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Küssen kann krank machen

Epstein-Barr-Viren werden häufig im Zusammenhang mit Autoimmunerkrankungen diskutiert. © Dr_Microbe / iStock / Getty Images Plus

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Pfeiffersches Drüsenfieber: Küssen kann krank machen

Die meisten Menschen stecken sich im Laufe ihres Lebens mit Eppstein-Barr-Viren an, meist in der frühen Kindheit. Nach einer Infektion verbleiben die Erreger lebenslang im Organismus. Der Schweregrad des daraus entstehenden Pfeifferschen Drüsenfiebers hängt vom Immunstatus der infizierten Person ab.

Pfeiffersches Drüsenfieber, auch infektiöse Mononukleose oder Morbus Pfeiffer genannt, wird durch das weltweit verbreitete Eppstein-Barr-Virus (EBV) ausgelöst. Dieses gehört zur Familie der humanpathogenen Herpes-Viren, welche bei der Erkrankung zunächst die Schleimhautzellen im Nasenpharynx befallen und sich dort stark vermehren. Im weiteren Verlauf schleusen die Viren ihre Erbinformation in die B-Lymphozyten ein. Die zirkulierenden B-Lymphozyten übertragen die Infektion dann auf weitere Organe wie die Leber, die Milz oder die Lymphknoten.

Grippeähnliche Symptome

Mehr als 90 Prozent der Menschen infizieren sich im Verlauf ihres Lebens mit dem Eppstein-Barr-Virus. Die Ansteckung erfolgt über Tröpfcheninfektion, zum Beispiel beim Küssen, sodass die Infektion auch als „Kissing Disease" oder Studentenkrankheit bezeichnet wird. Die Inkubationszeit beträgt bei Kindern in der Regel sieben bis 30 Tage, bei Jugendlichen und Erwachsenen hingegen vier bis sieben Wochen.

Der Schweregrad der Erkrankung hängt vom Immunstatus der infizierten Person ab: Bei einer raschen und effektiven Reaktion der T-Lymphozyten, die Teil des Immunsystems sind, wird der primäre Infekt kontrolliert, gefolgt von einer lebenslangen Suppression der Eppstein-Barr-Viren.

Ist die körpereigene Abwehr jedoch beeinträchtigt, verbreiten sich die Viren unkontrolliert, sodass sich die im Folgenden beschriebenen Symptome entwickeln: Beim Kleinkind verläuft die Erkrankung oft unbemerkt, während sich bei Jugendlichen und Erwachsenen das typische Krankheitsbild, bestehend aus grippeähnlichen Symptomen wie Fieber, Kopf-, Hals- und Gliederschmerzen sowie Abgeschlagenheit, zeigt.

Manche Patienten leiden auch unter Hautausschlägen oder unter einer Angina tonsillaris, bei der die Mandeln rot, geschwollen und von einem weißlichen Belag bedeckt sind. Die Lymphknoten im Halsbereich, in der Leistengegend oder unter den Armen sind geschwollen, außerdem tritt zum Ende der Erkrankung oft eine Splenomegalie, also eine Vergrößerung der Milz, auf.

Klagen Betroffene plötzlich über Schmerzen im linken Oberbauch, könnte es sich um eine lebensgefährliche Milzruptur handeln, die sofort behandelt werden muss. Neben der Milzruptur zählen eine Myokarditis, eine Meningitis oder das Guillain-Barré-Syndrom zu den seltenen Komplikationen.

Symptomatische Behandlung

Es existiert keine ursächliche Therapie der infektiösen Mononukleose. Bei hohem Fieber und Schmerzen erhalten Betroffene meist Paracetamol oder nicht-steroidale Antirheumatika (NSAR). Die Verabreichung von Antibiotika ist kontraindiziert, da es bei der Einnahme (vor allem von Amoxicillin) zu einem Hautausschlag wie dem generalisierten Exanthem kommen kann.

EBV aktiviert Risikogene

Epstein-Barr-Viren werden häufig im Zusammenhang mit Autoimmunerkrankungen diskutiert. Wissenschaftler des Cincinnati Children’s Hospital haben herausgefunden, dass das Virusprotein EBNA2 bestimmte Gene aktiviert, welche das Auftreten von Autoimmunerkrankungen wahrscheinlicher machen. Somit scheinen Infektionen mit EBV das Risiko von Krankheiten wie Lupus erythematodes, Multiple Sklerose, rheumatoide Arthritis, Typ-1-Diabetes, Zöliakie, entzündliche Darmerkrankungen und juvenile idiopathische Arthritis zu erhöhen.

Martina Görz


Quellen:

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