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Neue Screeningstrategie ermöglicht frühzeitige Diagnostik

Schätzungen zufolge entwickeln fünf bis zehn Prozent aller Schwangeren einen GDM, auch Schwangerschaftsdiabetes genannt. © Giselleflissak / iStock / Thinkstock

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Gestationsdiabetes: Neue Screeningstrategie ermöglicht frühzeitige Diagnostik

Der Gestationsdiabetes mellitus (GDM) ist eine Stoffwechselstörung mit großen Risiken für Mutter und Kind. Auf der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Klinische Chemie und Laboratoriumsmedizin e. V. (DGKL) in Oldenburg wurde nun eine neue Screeningstrategie zur Präventionsdiagnostik vorgestellt. Sie kommt ohne Blutabnahme aus und kann von Schwangeren selbst durchgeführt werden.

Schätzungen zufolge entwickeln fünf bis zehn Prozent aller Schwangeren einen GDM, auch Schwangerschaftsdiabetes genannt. Diese Frauen haben ein erhöhtes Risiko für eine Frühgeburt sowie eine Präeklampsie (Schwangerschaftsvergiftung) mit Bluthochdruck. Ebenso kann die Eiweißausscheidung im Urin erhöht sein.

Das Risiko, später einen Diabetes zu entwickeln, ist für die Mutter und auch für das Ungeborene deutlich erhöht. Die präventive Untersuchung für alle Schwangeren zwischen der 24. und 27. Woche beinhaltet einen oralen Glucose-Toleranztest (oGTT). Die Schwangere trinkt hierfür eine Zuckerlösung. Vorher, nach einer Stunde und nach zwei Stunden wird ein Blutzuckerwert bestimmt.

Liegen die Werte außerhalb der Referenzbereiche, nach einer Stunde beispielsweise über 180 mg/dl, besteht der Verdacht auf Schwangerschaftsdiabetes. Einer weltweiten Studie mit 25 000 Schwangeren zufolge ist nur bei jeder dritten GDM-Betroffenen der Nüchtern-Blutzucker erhöht. Trotz der relativ guten Aussagekraft ist der oGTT-Test für Schwangere zeitaufwändig: Sie müssen vor Ort oft lange warten, und durch die mehrfache Blutabnahme ist die Untersuchung zusätzlich invasiv.

Einfaches, nicht invasives Verfahren möglich

Das Zentrallabor des Universitätsklinikums Tübingen entwickelt zurzeit eine Analyse im Spontanurin beziehungsweise im zweiten Morgenurin. Die Forscher bedienen sich dabei der Metabolomik-Analyse zur Identifizierung und Quantifizierung der im Urin enthaltenen Metabolite mittels Massenspektrometrie.

Dabei erhalten sie spezifische Metabolitmuster, erklärte Prof. Dr. Rainer Lehmann, Arbeitsgruppenleiter "Molekulare Frühdiagnostik bei Diabetesrisiko" am Universitätsklinikum Tübingen. Die Unterschiede in den diagnostischen Mustern zwischen GDM-Patientinnen und Gesunden sind bei den Urinproben nicht ganz so groß wie nach einem oGTT. Die Vorteile dieses Tests liegen zum einen darin, dass es sich um ein nicht invasives Verfahren handelt, zum anderen kann er zu Hause durchgeführt werden – Voraussetzung: Der Test wird ohne präanalytische Fehler korrekt vorgenommen.

Die Forscher haben bisher ein Muster aus 13 Metaboliten bei Schwangeren mit GDM gefunden, dieses Muster muss nun mit Urinen aus unabhängigen Studien in anderen Kohorten überprüft und bestätigt werden. Die Entwicklung und Umsetzung dieser Forschungsergebnisse in die diagnostische Praxis wird wohl noch eine Zeit dauern.

Mirjam Bauer

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