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Schluckstörung mit Risiken

Betroffene setzen sich oft selbst sozialer Isolation aus. © Deagreez / iStock / Getty Images Plus

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Dysphagie: Schluckstörung mit Risiken

Betroffene mit Dysphagie ziehen sich oft aus dem sozialen Leben zurück, da sie schlecht essen und trinken können. Gelangen Speisebrei oder Speichel in die Lunge, ist dies lebensgefährlich.

Bis zu 2000 Mal täglich schluckt jeder Mensch automatisch, beispielsweise um die Nahrungsaufnahme zu gewährleisten oder um Speichel aus der Mundhöhle in den Magen zu befördern. Hierbei handelt es sich um einen komplexen Vorgang, an dem 56 Muskelpaare sowie mindestens fünf Hirnnerven beteiligt sind. Er besteht aus vier Phasen, der oralen Vorbereitungsphase, der oralen Transportphase, der pharyngealen Phase sowie der ösophagealen Phase. Die Nahrung wird durch die Bewegung der Zunge nach hinten in die Mundhöhle transportiert, sodass der Schluckreflex ausgelöst wird. Während des Schluckens muss das Gehirn die Bewegung zahlreicher Muskeln im Rachen und in der Speiseröhre koordinieren.

Das Schlucken geschieht in der Regel automatisch und gerät erst ins Bewusstsein, wenn der Vorgang nicht mehr einwandfrei funktioniert. Eine Dysphagie entwickelt sich aufgrund von neurologischen Erkrankungen (wie Schlaganfällen, Parkinson oder Demenz), Hals-Nasen-Ohren-Erkrankungen, Speiseröhrenerkrankungen oder sie tritt als Alterserscheinung auf. Die Koordination der Schluckbewegungen kann gestört sein, zudem sind die Aktivität oder Sensibilität der am Kauen und Schlucken beteiligten Organe und Muskeln eingeschränkt.

Die Nahrung wird nicht mehr ausreichend zerkleinert, Speisen und Flüssigkeit rutschen mangels Schluckreflex unkontrolliert ab, der Transport durch den Rachen ist verlangsamt, Schutzreflexe wie Husten und Räuspern funktionieren nicht mehr einwandfrei, Essensreste bleiben unter Umständen im Rachen oder am Eingang der Luft- und Speiseröhre hängen, der Verschluss der Luftröhre kann beeinträchtigt sein oder die Speiseröhre ist nicht vollständig geöffnet. Insgesamt ist die Lebensqualität Betroffener mit Dysphagie enorm reduziert.

Gefahr der Aspiration

Da der Prozess des Schluckens nicht mehr funktioniert, können Flüssigkeiten, Speisen und Speichel in die Atemwege und in die Lunge übertreten. In Folge der Aspiration besteht das Risiko einer Aspirationspneumonie, die in der Regel mit Antibiotika behandelt wird. Gefährlich ist es, wenn die Aspiration „still“ verläuft (silent aspiration) und die Ursache der Pneumonie übersehen wird.

Körperlicher Abbau

Eine Dysphagie führt unter Umständen zu Mangelernährung und Dehydratation, da die Aufnahme von Nahrung und Flüssigkeit gestört ist. Die Ernährungsdefizite münden bei älteren Menschen häufig in einer Abwärtsspirale bis hin zum Tod – sie gehen mit einer reduzierten Muskulatur, mit einer starken Gewichtsabnahme, Gebrechlichkeit sowie mit dem Verlust der Selbstständigkeit einher.

Behandlungsoptionen bei Dysphagie

Patienten mit Dysphagie können bei einem Logopäden an einer Schlucktherapie teilnehmen. Durch bestimmte Bewegungsübungen stärkt man die Muskulatur, die für den Schluckvorgang benötigt wird. Der Logopäde nutzt auch thermische Reize oder Massagetechniken zur Stimulation und Mobilisation der Mundhöhle. Kompensatorische Verfahren wie das Erlernen von Schlucktechniken oder die Verbesserung der Kopf- und Körperhaltung erleichtern das Schlucken. Auch adaptive Maßnahmen, welche auf die Umstellung des Ess- und Trinkverhaltens abzielen, kommen bei Dysphagie in Betracht. Betroffene nutzen dann Ess- und Trinkhilfen, wobei die richtige Anwendung mit dem Logopäden eingeübt werden sollte.

Darüber hinaus gibt es die Möglichkeit, dass der Arzt bestimmte Medikamente zur Verbesserung der Dysphagie verordnet. Prokinetika verstärken die Bewegung der Speiseröhre, während Spasmolytika Muskelkontraktionen auflösen. Ist die Dysphagie sehr stark ausgeprägt, werden Patienten über Venenkatheter oder Magensonden ernährt.

Martina Görz


Quellen:

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