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Syphilis auf dem Vormarsch

Die Gefahr sich an Syphilis anzustecken ist beim sexuellen Kontakt mit einem Partner besonders hoch, das Infektionsrisiko liegt hier bei 30 bis 60 Prozent. © Pitiphothivichit / iStock / Getty Images Plus

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Treponema pallidum: Syphilis auf dem Vormarsch

Seit Jahren steigt die Zahl der Infektionen weiter an. Betroffen sind vor allem homosexuelle Männer mit häufig wechselnden Sexualpartnern. Durch Safer Sex kann eine Übertragung der Erreger verhindert werden.

Die Zahl der Syphilisfälle klettert in Deutschland weiter nach oben, eine Zunahme der Inzidenz um bis zu 20 Prozent jährlich ist derzeit üblich. Treponema pallidum lautet der Name des Bakteriums, welches für die Geschlechtskrankheit Syphilis, auch als Lues bezeichnet, verantwortlich ist. Hierbei handelt es sich um ein gramnegatives Bakterium aus der Familie der Spirochäten. Zunächst greift der Keim die Haut und die Lymphknoten, später das Gehirn und weitere Organe an. Die Übertragung erfolgt über den direkten Haut- und Schleimhautkontakt mit stark erregerhaltigen Mikroläsionen.

Eine Krankheit – vier Phasen

Der klinische Verlauf wird in die Frühsyphilis (primäres und sekundäres Stadium) sowie in die Spätsyphilis (tertiäre und quartäre Syphilis) eingeteilt. Nach einer Inkubationszeit von zehn Tagen bis drei Monaten kommt es im Primärstadium zu einem rötlichen Knötchen (Primäraffekt), das sich an der Eintrittsstelle des Erregers, meist am Mund oder an den Geschlechtsorganen, bildet. Daraus entwickelt sich ein charakteristisches, schmerzfreies Geschwür mit hartem Rand (Ulcus durum), in dem sich eine hohe Konzentration an Treponemen befindet. Dieses heilt innerhalb von einigen Wochen unter Narbenbildung wieder ab. Die Gefahr der Ansteckung ist beim sexuellen Kontakt mit einem Partner im ersten Erkrankungsstadium besonders hoch, das Infektionsrisiko liegt hier bei 30 bis 60 Prozent.

Unbehandelt treten in der zweiten Phase der Syphilis Beschwerden wie Kopf-, Gelenk- und Muskelschmerzen, Fieber, Abgeschlagenheit, Hautveränderungen sowie geschwollene Lymphknoten auf. Außerdem kann es zu Hautrötungen kommen, die leicht mit allergischen Hautreaktionen, Masern oder Psoriasis verwechselt werden.

Der zeitliche Abstand der tertiären Syphilis zur Ansteckung beträgt zwischen sechs Monaten und zehn Jahren, meistens tritt die Spätform nach etwa drei bis vier Jahren auf. Betroffene leiden unter Hautausschlägen sowie sogenannten Gummata (Geschwüre, die nach außen durchbrechen können). Darüber hinaus wirkt sich die tertiäre Form schädigend auf das zentrale Nervensystem, das Herz-Kreislauf-System sowie auf das Skelett, die Augen und das Gehör aus.

Die Neurosyphilis oder quartäre Syphilis geht mit einer Entzündung des zentralen Nervensystems einher. Typische Anzeichen sind fehlende Reflexe, Impotenz, Störungen der Blasen- und Darmreflexe, stechende Schmerzen in einem begrenzten Gebiet am Bein oder im Fuß sowie eine Hirnhautentzündung. 

Antibiotische Behandlung

Die Diagnostik besteht aus verschiedenen serologischen Untersuchungen (zum Beispiel TPHA als Suchtest) sowie aus dem direkten Erregernachweis. Mittel der Wahl in allen Stadien ist der Wirkstoff Penicillin, eine Resistenz von Treponema pallidum gegen Penicilline ist bislang nicht bekannt. Bei einer Penicillin-Allergie kommen ersatzweise Doxycyclin oder Erythromycin zum Einsatz.

Wie lässt sich der Anstieg erklären?

85 Prozent der Infektionen gingen auf Männer zurück, die Geschlechtsverkehr mit Männern hatten, in dieser Gruppe zeigte sich auch die größte Zunahme der Fälle. Experten führen den Anstieg auf das veränderte Sexualverhalten zurück: Zum einen erleichtern Dating-Apps die Kontaktaufnahme, zum anderen ist die Risikobereitschaft vermutlich durch die HIV-Präexpositions-Prophylaxe (PeEP), die Einnahme antiviraler Medikamente von HIV-negativen Personen mit einem erhöhten Risiko für eine HIV-Infektion, gestiegen.

Prävention

Die Aufklärung über Safer Sex gilt als wichtige Maßnahme zur Bekämpfung von Syphilis. Da die Erkrankung in der Hälfte der Fälle asymptomatisch verläuft, ist es sinnvoll, homosexuellen Männern mit wechselnden Sexualpartnern auch bei fehlenden Beschwerden Syphilis-Tests anzubieten. Eine Impfung gegen die Geschlechtskrankheit existiert nicht.

Martina Görz


Quellen: 

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