Branche
on
Forscher ermitteln Früherkennung

Die Multiorganerkrankung Präeklampsie zählt heute zu den Hauptursachen für Komplikationen während der zweiten Schwangerschaftshälfte. © ferlistockphoto / iStock / Thinkstock

| | | | | | | | | | | |

Schwangerschaftsvergiftung: Forscher ermitteln Früherkennung

Eine internationale Multicenterstudie konnte jetzt zeigen, dass das Verhältnis bestimmter Botenstoffe im Blut von Schwangeren eine Präeklampsie zuverlässig ausschließen und drohende Komplikationen vorhersagen kann. Die Studie ist unter maßgeblicher Beteiligung von Geburtsmedizinern der Charité – Universitätsmedizin Berlin entstanden.

Die Ursachen einer Präeklampsie, umgangssprachlich auch Schwangerschaftsvergiftung genannt, sind bislang nicht vollständig geklärt. Doch die Multiorganerkrankung zählt heute zu den Hauptursachen für Komplikationen während der zweiten Schwangerschaftshälfte.

Bei zwei bis fünf Prozent aller werdenden Mütter tritt diese Erkrankung mit den typischen Merkmalen Bluthochdruck und einer erhöhten Ausscheidung von Eiweiß im Urin auf. Da eine Präeklampsie häufig zu spät erkannt wird, kann sie im schlimmsten Fall zum Tod von Mutter und Kind führen.

Trennwert ermittelt

Bisher konnten ein erhöhter Blutdruck und Eiweißausscheidungen im Urin die Erkrankung und die dadurch bedingten Komplikationen nur ungenau vorhersagen. In der PROGNOSIS-Studie** ist es den Forschern gelungen, einen sogenannten Trennwert für den sFlt-1/PlGF-Quotienten zu ermitteln, der die Erkrankung zuverlässig innerhalb einer Woche ausschließen und auch das Auftreten der Erkrankung und dadurch bedingter Komplikationen prognostizieren kann.

Das Verhältnis der Proteine sFlt-1 und PlGF, die beide in der Plazenta produziert werden und im mütterlichen Blut zirkulieren, spielt eine wichtige Rolle bei der Krankheitsentstehung. Mit einem Serumtest kann dieser Quotient aus den beiden plazentaren Faktoren bestimmt werden und auch bei fehlenden Symptomen anzeigen, ob eine Frau eine Präeklampsie oder dadurch verursachte Komplikationen entwickeln wird.

In der Multicenterstudie sind über tausend Schwangere untersucht worden, die ein hohes Risiko oder klinische Anzeichen für die Erkrankung hatten. „Das Hauptproblem an der Präeklampsie ist, dass die Symptomatik häufig nicht eindeutig oder das klinische Bild unklar ist. Der sFlt-1/PlGF Quotient kann uns helfen, die Wahrscheinlichkeit des Auftretens der Erkrankung oder deren Verlauf besser einzuschätzen“, betont Privatdozent Dr. Stefan Verlohren von der Klinik für Geburtsmedizin der Charité und korrespondierender Autor der Studie.

Er fügt hinzu: „So können wir vermeiden, dass eine Schwangere zu früh entbunden oder zu spät behandelt wird. Vor allem ist es jetzt möglich, die Erkrankung sicher für eine Woche auszuschließen und das trägt entscheidend zur Beruhigung der Patientinnen bei.“ An der Studie nahmen insgesamt 1.273 Schwangere mit Verdacht auf Präeklampsie aus 14 Ländern teil.

Bei allen wurde der sFlt-1/PlGF-Quotient im Blut mittels eines Serumtests bestimmt. Bei einem Wert von unter 38 konnte eine Präeklampsie mit nahezu hundertprozentiger Wahrscheinlichkeit innerhalb einer Woche ausgeschlossen werden. War der Wert von 38 überschritten, so betrug die Vorhersagewahrscheinlichkeit für das Auftreten einer Präeklampsie innerhalb der nächsten vier Wochen 36,7 Prozent.

Das Auftreten von mütterlichen oder kindlichen Komplikationen einer Präeklampsie innerhalb der nächsten vier Wochen konnte mit einer 65,5 prozentigen Genauigkeit vorhergesagt werden.

Quelle: Charité – Universitätsmedizin Berlin

Weitere Informationen

Publikation: Harald Zeisler et al.; Predictive Value of the sFlt-1/PlGF Ratio in Women with Suspected Preeclampsia; New England Journal of Medicine (NEJM), 2016; DOI: 10.1056/NEJMoa1414838

** PROGNOSIS: Prediction of short-term outcome in pregnant women with suspected preeclampsia study

Newsletter abonnieren

Newsletter Icon MTA Blau 250x250px

Erhalten Sie die wichtigsten MT-News und Top-Jobs bequem und kostenlos per E-Mail.

Mehr zum Thema

Candida albican
Leberfibrose

Das könnte Sie auch interessieren

Gehirntumor
Candida albican
Leberfibrose