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Zwischen „Klamüdien“ und Stuhlproben in Tupperdosen

Skurriler Überweisungsschein mit Kopfschmerzen der besonderen Art. © Dinge, die eine MTLA nicht sagt

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Interview: Zwischen „Klamüdien“ und Stuhlproben in Tupperdosen

Im Sommer 2013 gründete die junge MTLA Franzi mit Freunden den Facebook-Blog „Dinge, die eine MTLA nicht sagt“. Die Fangemeinde der Seite wächst seitdem stetig an – und das liegt nicht nur an den witzigen Beiträgen. Technische Laborassistenten finden hier eine ungezwungene Community, mit der sie vielseitig über ihren Beruf diskutieren können.

Wer ist hier müde? Die richtige Schreibweise wäre natürlich „Chlamydien“.

Woher kam die Idee, die Facebook-Seite „Dinge, die eine MTLA nicht sagt“ zu gründen?

Franzi: Die Idee ist vor ein paar Jahren entstanden, als ich mich noch in der MTLA-Ausbildung befand und wurde von ein paar Freunden und mir entwickelt. Wir waren im letzten Lehrjahr und somit bereits hauptsächlich im Labor tätig statt in der Schule. Dort stießen wir immer wieder auf Überweisungsscheine, die uns schmunzeln ließen, aber auch Untersuchungsergebnisse, vor allem aus der Mikrobiologie, die zu schön waren, um sie nicht mit der Welt zu teilen. Diese wollten wir im Internet veröffentlichen und haben uns daraufhin für eine Facebook-Seite entschieden.

Wie bist du auf den Namen „Dinge, die eine MTLA nicht sagt“ gekommen?

Franzi: Der Name ist eigentlich ganz simpel zu erklären: Am Anfang ging es auch aus Mangel an Bildmaterial genau um Dinge, die eine MTLA nicht sagt. Den ersten Post schrieben wir am 5. Juli 2013 und er hieß „Ich habe noch nie bei den Kontrollen geschummelt". Als die Community weiter wuchs, kamen immer mehr Bilder und Geschichten dazu. Am 17. Juli 2013 hatten wir bereits 500 Likes.

Wer ist hier müde? Die richtige Schreibweise wäre natürlich „Chlamydien". 😉


Was bedeutet diese Seite für dich persönlich und für deine Arbeit, welche Parallelen gibt es?

Franzi: Die Seite bedeutet mir sehr viel, da sie für mich nicht nur bedeutet, ein paar Bilder zu posten, sondern vor allem als Austauschplattform für MTLA dienen soll. Es freut mich immer sehr zu sehen, wenn Diskussionen entstehen oder Erfahrungen ausgetauscht werden. Ein Beitrag, der mir sehr wichtig war und es bis heute ist, war der Beitrag zur Akademisierung unseres Berufes. Es war interessant, verschiedene Meinungen zu hören, das Pro und Contra zu diesem Thema. Es wurde darüber gesprochen, wie man sich die Akademisierung vorstellen könnte – zum Beispiel MTLA als generelles Studium oder als Anschlussstudium nach der eigentlichen Ausbildung –, aber es wurden auch Argumente eingebracht, warum eine alleinige Ausbildung ausreicht beziehungsweise besser sein kann. Es war sehr interessant, hier über den eigenen Tellerrand hinaus zu schauen. Ich denke außerdem, dass die Beiträge einen Einblick ins Leben einer MTLA geben und vielleicht deshalb auch für (Noch-)Nicht-MTLA interessant sein könnten.

Wie integrierst du das Bloggen in deine Alltagsplanung?

Franzi: Das gestaltet sich manchmal sehr schwierig. Ich versuche, mindestens einmal pro Woche nach zu schauen, was es Neues gibt, Nachrichten zu beantworten, Beiträge zu teilen. Da ich „Dinge, die eine MTLA nicht sagt" nur als Hobby betreibe, klappt das mal besser, mal weniger gut. Kommt ein paar Tage oder auch mal zwei Wochen kein Beitrag, geht danach aber in der Regel alles wieder seinen gewohnten Gang.

Wie viele Beiträge teilst du von „Freunden“, wie viele stammen von dir?

Franzi: Der Hauptteil der Beiträge stammt von Mitgliedern unserer Community. Das liegt einerseits daran, dass ich als Einzelperson aus einem Labor gar nicht genug Material für regelmäßige Posts liefern kann. Andererseits ist es mir wichtig, viele verschiedene Erfahrungen und Fachbereiche zu integrieren. Es muss für jeden etwas dabei sein. Manche interessieren sich besonders für Geschichten aus der Mikrobiologie, andere MTA lieben die Histologie oder mögen die Hämatologie gern. Das ist eine Vielfalt, die ich alleine gar nicht bieten kann. Und natürlich kommen dann noch ganz andere Posts dazu, wie Stellenanzeigen oder aber auch Fragen an andere MTA.

„Bitte schicken Sie die Probe gefroren" … Die Praxis hatte offenbar sogar vorher angerufen und erklärt, dass die Kühl-Akkus ausgegangen sind, sie aber extra Eis gekauft hätten.


Was waren die bisher skurrilsten oder lustigsten Beiträge?

Franzi: Unsere lustigsten Beiträge sind die zu den Überweisungsscheinen. Das sieht man auch an den Klickzahlen und Likes. Es ist einfach interessant zu sehen, wie kreativ einige Einsender mit ihren Verdachtsdiagnosen und Anforderungen doch sein können. Zusätzlich kann damit auch fast jeder etwas anfangen. Einer der beliebtesten Beiträge unserer Seite war die Anforderung auf „Klamüdien" mit 20.000 erreichten Personen, fast 400 Likes und etlichen Kommentaren. Auch sehr beliebt sind jegliche Beiträge zu Stuhlproben in Tupperdosen, Marmeladengläsern oder auch die gefrorene Probe im Vanilleeis. Skurril sind manchmal die Verdachts- und Differentialdiagnosen, da hatten wir unter anderem die „Orgasmuskopfschmerzen“ oder die „Ping-Pong-Ureaplasma-Infektion“. Diese sind natürlich weniger lustig, aber durchaus interessant.

Wie reagieren die Nutzer auf deine Seite? Gab es auch schon Momente, in denen du dich geärgert hast oder etwas schief gelaufen ist?

Franzi: Im Großen und Ganzen bekomme ich positives Feedback. Oft bekomme ich Nachrichten, in denen mir mitgeteilt wird, dass jemand durch eine Anzeige auf meiner Seite eine neue Stelle gefunden hat oder Hilfe bei Fragen bekommen hat. Das freut mich natürlich am meisten. Aber es gibt auch negatives Feedback. Manchmal wird geschrieben, dass diese Seite dazu dient, sich nur über „Unwissende" lustig zu machen und dass MTLA zu sein bedeutet, man stelle sich über Andere. Das sehe ich anders. Klar soll es zur Belustigung dienen, aber ich finde, so streng darf man das auch nicht sehen. Ein bisschen Spaß bei der Arbeit muss doch dabei sein. =)

Wie sieht die Zukunft des Blogs aus?

Franzi: Für die Zukunft stelle ich mir vor, dass all die positiven Punkte, die ich nannte, erhalten bleiben. Und. dass die Community weiterhin Spaß hat und wir Erfahrungen austauschen können. Was uns verbindet, ist doch die Liebe zum Beruf und das soll auch noch lange Zeit so bleiben.

Das Gespräch führte Myrna Apel.


Zur Person

© GetUpStudio / iStock / Thinkstock© GetUpStudio / iStock / Thinkstock

Unsere Gesprächspartnerin heißt Franzi und ist 25 Jahre alt. Sie arbeitet in einem Labor in Norddeutschland. Ihre Ausbildung hat Franzi von 2010 bis 2013 in Schwerin absolviert. Heute ist sie in den Bereichen Hämatologie/Immunhämatologie, Klinische Chemie, Infektionsserologie und Allergologie tätig.

Das sagt Franzi über ihren Beruf: Ich liebe meinen Beruf, weil er abwechslungsreich und interessant ist. Trotz Routine ist jeder Tag anders und man lernt ständig Neues dazu. Und natürlich ist es auch ein schönes Gefühl, mit seiner Arbeit den Menschen helfen zu können. Was ich mir wünsche, ist, dass mehr getan wird für die Ausbildung zur MTLA. Immer mehr Schulen werden geschlossen, es kommen immer weniger neue MTA nach und das finde ich sehr schade, da es ein wirklich toller Beruf mit Zukunft ist. Es gibt ganze Bundesländer ohne MTA-Schulen, und dann wiederum gibt es kostenlose und kostenpflichtige Schulen. Jeder sollte die Möglichkeit haben, diesen Beruf zu erlernen, unabhängig von Einkommen und Herkunft. Ausgebildete MTA sollten angemessen und ihrer Verantwortung und Erfahrung entsprechend bezahlt und behandelt werden.

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