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Forschung im Labor

Viele medizinische Start-Ups widmen sich der Prozessoptimierung. © JK1991 / iStock / Getty Images Plus

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Start-Ups: Kreative Ideen bereichern die Diagnostik und Bildgebung – Teil 2

Von verbesserten Organtransplantationen bis zur KI-unterstützten radiologischen Bildinterpretation – Wie Unternehmen und Start-ups die medizinische Welt revolutionieren wollen.

Das Aachener Startup Vivalyx möchte die Organspende optimieren. Es hat eine neuartige Flüssigkeit entwickelt, die die Konservierung und den Transport von Spenderorganen verbessern soll. Dadurch erhoffen sich die Gründer eine höhere Verfügbarkeit von Spenderorganen, eine Reduktion von Organschäden, Kosteneinsparungen und einen weniger zeitkritischen Prozess. Die Zulassung zum Medizinprodukt steht aus.

Das Start-up-Projekt Makrophagen 2.0 aus der Technischen Universität Dresden entwickelt spezielle Makrophagen, die als Zelltherapie gegen solide Tumore dienen. Im Normalfall erkennen diese immunologisch aktiven Phagen Tumorzellen und zerstören sie. Allerdings können einige Tumorzellen die Makrophagen so umprogrammieren, dass sie das Tumorwachstum fördern statt es zu hemmen. Die neuen genetisch veränderten Phagen sind gegen eine solche Umprogrammierung resistent. Die Therapie befindet sich noch in der Entwicklung.

Das Leipziger Start-up Deepmentation möchte die Automatisierung von Prozessen im Labor verbessern, dafür nutzt es KI-basierte Softwaremethoden. Neben der Auftragserfassung und -archivierung können Defekte bei Serumproben automatisiert bestimmt werden. Mit Hilfe von Bildverarbeitung und Dokumentenerkennung werden Objekte automatisch gemessen und gezählt.

Das Unternehmen Qualitype aus Dresden gibt es schon länger. Bisher ist es vor allem für Softwarelösungen in der Forensik bekannt, die beispielsweise Landeskriminalämter nutzen. Neu bietet es mit Samples ein flexibles webbasiertes Labor- und Probenmanagement: Proben können damit ohne langes Einarbeiten effizient organisiert, analysiert und automatisiert werden.

Radiologie

Das Ulmer Unternehmen Osora medical entwickelt eine Vorhersage-Software für das Therapiemanagement bei Knochenbrüchen. Durch diese Art der Darstellung über einen digitalen Zwilling können Ärzte den Heilungsverlauf im Knochen patientenspezifisch simulieren und die Wirksamkeit von Therapiewegen erproben, bevor sie beim Patienten zum Einsatz kommen.

Das Start-up DeepEn aus Jena vertreibt sehr dünne Endoskope, die durch minimalst invasive Anwendung hochauflösende Bilder aus empfindlichen oder dynamischen Körperregionen liefern. So entstehen neue Möglichkeiten für die in vivo-Bildgebung beispielsweise im Gehirn, insbesondere für die neurowissenschaftliche Forschung und Pharmakologie.

Das junge Unternehmen Annalise.ai mit Sitz in Sydney, Großbritannien und Singapore bietet eine KI-unterstützte klinische Entscheidungsunterstützung und CE-zertifizierte radiologische Bildinterpretationen an. Weltweit nutzen diese Hilfefunktion bereits zahlreiche Gesundheitseinrichtungen vor allem in Europa, Australien, Neuseeland und Malaysia.

Rapid AI aus den USA entwickelt seit 2008 Softwaresysteme speziell für Schlaganfälle und deren Erkennung. Seit 2017 ist die CE-zertifizierte Plattform in Europa nutzbar. Mit den umfangreichen KI-basierten Lösungen können radiologische Bilder, CTs und MRTs schneller und genauer interpretiert werden.

Auch das im Jahr 2016 in Indien gegründete Unternehmen Qure.ai unterstützt die Erkennung von Anomalien in Röntgenbildern und CTs durch eine KI-gesteuerte Software. Das in über 70 Ländern genutzte System erhielt im Februar 2023 die CE-Zertifizierung der Klasse IIb für Medizinprodukte gemäß der EU-Medizinprodukteverordnung.

Das Start-up Deepc aus München entwickelt softwarebasierte Medizinprodukte für die bildgebende Diagnostik, mit denen der Workflow in der Radiologie verbessert wird. Über die seit 2021 CE-gekennzeichnete Plattform “deepcOS” stehen radiologischen Praxen verschiedenste KI- und Software-basierte Medizinprodukte ausgewählter Partner direkt zur Verfügung.

Das Start-up Proprio aus Seattle verbessert die Wirbelsäulenchirurgie durch einen präzisen Überblick über Knochen- und Gewebekonturen. Mit Hilfe von Computer-Vision und künstlicher Intelligenz kombiniert das System die Ansicht der Wirbelsäule aus verschiedenen Quellen, um ein visuelles 3D-Bild in Echtzeit zu erstellen. Neben einer umfangreichen Finanzierung hat das Unternehmen 2023 eine FDA- Zulassung erhalten.

In der Fachhochschule Dortmund läuft aktuell ein Forschungsprojekt „A4IM“ mit einem mobilen MRT für medizinische Diagnosen. Die Entwicklung dieser kostengünstigen (rund 50 000 Euro) Geräte, Low-Field-MRTs mit weniger starken Magnetfeldern aus Supraleitern, wird von weiteren Hochschulen und Partnern in Europa unterstützt.

Von Mirjam Bauer


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