Toxoplasma gondii ist in Bezug auf seine Vermehrung äußerst erfolgreich – der Parasit befällt immerhin ein Drittel der Weltbevölkerung. Fleisch und Fleischprodukte stellen in Europa eine wichtige Infektionsquelle dar, denn sie können lebende Toxoplasma-Zysten enthalten. Erst eine Frostung (bei -21 Grad Celsius) oder ein 20-minütiges Erhitzen mit einer Kerntemperatur von mindestens 50 Grad Celsius töten die Erreger ab. Für die Infektion sind hauptsächlich zwei Wege verantwortlich: Zum einen erfolgt der Kontakt durch die Aufnahme von rohem oder ungenügend behandeltem, zystenhaltigem Fleisch, zum anderen durch die orale Aufnahme von sporulierten Oozysten, etwa bei der Gartenarbeit durch kontaminierte Erde oder durch Katzen.
Kreislauf des Erregers
Toxoplasma gondii produziert seine Eier ausschließlich in den Zellen der Darmschleimhaut von Katzen. Die Oozysten werden anschließend durch den Katzenkot freigesetzt und entwickeln sich zu sporulierten Oozysten. Die im Boden befindlichen Eier werden oral von Zwischenwirten (wie zum Beispiel Schafen oder Schweinen) aus dem Boden oder Wasser aufgenommen. Kurze Zeit später schlüpfen daraus die beweglichen Formen der Parasiten, die sogenannten Tachyzoiten, die sich im Organismus verbreiten und Zysten im Nerven- und Muskelgewebe bilden. Der Zyklus schließt sich, wenn die Katzen rohes Fleisch fressen, welches Zysten enthält.
Übertragung auf den Menschen
Die Parasiten produzieren in der Muskulatur, im Gehirn, im Herzen oder in den Augen Gewebezysten. Nach einer Inkubationszeit von zwei bis drei Wochen zeigen sich bei einigen Personen möglicherweise die ersten Symptome einer Toxoplasmose. Allerdings verbleiben die Zysten oft ein Leben lang im Körper, ohne Beschwerden hervorzurufen – dies ist bei immunkompetenten Menschen häufig der Fall. Die Infektion verläuft demnach asymptomatisch und wird nicht bemerkt, nur gelegentlich kommt es zu grippeähnlichen Krankheitsanzeichen und Entzündungen der Lymphknoten. Gefährlich und unter Umständen lebensbedrohlich ist die Toxoplasmose bei immunsupprimierten Patienten (zum Beispiel HIV-Infizierte, Krebskranke) nach Reaktivierung einer latenten Infektion oder nach einer oralen Neuinfektion. Die Parasiten können das Gehirn befallen und zu Verwirrtheit, Schwäche und Krampfanfällen bis hin zum komatösen Zustand führen.
Schaden für das Ungeborene
Schwangere, die sich innerhalb von sechs Wochen vor oder während der Gravidität erstmalig infizieren, können die Parasiten auf das ungeborene Kind übertragen. Die pränatale Infektion kann für den Embryo gefährlich werden, denn sie geht häufig mit Fehl- oder Totgeburten, Missbildungen sowie mit schwerwiegenden Komplikationen beim Kind einher. Dazu gehören Entzündungen der Netz- und Aderhaut im Auge, Verkalkungen der Hirngefäße, ein Wasserkopf oder Vergrößerungen von Leber und Milz.
Das Aus für T. gondii
Die asymptomatische Infektion bedarf keiner Behandlung, allerdings ist bei immungeschwächten Personen eine Therapie notwendig. Betroffene erhalten spezielle Antibiotika (Sulfadiazin, Spiramycin) und/oder Antiparasitika (Pyrimethamin) über einen Zeitraum von 14 Tagen. Auch in der Schwangerschaft wird die Infektion mit Antibiotika (Spiramycin bis zur 16. Schwangerschaftswoche) oder mit einer Kombination (ab der 16. Schwangerschaftswoche) aus dem Antiparasitikum Pyrimethamin und dem Antibiotikum Sulfadiazin behandelt.
Martina Görz
Quellen:
- Toxoplasmose in Deutschland; aerzteblatt.de, 2019
- Toxoplasmose; DocCheck Flexikon
- Toxoplasmose; Focus Gesundheit Arztsuche
- Schulz EC. (1998) Wie verläuft der Entwicklungszyklus von Toxoplasma gondii?. In: Mikrobiologie für die mündliche Prüfung. MEDialog. Springer, Berlin, Heidelberg
- Toxoplasmose; MSD Manual Ausgabe für Patienten
- Toxoplasmose; NetDoktor
- Toxoplasmose RKI-Ratgeber; Robert-Koch-Institut