst wenn der Pool einen positiven Befund aufweist, sind detailliertere Tests notwendig. Mit diesem Verfahren kann eine Kapazität von bis zu 400 000 Tests am Tag erzielt werden.

Eine flächendeckende kombinierte Abdeckung von PCR- und ELISA-Tests ist auf jeden Fall der richtige Weg, um an Daten und letztlich an landesweite Studien zu gelangen.

Trotz möglicher Pool-Tests ist jede Menge Manpower nötig, um diese Aufgabe zu bewältigen. Wer kann sich für einen Einsatz im COVID-19 Notfall-Team melden, was sind die Voraussetzungen?

Wir suchen MTLA und BMA aus allen Fachbereichen, da wir die Absicherung aller Laborbereiche gewährleisten möchten. Berufserfahrung ist erwünscht, aber keine Voraussetzung. Auch MTLA im letzten Ausbildungsjahr setzen wir gerne zur indirekten Unterstützung ein, solange die Schulen geschlossen haben. Im Allgemeinen gehören zu den Aufgaben z. B. Probenentnahmen, Pipettieren, Steuerung der Automatensysteme und die Dokumentation oder Überwachung von Prozessen. Hier erfolgt eine Abstimmung nach den individuellen Vorkenntnissen.

An welche Stellen vermitteln Sie die Mitglieder des Notfallteams und wie wird der Bereitschaftseinsatz organisiert?

Wir vermitteln Personal an Unikliniken, Labore und ggfs. an mobile Teststationen. Den zeitlichen Umfang, sowie den Einsatzradius bestimmt jeder Helfer selbst. Organisiert werden die Einsätze über uns auf der Plattform medi-lab.net und somit sind wir direkt in Kontakt mit den MTLA vor Ort. Es gibt insgesamt drei Szenarien:

1. Ein befristeter Einsatz im Labor aufgrund erhöhter Kapazität. Das heißt, der Helfer unterstützt nach seinem individuellen Pensum und bestimmt auch den Zeitraum selbst.

2. Durch eine Quarantänenotfallsituation wird ein gesamtes Laborteam ersetzt. Hier benötigen wir für 14 Tage Personal in Vollzeit. Das ist praktisch nicht ganz einfach umzusetzen und bietet sich vor allem für MTLA/BMA an, die gerade Ihren Job wechseln und zwischen altem und neuem Job noch zeitliche Kapazitäten frei haben.

3. Es gibt überhaupt keinen Einsatz. Die Labore kommen mit den bisherigen Kapazitäten klar. Das wäre die glücklichste Variante. Dennoch ist es gut, immer auf den „Worst Case” vorbereitet zu sein.

Wie lange dauert es von der Anmeldung im Notfall-Team bis zum ersten Einsatz?

Dazu kann man keine allgemeingültige Aussage machen, in manchen Fällen hat es jedoch nur wenige Stunden gedauert, bis der Bewerber eine Anfrage von uns erhalten hat. In den nächsten Wochen rechnen wir mit verstärkter Nachfrage der Labore zur Durchführung der PCR-Tests und demnächst flächendeckender ELISA-Tests.

Wie wird der Einsatz im COVID-19 Notfall-Team vergütet?

Aufgrund einer Anmeldung im Notfallteam, besteht noch kein Anspruch auf Vergütung. Sollte es zum Einsatz kommen, so ist eine Vergütung je nach Tätigkeitsbereich vorgesehen, diese fällt jedoch von Labor zu Labor unterschiedlich hoch aus. Ich persönlich befürworte zudem eine Gefahrenzulage für die Mitarbeiter.

Wie sieht es mit Schulungen im Vorfeld aus, wie bereiten Sie die Teammitglieder auf den Einsatz vor?

Jeder Mitarbeiter wird vor Ort eingearbeitet, wobei wir von einer gewissen Vorbildung ausgehen. Da es sich um eine Notfallsituation handelt, setzen wir auf Crashkurse. Der zeitliche Rahmen wird es nicht anders erlauben.

Während der Coronakrise erhalten Pflege- und Ärzteteams die Ihnen gebührende Aufmerksamkeit und Anerkennung. Wie aber sieht es mit den MTA aus, diese kämpfen ebenfalls an erster Front?

Hier möchte ich daran erinnern, wie es noch vor einigen Jahren aussah, als MTLA und BMA überhaupt nicht an der Oberfläche erschienen. Erst jetzt, im Zuge der Tests, ist diese Berufsgruppe wieder ein Thema. Ich sehe die derzeitige Situation als große Chance, dem Berufsbild eine Plattform zu verleihen und in den richtigen Fokus zu rücken.

Herr Signer, wir danken Ihnen für das Gespräch.

 

Das Interview für MTA – Das Portal führte Anne Bilke.


Sie sind interessiert an einem Einsatz im COVID-19 Notfall-Team? Hier geht´s zur Anmeldung.

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