Das digitale Mikroskopieren ermöglicht, im Gegensatz zur herkömmlichen Mikroskopie, eine optimierte Bildgebung, eine dynamische Betrachtung von Prozessen oder Objekten sowie qualitative und quantitative Auswertungen der Proben. Diagnostische Entscheidungen lassen sich so präziser und schneller treffen, sagen Anwender. Außerdem können die Bilder für Zweitmeinungen aus der Distanz eingeholt werden. Diese haben jedoch oft einen hohen Speicherbedarf und stellen somit Ansprüche an die Datenübermittlung.
Zusammenarbeit von Pathologen mit der Industrie
Aus diesem Grund haben sich Pathologen zu internationalen Interessengemeinschaften zusammengeschlossen, um in die Entwicklung und Spezifizierung neuer Lösungen miteingebunden zu werden. In den USA besteht eine enge Kollaboration zwischen Pathologen und Histologen aus mehr als 20 Kliniken, die mit der Industrie und Gesundheitsanbietern zusammenarbeiten.
Ein Instrument zur Effizienzsteigerung und Wissenserweiterung für die digitale Pathologie ist „Omnyx“, ein „Joint Venture“ zwischen GE Healthcare und dem University of Pittsburgh Medical Center (UPMC).
Die Lösung besteht aus Bildmanagement, Workflow-Automatisierung, Bildanalyse und Systemintegration. Das System unterstützt und optimiert Arbeitsabläufe in der Pathologie: Laborzusammenarbeit, Tumorkonferenzen und Abläufe innerhalb von Lehre und Forschung. Brian Gravitt, Vice President Global Commercialization bei Omnyx, erklärt: „Unser Ziel ist der Wandel der Pathologie zum Goldstandard in der Patientenversorgung. Papierbasiertes Arbeiten und das Verschicken von Proben gehören der Vergangenheit an. Wir verhelfen den Pathologen so zu mehr Produktivität und Sicherheit in der Diagnosestellung. Dadurch können sich die Experten auf ihre Fälle konzentrieren, anstatt Zeit mit organisatorischen Aufgaben zu verlieren.
Mit Hilfe digitaler Tools, die besser sind als das menschliche Auge, lassen sich auch quantitative Aussagen treffen. Lernende Programme vergleichen automatisch vorliegende Biomaterialien mit gespeicherten Daten, also diagnostizierten Fällen, und erstellen auf dieser Evidenz-Basis Diagnosevorschläge.“
Leider arbeite ein Pathologe oft allein. „Wir stellen dafür die Werkzeuge und das IT-Umfeld zur Verfügung, die zur Vernetzung mit Kollegen beitragen. So kann bei Unklarheiten zügig eine Zweitmeinung eines Spezialisten eingeholt werden“, ergänzt Mohamed Mustafa, Sales & Marketing Manager im Bereich Life Cycle Management bei GE Healthcare.
Technik und Benefits
Der Scanner von GE Healthcare mit der patentierten Technologie „Independent Dual Sensor Scanning“ wird über ein integriertes Touchscreen gesteuert und soll die Effizienz im Labor steigern. Durch intelligente Technik – mit Einschubmöglichkeit während des Scannens – können bis zu 120 Schnitte gleichzeitig geladen werden. Die Workstation für den Pathologen mit intuitiver Benutzeroberfläche stellt personalisierte Arbeitslisten und diagnostische Bildbetrachtung mit modernen Streaming-Mechanismen zur Verfügung.
Histologische Daten, Patienteninformationen sowie klinische Angaben aus dem Laborsystem und anderen Archiven werden über standardisierte Schnittstellen zu Omnyx übertragen. Mit dieser digitalen Bildverarbeitung lassen sich Algorithmen einsetzen sowie Messungen und Annotationen problemlos verwenden. Auch in Europa, beispielsweise in Kliniken in Großbritannien und der Schweiz, wird Omnyx bereits genutzt.
Was ändert sich für MTA?
„Das Herstellen der Schnitte und die Vorbereitung bleiben, nur die Prozesse danach werden verschlankt – MTA werden nicht durch Maschinen ersetzt. Sie leisten gute Vorarbeit für den Pathologen. Das Wichtigste sind jedoch die Vorteile für die Patienten: Die Zeit für die Diagnose – früher oft Wochen und Monate – verkürzt sich durch die digitale Pathologie auf Stunden und Tage! So kann die Behandlung deutlich schneller erfolgen“, fasst Gravitt zusammen.
Mirjam Bauer