„Ausgangspunkt unserer Arbeiten war die Beobachtung dass bei einem Großteil aller Tumore mehr Myc-Eiweiße hergestellt werden als in gesunden Körperzellen“, erklärt Dr. Elmar Wolf, Molekularbiologe am Lehrstuhl für Biochemie und Molekularbiologie der Universität Würzburg. Daher wollte seine Arbeitsgruppe zunächst herausfinden, ob diese „Überdosis“ an Myc-Eiweißen in Krebszellen die gleiche Wirkungsweise hat, wie Myc-Eiweiß in gesunden Zellen.
Dabei ist grundsätzlich bekannt, wie Myc-Proteine wirken: Myc bindet im Zellkern ans Erbgut und aktiviert dort gezielt Gene. Die Arbeitsgruppe von Elmar Wolf untersuchte zunächst systematisch, welche Gene Myc in gesunden und in Krebszellen aktiviert. Überraschenderweise fanden die Forscher heraus, dass Myc in Krebszellen völlig andere Gene aktiviert, als in gesunden Zellen.
Suche nach neuen Tumortherapien
„Diese Beobachtung hat uns elektrisiert: Bislang glaubte man, dass Myc-Proteine nicht als Angriffspunkt in der Tumortherapie nutzbar sind, da sich ihre Wirkungsweise in gesundem und Krebsgewebe stark ähnelt. Jetzt wissen wir, dass Myc in Krebszellen völlig neue Funktionen übernimmt. Das erlaubt es uns hoffentlich, diese krebserzeugenden Eigenschaften gezielt anzugreifen“, so Elmar Wolf.
Wie eine Myc-basierte Tumortherapie funktionieren kann, will der Forscher in seinem neuen Projekt „Targeting the Oncogenic Function of Myc in vivo” untersuchen. Dazu wurden ihm jetzt 1,5 Millionen Euro vom Europäischen Forschungsrat (ERC) zur Verfügung gestellt. „Bislang haben wir in erster Linie mit biochemischen Methoden untersucht, wie Myc-Proteine funktionieren. Der ERC Starting Grant erlaubt es uns nun, dieses Wissen zu nutzen, um im Tiermodell neue Tumortherapien zu entwickeln“.