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Die MTA-Ausbildung ist in Europa unterschiedlich geregelt. © STILLFX / iStock / Getty Images Plus

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Berufsbild MTA: Spannend, wichtig, systemrelevant – Teil 3

Den letzten Teil unserer Reihe widmen wir der Arbeit einer MTA im EU-Ausland und der Entwicklung beziehungsweise dem Wandel des Berufsbildes. Wie ist die Meinung von Experten dazu – wo steht die MTA heute?

Die Anerkennung des deutschen Staatsexamens und die damit verbundene Anstellung im Ausland ist möglich, je nach Land mit unterschiedlichem Anpassungsaufwand. Die Verfahrensweise ist jedoch unterschiedlich und stark von der jeweiligen Behörde abhängig. Der berufsschulbezogene Ausbildungsgang in Deutschland wird seit vielen Jahren kontrovers diskutiert.

„Früher wurden Labor und Radiologie gemeinsam unterrichtet, in den 1970er Jahren nach und nach getrennt nach MTLA und MTRA – circa im Jahr 1994 wurde die dreijährige Ausbildung eingeführt. Die Anforderungen an die Assistenten waren rasant gestiegenen, insbesondere in Bezug auf neue Techniken und Untersuchungsmethoden“, vermittelt Claus Becker, leitender MTRA am Universitätsklinikum Regensburg. „Es arbeiten diverse Stellen daran, die Ausbildung auf den aktuellen Stand zu bringen: Curriculum, APrV und allein die Namensgebung. Seit vielen Jahren tut sich von Regierungsseite aus nichts.“

Wandel des Berufs

„Verbände wie DVTA, VMTB, DRG, DIW-MTA fordern eine Teilakademisierung und Ausbildungsanpassung. Gewerkschaften, Arbeitgeber sowie politische Interessensgemeinschaften stehen dieser Forderung skeptisch gegenüber und sind, oft aus historischen Gründen, dagegen. Vielleicht, weil Gewerkschaften befürchten, viele Mitglieder zu verlieren. Ärzte stehen einer Akademisierung mittlerweile weniger skeptisch gegenüber. Die ‚Digitalisierung‘ gab es noch nicht, als vor Jahrzehnten die Ausbildungs- und Prüfungsverordnung gemacht wurde. Allerdings wird einer Schule, auch wenn 400 Stunden Klinische Chemie vorgesehen sind, nicht vorgeschrieben, wie konkret in dem Fach ausgebildet werden soll“, sagt Prof. Marco Kachler vom DIW-MTA, einem Weiterbildungsinstitut für MTA-Berufe.

„So kann man alles lehren, auch den Umgang mit modernen Geräten, Techniken und IT, denn es steht nirgends, dass man die Ausbildungsinhalte nicht aktualisieren darf. Die APrV ermöglicht den Lehrern sehr wohl Freiheitsgrade, doch manche schöpfen diese Möglichkeiten leider nicht voll aus. Man kann beispielsweise historische Untersuchungen und Methoden kurz erwähnen, um sich dann innovativen Verfahren zuzuwenden. In ähnlicher Weise erfüllt man auch die Anforderungen für die Mikrobiologie und Hämatologie. Eine Aktualisierung der Ausbildungsverordnung halte ich trotzdem für dringend notwendig. Das Gesundheitsministerium sollte gerade jetzt in der Krise diese systemrelevanten wichtigen Berufe berücksichtigen und die gesetzlichen Anforderungen prüfen und dringend aktualisieren.“

Auch der DVTA fordert aufgrund der Pandemie und eines akuten Fachkräftemangels dringend eine Novellierung der MTA-APrV und eine bundeseinheitliche Ausbildungsvergütung. Der MTA-Beruf muss attraktiver und bekannter werden. Auch der VMTB unterstützt diese Forderung, unter anderem mit einem Brief an den Gesundheitsminister.

Ausblick

So fasst Claus Becker zusammen: „Weder in der Bevölkerung noch in der Politik stehen MTA im Fokus, meist geht es um die Pflege. Das Wichtigste ist für mich mehr Werbung für unseren spannenden und abwechslungsreichen Beruf. Über die Aktion „MTA-werden“ kann jeder sehen, was persönlich für ihn/sie möglich ist. Auch die sozialen Medien unterstützen die Bekanntheit. Für uns wäre es gut, wenn die Berufsberatungen in den Schulen verstärkt auf die Attraktivität des Berufes hinweisen würden. Ein wenig Aufschwung gab vor einiger Zeit die Ausbildungsvergütung, die allerdings noch nicht für alle einheitlich geregelt ist. Hoffentlich passiert hier künftig mehr.“

Marco Kachler ergänzt: „In der letzten Zeit erkennt auch ein Laie, wie wichtig MTA sind. Sie ermöglichen zahlreiche Tests auf Covid-19, egal ob laborseitig oder durch Röntgen. Sogar Bundesgesundheitsminister Jens Spahn hat diese Berufsgruppe lobend in der Tagesschau erwähnt. Dieser wichtige systemrelevante Beruf hat genau jetzt die beste Chance auf mehr Bekanntheit und mehr Auszubildende. MTA arbeiten an vorderster Front, nicht wie Radiologen oder Labormediziner, die eher im Hintergrund befunden. Die Assistenten haben direkten Kontakt mit den Menschen beziehungsweise infektiösem Material. Diese Kombination von Empathie und Technik leistet kaum ein anderer Beruf!“

Teil 1 und Teil 2 unserer Reihe finden Sie hier.

Mirjam Bauer

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