Mit Legionellen ist nicht zu spaßen: Sie rufen eine schwere Form der Lungenentzündung, die von starkem Auswurf, Atembeschwerden, hohem Fieber und gelegentlich von Durchfall begleitet wird, hervor. Nach einer Inkubationszeit von zwei bis zehn Tagen treten die ersten, grippeähnlichen Beschwerden (Kopf- und Gliederschmerzen, Husten) auf. Da die Symptome recht unspezifisch sind, gestaltet sich die Diagnostik im Anfangsstadium recht schwierig. Ein Nachweis der Infektion ist seit dem 1. Januar 2001 beim Robert-Koch-Institut meldepflichtig.
Das Pontiac-Fieber wird ebenfalls durch Legionellen verursacht. Der Krankheitsverlauf ist einer Grippe sehr ähnlich, eine Lungenentzündung bleibt Betroffenen allerdings erspart.
Steckbrief
Bei den Erregern handelt es sich um gramnegative, nicht sporenbildende aerobe Bakterien aus der Familie der Legionellaceae, Genus Legionella. Bislang sind 57 Arten mit mindestens 79 verschiedenen Serogruppen bekannt. In 90 Prozent aller Fälle ist das Bakterium Legionella pneumophila für die Erkrankungen verantwortlich.
Achtung: Infektionsquellen
In der Zivilisation finden Legionellen insbesondere im warmen Süßwasser optimale Lebensbedingungen vor. Sie verbreiten sich am besten bei Temperaturen zwischen 25 und 45 Grad Celsius, während sie sich über 60 und unter 20 Grad Celsius kaum bis gar nicht mehr vermehren. In künstlichen Wassersystemen oder in Ablagerungen und Belägen von Rohrsystemen können die Umweltkeime bestens überleben und sich vervielfältigen.
Geringe Mengen der Erreger sind stets im Wasser vorhanden, was zunächst unbedenklich ist. Erst höhere Konzentrationen, die meist bei Routineprüfungen auffallen, sind gefährlich und zwar, wenn sie durch erregerhaltige Wassertröpfchen oder über Wasserdampf in die Lunge des Menschen gelangen. Infektionsquellen sind unter anderem Luftbefeuchter, Whirlpools, Duschen, Kühltürme, Klimaanlagen oder Wasserhähne.
Beim Trinkvorgang ist eine Ansteckung nur in Ausnahmefällen möglich, wenn Wasser beim Verschlucken versehentlich in die Luftröhre und von dort aus in die Lunge gerät. Die gute Nachricht: Legionellen werden nicht von Mensch zu Mensch übertragen.
Antibiotische Behandlung
Nachdem der Arzt die Legionärskrankheit festgestellt hat, verordnet er ein Antibiotikum, mit dessen Einnahme so früh wie möglich begonnen werden sollte. Die Therapiedauer beläuft sich auf mindestens drei Wochen. Wichtig ist, dass der antibiotische Wirkstoff gram-negative Stäbchenbakterien bekämpft, wie etwa die Substanzen aus der Gruppe der Makrolide oder der Chinolone.
Epidemiologische Daten
Meist sind Infektionen als Einzelfälle registriert, sie treten allerdings auch in Ausbrüchen auf, wie 2001 in der Stadt Murcia in Spanien oder 1999 auf einer Blumenschau in den Niederlanden. In Warstein (Kreis Soest) gab es im August 2013 mit 161 Fällen (inklusive zwei Todesfällen) einen der schwersten Legionellose-Ausbrüche in Deutschland.
Als mögliche Ursache wurde ein Rückkühlwerk identifiziert, welches scheinbar für einen hygienisch sicheren Betrieb nicht präpariert war. Auch aus spanischen Urlaubsorten werden regelmäßig Ausbrüche der Erkrankung gemeldet. Urlauber können das Risiko einer Infektion minimieren, indem sie vor dem Duschen das Wasser einige Minuten heiß durch die Leitungen laufen lassen und währenddessen das Badezimmer verlassen.
Martina Görz
Quellen:
- Vor dem Duschen: Heißes Wasser schützt gegen Legionellen, Ärzte Zeitung, 2012
- Legionellen hitzeresistenter als bislang angenommen, aerzteblatt.de, 2015
- Milliardengrab Trinkwasser: Kalte Dusche für den Staat, Frankfurter Allgemeine, 2017
- Legionellen: Informationen über Krankheitserreger beim Menschen, infektionsschutz.de
- Legionärskrankheit: Untersuchung, Lungenärzte im Netz
- Viel mehr Pneumonien durch Legionellen als bisher gedacht, Ärzte Zeitung, 2004
- Legionellen im Wasser: Lebensgefahr aus dem Duschkopf, Focus Online, 2013
- Ausbruchmanagement des Legionellenausbruches in Warstein 2013
- Legionellose, Robert-Koch-Institut