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MTA sollen an Herausforderungen wachsen

Veranstaltungsort in Berlin: Im bcc Berlin Congress Center tagten die Kongressteilnehmer unter anderem zu den Themen Pathologie, innovative Technologie und Uropathologie. © bcc Berlin Congress Center

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Rückblick Pathologiekongress 2016: MTA sollen an Herausforderungen wachsen

Zur diesjährigen Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Pathologie (DGP) in Berlin standen unter dem Motto „Zurück zur Zukunft“ neue Technologien aus Wissenschaft und Forschung im Mittelpunkt. Neben informativen Vorträgen und Fortbildungen blieb dabei auch Zeit für spannende Diskussionen: zum Beispiel über die Akademisierung des MTA-Berufs.

Seit bereits 100 Jahren tagen die Pathologen, um ihr Wissen über die vielfältigen Gewebe eines menschlichen Körpers durch Mikroskopie, Zell- und molekulare Forschung wissenschaftlich auszutauschen. Die Pathologie hat eine lange Tradition und erfährt heute einen umfangreichen Wandel. Früher lag ihr Schwerpunkt auf der Obduktion, heute unterstützen Pathologen die Diagnostik auf vielfältige Weise. Einer der Tagungsschwerpunkte war die Uropathologie, die aufgrund neuer Leitlinien und aktueller WHO-Klassifikation vielfach diskutiert wurde.

Veränderungen in der täglichen Arbeit

Prof. Knüchel-Clarke © Deutsche Gesellschaft für Pathologie e.V., Berlin 2016Kongresspräsidentin Prof. Ruth Knüchel-Clarke. © Deutsche Gesellschaft für Pathologie e.V., Berlin 2016

Die Obduktion war in den Anfängen die einzige pathologische Tätigkeit, heute macht diese Arbeit in der klinischen Pathologie lediglich fünf Prozent aus. Der Pathologe untersucht hauptsächlich Gewebeproben von Menschen und arbeitet anderen Ärzten zu. Der technische Fortschritt und die Unterstützung durch Informationstechnologien prägen das Fach auch künftig: „Die Veränderungen in der molekularpathologischen Diagnostik und die Betrachtung der Präparate sind die wichtigsten Trends“, erklärte die Kongresspräsidentin Ruth Knüchel-Clarke.

„In der Molekularpathologie hilft die Analyse genetischer Veränderungen in den Geweben dabei, die Therapie des Patienten genauer zu definieren. Diese Präzisionsmedizin erfolgt in der Pathologie auf hohem Niveau. Ausgewertet werden die Ergebnisse in Zusammenarbeit mit Hämato-Onkologen und Humangenetikern. Aufgrund von Histologie, Tumorgröße, Genetik und anderen Merkmalen wird zusammen festgestellt, wie aggressiv ein Tumor ist. Immer differenzierter ergeben sich Rückschlüsse für die weitere Behandlung des Erkrankten, zum Beispiel, ob ein Medikament wirksam ist – oder eben nicht.“

Bei der Betrachtung der histologischen Präparate nutze man heute nicht mehr nur das Mikroskop, sondern scanne Schnitte ein und werte diese mit Hilfe von Computern aus, so Knüchel-Clarke. „Dies verändert unsere Interaktion und unser Denken. Ich sehe große Herausforderungen darin, die neuen genetischen Zusatzmethoden qualitativ zu erlernen und zu integrieren. Dies bedarf der Zusammenarbeit mit Informatikern und weiteren Disziplinen, um mehr Effektivität zu erreichen. Wir wollen beispielsweise die Radiologen unterstützen, besser zu sehen, und die Chirurgen, weniger zu schneiden.“

Vielfältiges Programm für MTA

Die Veranstaltung bot für MTA ein umfangreiches Fortbildungsprogramm. Deren Basisaufgaben umfassen die Gewebeverarbeitung, die Molekularpathologie, die Immunhistochemie, die Elektronen- und Fluoreszenzmikroskopie sowie Dokumentation und Akkreditierung. All diese Arbeiten beziehen sich hauptsächlich auf Materialien lebender Personen, MTA beschäftigen sich selten mit Geweben verstorbener Menschen.

Im Programm spiegelte sich diese Vielfalt in Workshops, Vorträgen und Diskussionen wider: Histopathologische Methoden, Zellkulturtechniken, aber auch Themen wie die digitale Histologie und Vernetzung, der Umgang mit Gefahrstoffen, das Patentrecht und die Zukunft der Molekularpathologie sowie das „Next Generation Sequencing“ standen auf der Agenda.

Akademisierung des MTA-Berufes sinnvoll?

MTA Daniela Smeets © Mirjam BauerDaniela Smeets, leitende Medizinisch-technische Assistentin im Institut für Pathologie am Universitätsklinikum Aachen. © Mirjam Bauer

Kontrovers diskutierten Ärzte und MTA die Akademisierung des Berufsstandes. Für die eine Gruppe bietet die Akademisierung Perspektiven, andere halten sie für weniger wichtig und wollen, dass auch Realschulabsolventen den Beruf erlernen können. Christiane Maschek, Vorstand Ausbildung beim DVTA (Dachverband für Technologen/innen und Analytiker/innen in der Medizin e. V.) möchte den MTA mehr Möglichkeiten geben als nur den Aufstieg zur „Leitenden MTA“. Durch die Akademisierung ergäben sich viele Chancen und ortsunabhängige sowie fachübergreifende Karrieren.

Das europäische Umfeld macht es vor: In den Niederlanden steht für MTA ein dreistufiges Modell mit einem mittleren Bachelor, einem höheren Bachelor und der Erreichung des PhD zur Auswahl. In Österreich und der Schweiz entspricht ein Studiengang zum Biomedizin-Analytiker der Ausbildung in Deutschland. Die Diskussion zeigte jedoch ebenso deutlich, dass manche Ärzte einen gewissen Kompetenzverlust fürchten. Knüchel-Clarke sieht keine Bedrohung durch MTA.

„Ich finde derartige Ängste ungesund. Es gibt nichts Schöneres als Entwicklung. Diese mit Offenheit und Kritikfähigkeit zu erleben, ist die Zukunft. Wir wollen die MTA mitnehmen in die wissenschaftlichen Herausforderungen, damit sie wachsen und lernen können: Welche Qualität braucht ein Gewebsschnitt für eine hochwertige Schnellschnittdiagnostik? Welche Gewebsfixation ist notwendig für eine qualitätsgesicherte molekulare Diagnostik? Wie bearbeite ich kleine Gewebsproben, um für die klinischen Entscheidungen möglichst viele Antworten geben zu können? Diese wichtigen Aufgaben obliegen den MTA. Sie leisten sehr viel Vorarbeit für die Ärzte, unter anderem auch die Mitarbeit an der Quantifizierung molekularbiologischer Ergebnisse wie der Fluoreszenz-in-situ Hybridisierung oder der Mutationsdetektion bei der Gensequenzierung.“

„Ohne MTA sind wir verloren“

MTA Daniela Smeets © Mirjam BauerDaniela Smeets, leitende Medizinisch-technische Assistentin im Institut für Pathologie am Universitätsklinikum Aachen. © Mirjam Bauer

Die tägliche Routine in der Pathologie bietet ein breites Spektrum. In der Technischen Hochschule Aachen etwa dürfen MTA bei Interesse an Forschungsarbeiten teilnehmen und so ihr Wissen erweitern. Auch aus diesem Grund rotieren die Kolleginnen regelmäßig über verschiedene Arbeitsplätze. Der Beruf bietet eine Kombination aus hochmoderner Technik, Forschung und der Bearbeitung realer menschlicher Gewebe. Um für Patienten das Beste zu erreichen, ist dabei auch Empathie gefragt.

Daniela Smeets, Leitende MTA in der Pathologie Aachen, hat das Programm für MTA zusammengestellt. „Die Tagung ist dafür da, am Stand der Dinge zu bleiben. Medizin und Technik schreiten immer schneller voran, die Investitionen in die Wissenschaft sind sehr hoch. Es ist sinnvoll, wenn MTA durch Weiterbildung und Kongresse ihr Wissen auffrischen. Auch die Wiederholung der Basistechniken wie Zellkulturen und Immunhistochemie ist grundlegend. Der Kongress bietet Vorträge mit vielfältigen Themen. Referenten, die fundiertes Wissen didaktisch gut weitergeben können, erklären MTA, warum die Vergangenheit so wichtig für die Zukunft ist – siehe Kongressmotto. Die Konzentration auf grundlegende Prinzipien ist notwendig, um die Gegenwart zu verstehen. Das ist auch der Ausbildungsstand, der den MTA vermittelt wird. Sie sollen verstehen, warum sie bestimmte Dinge tun – und was als nächstes auf sie zukommt. Viele Ärzte sagen, ohne MTA seien sie verloren. Sie geben diese Anerkennung in den Sessions weiter und motivieren MTA, am Ball zu bleiben, Verantwortung zu tragen und Kompetenz zu zeigen. Nichts bleibt gleich, die einzige Konstante ist der Wandel. So wünsche ich allen MTA, dass sie teilhaben an der Vielfalt und offen sind für Neues.“

Mirjam Bauer

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