Infektionen mit Acinetobacter baumannii führen aufgrund der zunehmenden Antibiotikaresistenzen häufig zum Tod. In einigen europäischen Ländern sprechen bereits mehr als 90 Prozent der Isolate nicht mehr auf die Antibiotikatherapie an. Besorgniserregend ist, dass der Keim sich weiterhin mit rasanter Geschwindigkeit in der Welt ausbreitet.
Um in dieser Situation möglichst schnell klinisch anwendbare Resultate zu erhalten, arbeiten in der Forschergruppe „Adaptation und Persistenz von Acinetobacter baumannii“ Naturwissenschaftler und Mediziner eng zusammen.
Beteiligt sind mehrere Einrichtungen der Goethe-Universität: die Institute für Molekulare Mikrobiologie & Bioenergetik, Medizinische Mikrobiologie & Hygiene, das Institut für Zellbiologie & Neurowissenschaften und das Institut für Biochemie, das Robert-Koch-Institut sowie die Universitäten in Köln und Regensburg.
Identifizierung erster Virulenzfaktoren
„Uns ist etwas Einzigartiges gelungen: Wir nutzen aktuelle Patientenisolate, entschlüsseln deren Erbgut und analysieren die krankmachenden Eigenschaften, die dann in Hinblick auf Gegenmaßnahmen charakterisiert werden“, erklären die beiden Sprecher der Forschergruppe, der Mikrobiologie Prof. Volker Müller und der Mikrobiologie und Mediziner Prof. Volkhard Kempf. Dadurch gelang bereits die Identifizierung erster Virulenzfaktoren.
Die Forscher wissen inzwischen, wie sich das Bakterium ernährt, wie es Stress übersteht, wie es sich an belebten und unbelebten Oberflächen anheftet und wie es sich der Wirkung der Antibiotika entzieht. Dadurch können sie neue Ziele für eine Inaktivierung des Bakteriums testen. Unter anderem stellten sie fest: Wenn man den Bakterien die Fähigkeit nimmt, einen bestimmten Zucker (Trehalose) zu synthetisieren, sind sie nicht mehr in der Lage, Infektionen auszulösen.
Nun arbeiten die Wissenschaftler mit Hochdruck daran, die Biosynthese dieses Zuckers aufzuklären, um Hemmstoffe entwickeln zu können. Diese Arbeiten haben die Gutachter so überzeugt, dass die DFG das Projekt nicht nur verlängert, sondern die Fördermittel sogar erhöht hat. Die weiteren Arbeiten werden neue Antworten auf die Frage nach der Therapie dieses zunehmend bedrohlichen Bakteriums ermöglichen.