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Arzt erklärt Patientin Röntgenaufnahme ihrer Lunge.

Das wichtigste Mittel zur Diagnose einer Lungentuberkulose ist das Röntgen. © DragonImages / iStock / Getty Images Plus

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Tuberkulose: Rückgang in Deutschland – WHO warnt vor weltweit alarmierender Entwicklung

In Deutschland gehen die Tuberkulose-Fallzahlen laut Robert Koch-Institut (RKI) zurück. Der Rückgang ist aber nicht mehr so deutlich wie in den Jahren zuvor. Dem RKI wurden 2021 in Deutschland 3896 Tuberkulose-Neuerkrankungen übermittelt (Datenstand: 15. März 2022).

Das sind sechs Prozent weniger als im Jahr 2020.1 Aber weltweit hat die Tuberkulose eine problematische Entwicklung genommen, wie die Weltgesundheitsorganisation (WHO) in ihrem Report2 zum Welttuberkulosetag im Oktober 2022 ausführt.

Erstmals ist ein deutlicher Anstieg der Tuberkulose-Fälle weltweit zu verzeichnen. Die Zahl der Tuberkulose-Erkrankten (TB) ist 2021 gegenüber 2020 unerwartet um fast fünf Prozent auf 10,6 Millionen gestiegen. Im vergangenen Jahr starben weltweit sogar 1,6 Millionen Menschen nach WHO-Report an Tuberkulose.

Antibiotika-Resistenz global gestiegen

Besorgniserregend ist zudem, dass die TB-Erreger immer häufiger eine Resistenz gegen das übliche Antibiotikum Rifampicin entwickeln. So wurde weltweit im letzten Jahr bei 450 000 Menschen Tuberkulose diagnostiziert, die nicht mehr auf das gängige Antibiotikum ansprach. Das waren drei Prozent mehr als im Jahr davor. Darüber hinaus haben auch multi-resistente TB-Stämme zugenommen. Dann ist eine medikamentöse Behandlung kaum möglich.

Die WHO führt die Entwicklung auch auf die Corona-Pandemie zurück.3 Denn COVID-19 hat in allen Ländern die finanzielle, personelle und organisatorische Überlastung des öffentlichen Gesundheitswesens deutlich gemacht. Viele WHO-Erfolge der vergangenen Jahre wurden bei der TB-Bekämpfung durch die Pandemie zunichtegemacht. Die internationale Gesundheitsorganisation befürchtet zudem, dass der Krieg gegen die Ukraine und andere politische Konflikte in Afrika und im Mittleren Osten die Situation verschlimmern könnten.

Die Tuberkulose-Lage in Deutschland

Zwar gehen in Deutschland die Tuberkulose-Fallzahlen weiterhin zurück, allerdings nicht mehr so deutlich wie früher. Die Inzidenz betrug 4,7 pro 100 000 Einwohner. Damit setzt sich der seit 2017 zu beobachtende Trend abnehmender Fallzahlen weiter fort.4

Ein Zusammenhang zwischen dem Rückgang der Tuberkulosezahlen und den etablierten COVID-19-Schutzmaßnahmen lässt sich wissenschaftlich nicht belegen. Das RKI vermutet aber einen gewissen Einfluss.4

Trotz der erschwerten Bedingungen durch die COVID-19-Pandemie hätten in Deutschland die Strukturen der Tuberkulosekontrolle weiterhin gut funktioniert, stellt das RKI fest. Aber es gebe – bedingt durch die Belastungen der COVID-Pandemie – auch in Deutschland gewisse Schwachstellen im Öffentlichen Gesundheitswesen. Der Infektionsschutz müsse auch künftig für die Herausforderungen gerüstet sein. Die aktuellen Herausforderungen durch die Versorgung von geflüchteten Menschen machen den Bedarf noch dringlicher, schreibt das RKI.1

Tuberkulose-Erkrankungen in Europa und weltweit

Nach Schätzungen der WHO entfallen drei Prozent aller Tuberkulose-Neuerkrankungen auf Europa. Etwa 80 Prozent der TB-Neuerkrankungen sind in Asien und Afrika zu verzeichnen. In Europa sind osteuropäische Staaten am häufigsten betroffen, vor allem die Ukraine, wo es bereits vor dem Krieg zu etwa 35000 Neuinfektionen pro Jahr kam. Während TB-Erkrankte in Deutschland gut versorgt werden, ist das in anderen Ländern nicht immer so. Dies gilt unter anderem für Osteuropa und hier vor allem für die Ukraine. Denn schon vor Beginn des Krieges konnten in der Ukraine nicht alle Tuberkulose-Erkrankte in den Krankenhäusern behandelt werden, weil die Krankenhäuser mit schweren Corona-Fällen überlastet waren. Dadurch kam es zu Verzögerungen in der Diagnostik.

Besonders tückisch ist die lange Inkubationszeit: Bekanntlich kann eine Erkrankung mit Tuberkulose über längere Zeit latent vor sich hinschlummern. Besonders in Zeiten kriegerischer Auseinandersetzungen, bei schlechter Ernährung, sozialen Missständen oder Stress wie beispielsweise Flucht kann Tuberkulose schneller ausbrechen.

Tuberkulose: Symptome, Diagnose, Tests und Impfung

Zu den typischen Symptomen der meldepflichtigen Lungen-Tuberkulose gehören unter anderem Husten, Müdigkeit, Schwäche, Nachtschweiß, Gewichtsverlust und erhöhte Temperatur, meistens nur abends. Oft wird die Erkrankung aber erst spät erkannt, weil einige Symptome einer Lungenentzündung ähneln.

Ansteckung mit TB

Bei der Ansteckung verhält es sich ähnlich wie beim Grippe-Virus. Ob es zu einer Infektion kommt, hängt vor allem von der Intensität des Kontakts, der Menge an inhalierten oder selten oral aufgenommenen Erregern, der körperlichen Verfassung und der Stärke des Immunsystems ab. Die Infektion erfolgt meist durch Einatmen feinster Tröpfchen mit der Atemluft, die beim Husten und Niesen durch an offener Tuberkulose erkrankte Personen freigesetzt werden. Die Ansteckung geschieht jedoch bei Tuberkulose generell nicht so leicht wie bei anderen durch Aerosole übertragbaren Infektionskrankheiten, beispielsweise Masern oder COVID-19.5

Diagnose der TB-Infektion

Tuberkulose kann durch einen Haut-Test oder durch immunologische Labor-Verfahren (IGRA-Tests) im Blut festgestellt werden. Ein negativer Tuberkulin-Haut-Test schließt aber eine Tuberkulose nicht mit absoluter Sicherheit aus. Ebenso kann ein positiver Haut-Test falsch-positiv sein, zum Beispiel. weil eine BCG-Impfung zuvor erfolgte. Eine aktive Tuberkulose können beide Tests nicht erkennen, nur einen stattgefundenen Kontakt mit dem Mycobacterium tuberculosis.

Deshalb ist im Verdachtsfall das wichtigstes Mittel zur Diagnose einer Lungentuberkulose das Röntgen. Diese Untersuchung wird bei positivem Tuberkulin-Test durchgeführt, auch in Fällen, in denen sich trotz negativen Tuberkulose-Tests durch gängige Symptome ein dringender Verdacht ergibt. Zur vollständigen Abklärung einer Tuberkulose gehört dann immer auch der bakteriologische Nachweis des Tuberkulose-Erregers im Labor.

Oft längere Behandlung der Tuberkulose nötig

Die Behandlung der Tuberkulose mit Antibiotika kann manchmal Monate oder noch viel länger dauern. Bei rechtzeitiger Therapie lässt sich jedoch die Tuberkulose gut in den Griff bekommen, wenn geeignete Antibiotika zur Verfügung stehen und keine Resistenz vorliegt.

In Deutschland wird mittlerweile nicht mehr gegen Tuberkulose geimpft. Weltweit ist aber Impfstoff weiter verfügbar. Nur in Hochrisikoländern empfiehlt die WHO, Kinder so schnell wie möglich nach der Geburt zu impfen.

Beatrix Polgar-Stüwe


1 Welttuberkulosetag 2022 – Hohe Public-Health-Bedeutung der Tuberkulose
2 Global Tuberculosis Report 2022
3 Tuberculosis deaths and disease increase during the COVID-19 pandemic
4 Epidemiologisches Bulletin Welttuberkulosetag 2022, 11/2022
5 Tuberkulose, RKI-Ratgeber
Weiterführende Informationen des RKI gibt es hier.

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