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Hallo Radiologie der Zukunft

Der weltweit größte Radiologie-Kongress deckte ein breites Spektrum an Internationalität und Themen ab. © Mirjam Bauer

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RSNA 2016: Hallo Radiologie der Zukunft

Auf dem „Annual Meeting" der Radiological Society of North America (RSNA) in Chicago zeigte sich eine tiefergehende Transformation in der Radiologie. Das Motto „Beyond Imaging" traf den Kern dieses Wandels: In der Disziplin geht es nicht mehr nur um neue Geräte und schärfere Bilder, sondern um eine weit über den Bildgebungshorizont hinausreichende Entwicklung.

Rund 50 000 Besucher, darunter sehr viele Nicht-Radiologen, trafen sich auf dem diesjährigen RSNA in Chicago. An fast 700 Ständen präsentierte die Industrie mit fast 100 Erstausstellern ihr Angebot im Convention Center am McCormick Place.

Neue Verantwortungsbereiche neben der Bildgebung

RSNA-Präsident Richard L. Baron © Mirjam BauerRSNA-Präsident Richard L. Baron fordert unter anderem neue Zielsetzungen in der radiologischen Forschung. © Mirjam Bauer

RSNA-Präsident Richard L. Baron, forderte in seiner Eröffnungs-Keynote „Beyond Imaging: Ensuring Radilogy Impact in Clinical Care and Research" zum Blick über den Tellerrand auf, um die Relevanz der Radiologie in Versorgung und Forschung zu sichern. Die meisten Radiologen seien heute darauf ausgerichtet, möglichst viele Bilder zu generieren und zu interpretieren.

Viel wichtiger aber sei es, als ein Teil des interdisziplinären Versorgungsteams gewinnbringend und innovativ zusammenzuarbeiten. Wer Informationen über neueste Methoden und Technologien bereithalte, könne dadurch die Beziehung zu seiner wichtigsten Zielgruppe, den klinischen Zuweisern, intensivieren. Ferner können Radiologen, die sich mit der Patientengeschichte auseinandersetzen und mehr medizinisches Wissen mitbringen, Patienten und zuweisenden Ärzten aussagestärkere Befunde und Therapievorschläge anbieten, beispielsweise dank ihrer Subspezialisierung.

Auch die radiologische Forschung muss sich neue Ziele setzen: Sich nur mit Bildern und mit den Fachzeitschriften der Disziplin auseinanderzusetzen, reiche nicht mehr aus, so Baron. Die Sicht des Patienten muss in den Mittelpunkt gerückt werden, denn die Patientenorientierung beginne beim Befund.

Künstliche Intelligenz ergänzt den Menschen

Kongresssaal © Mirjam BauerThemen wie „künstliche Intelligenz“ und „Machine Learning“ sowie die zunehmende Geschwindigkeit des Fortschritts bei der künstlichen Intelligenz gaben Anlass zu Diskussionen. © Mirjam Bauer

Auch Themen wie „künstliche Intelligenz" und „Machine Learning" wurden vielfach diskutiert. Computer eignen sich dabei bestehendes (medizinisches) Wissen an und treffen auf dieser Grundlage Entscheidungen für neue Situationen. In der Radiologie analysiert ein Computer also Daten zu Fallbeispielen sowie Befunden, nutzt Zusatzinformationen und generiert Diagnosevorschläge.

Die Geschwindigkeit des Fortschritts bei der künstlichen Intelligenz habe in der Radiologie in den letzten Jahren stark zugenommen, erklärte Keith J. Dreyer, PhD und stellvertretender Leiter der Abteilung für Computer- und Informatikwissenschaft in der Radiologie am Massachusetts General Hospital in Boston.

In seiner Rede „Wenn Computer denken: der nächste Horizont der Radiologie" beschrieb er, dass Computer wie Menschen lernen und Entscheidungen treffen – oder zumindest vorschlagen – können.

Die Radiologen und ihr Team werden künftig nicht ersetzt, aber sie sollten sich auf maßgebliche Veränderungen einstellen. Die Unterstützung in der Diagnostik durch maschinelles Wissen sei unvermeidlich, aber sie biete auch neue Chancen. So können Radiologen zum einen die bahnbrechende Entwicklung der künstlichen Intelligenz mit prägen. Zum anderen ermöglicht ihnen die Technologie, ihre Disziplin in Diagnostik und Therapie selbst auszugestalten und neue Arbeitsfelder zu finden.

Poster, Ehrungen und Aussichten

3D-Druck © Mirjam BauerFachlich sortierte Posterausstellungen und eine 3D-Druck-Zone waren ein weiteres Highlight des Kongresses. © Mirjam Bauer

Der Ausstellungsbereich zu Watson, einer Lösung für medizinische Analysen von IBM, zeigte Beispiele für die künstliche Intelligenz mit Effekten auf die Radiologie. Dieser gut besuchte Stand befand sich mit fachlich sortierten Posterausstellungen, einer 3D-Druck-Zone und zahlreichen Schreibtischen, zum Zugriff auf sämtliche wissenschaftliche Beiträge, in einer eigenen Ausstellungshalle abseits der Gerätehersteller.

Den Übergang aus diesem „Discovery Theater" säumten Portraits von ehemaligen RSNA-Präsidenten, Wissenschaftlern mit Förderprojekten sowie Geldgebern der RSNA-Stiftung – bis hin zu „Centennial Pathfinders", die bis zu 100 000 Dollar und mehr für den Fortschritt in der Radiologen gespendet haben.

Im Discovery Theater selbst gab es neben den Informationsständen der RSNA auch Rückzugszonen mit Ausblick und Zugang zum Michigansee. In gemütlichen Sesseln konnte der erschöpfte Besucher fernab vom Trubel der Vorträge und Gespräche innehalten, seine Gedanken sammeln und zu bestimmten Zeiten sogar Darbietungen von klassischer Musik und Jazz lauschen.

Innovative neue Geräte

MRT-Gerät © Mirjam BauerDer „Signa Voyager“, ein MRT-Gerät war nur eine der interessanten Neuvorstellungen. © Mirjam Bauer

So deckte der weltweit größte Radiologie-Kongress ein breites Spektrum an Internationalität und Themen ab. Spannende Neuvorstellungen der Hersteller waren unter anderem das 1,5-Tesla-MRT-Gerät „Signa Voyager" von GE, das robotergestützte Angiographiegerät „Artis Pheno" von Siemens Healthineers, verschiedene große und kleine mobile Röntgengeräte sowie mobile Ultraschallgeräte mit neuen Funktionen, beispielsweise „Touch Prime" von Carestream.

Letzteres weist ein komplett knopfloses Design und Touchscreen auf, abgesehen vom Ein- und Ausschalter, um eine bestmögliche Desinfektion zu ermöglichen. Ein Gemeinschaftsstand einiger deutscher Anbieter bündelte deren Präsenz auf dem RSNA. So zeigte das Fraunhofer Institut IPA, das aktuell mit Kuka-Robotics an Robotik-Pilotprojekten arbeitet, wie verschiedene Tätigkeiten im OP zeitsparend durch Roboter ergänzt werden können.

Auch die Deutsche Röntgengesellschaft machte mit ihrem Geschäftsführer Dr. med. Stefan Lohwasser persönlich auf die Erhaltung des Geburtshauses W. C. Röntgens aufmerksam; Sponsoren zur Erhaltung werden weiterhin gesucht. Die Zukunft der Radiologie wird auch in 2017 weitergestaltet: Vom 26. November bis 1. Dezember 2017 gibt es auf dem nächsten Annual Meeting neue Erkenntnisse und Perspektiven in Chicago.

Mirjam Bauer

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