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Paukenergüsse können zu Schwerhörigkeit führen

Die Diagnostik des Paukenergusses findet beispielsweise durch eine Ohrenspiegelung statt. © monkeybusinessimages / iStock / Thinkstock

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Wasser im Ohr: Paukenergüsse können zu Schwerhörigkeit führen

Paukenergüsse treten häufig zusammen mit einem akuten Erkältungsinfekt auf. Vor allem Kinder sind davon betroffen. Bleibt die Flüssigkeitsansammlung unbemerkt, kann es zu einer Mittelohrentzündung und Hörschäden kommen.

Eltern verzweifeln manchmal daran, wenn der Nachwuchs trotz Reden und Rufen einfach nicht hören möchte. Rasch kommt die Frage auf, ob er aus Ungehorsam nicht reagiert oder tatsächlich unter einer Hörschwäche leidet. Häufig steckt ein Paukenerguss, der nicht selten über einen längeren Zeitraum unentdeckt bleibt, hinter der Problematik. Schließlich stellen sich unter Umständen Schwierigkeiten wie Defizite im Sprachvermögen oder eine bleibende Schwerhörigkeit ein.

Definition

Unter einem Paukenerguss versteht man die Ansammlung von Flüssigkeit innerhalb der Paukenhöhle, die eine Hörstörung zur Folge hat. Zu Beginn der Beschwerden macht sich die Flüssigkeitsansammlung durch ein Druckgefühl im Ohr bemerkbar und die eigene Stimme wird häufig lauter wahrgenommen als üblich. Zwar ist der Paukenerguss in der Regel nicht schmerzhaft, allerdings sind die Schallleitung und somit das Hörvermögen mitunter stark beeinträchtigt.

Anatomie

Als Paukenhöhle bezeichnet man den Hohlraum des Mittelohrs, der durch das Trommelfell nach außen abgegrenzt ist, während gleichzeitig über die Ohrtrompete, auch Eustachische Röhre oder Tuba auditiva Eustachii genannt, eine Verbindung zum Nasen-Rachenraum besteht. Die das Mittelohr auskleidende Schleimhaut resorbiert Luft und stellt Sekret her, sodass in dem Hohlraum ein leichter Unterdruck entsteht, welcher durch die Ohrtrompete ausgeglichen wird, indem sich die Tube regelmäßig am Übergang zum Nasen-Rachenraum kurz öffnet.

Ursachen

Bei einer Störung der Belüftung des Mittelohrs steigt der Unterdruck an und der Abfluss des Schleims ist blockiert – folglich sammelt sich das Sekret im Mittelohr an. Auslöser dafür sind unter anderem akute Infektionen der oberen Atemwege (akute Sinusitis), chronische Formen der Sinusitis (wie Allergien), Tumoren, Verkrümmungen der Nasenscheidewand sowie entzündete Rachenmandeln im Kindesalter.

Im Alter von zwei bis sechs Jahren sind die Rachenmandeln, umgangssprachlich auch als Polypen bezeichnet, aufgrund der Reifung des Immunsystems häufig pathologisch vergrößert. Man spricht von einer adenoiden Vegetation der Mandeln, einer Hyperplasie des Drüsengewebes im Rachen. Ein Paukenerguss kann allerdings auch aus einem starken Druckunterschied zwischen dem Mittelohr und seiner Umgebung hervorgehen, wie es etwa beim Tauchen vorkommt (Barotrauma).

Die Diagnostik findet beispielsweise durch eine Ohrenspiegelung statt, mit der sich der behandelnde Arzt einen Eindruck vom Zustand des Trommelfells verschafft. Bei der sogenannten Tympanometrie wird hingegen die Schwingungsfähigkeit des Trommelfells geprüft: Ist diese eingeschränkt, könnte sich Flüssigkeit im Innenohr befinden. Auch ein Hörtest liefert Aufschluss über einen möglichen Paukenerguss, indem Hörminderungen festgestellt werden.

Abwarten oder Operation?

Es ist nicht selten, dass sich Paukenergüsse von alleine wieder zurückbilden, vor allem, wenn die zugrunde liegende Erkrankung (wie beispielsweise eine Sinusitis) behandelt wird und abklingt. Konservative Mittel wie abschwellende Nasentropfen eignen sich zur kurzfristigen Therapie der Beschwerden, sie sollten allerdings nicht länger als eine Woche zur Anwendung kommen.

Die Tubenfunktion kann auch durch das Pressen von Luft bei zugehaltener Nase bis zum "Knacken im Ohr" trainiert werden, bei Kindern eignet sich dafür ein Ballon mit einem speziellen Aufsatz, der mit der Nase aufgepustet wird. Bei länger bestehenden oder rezidivierenden Ergüssen ist eine Parazentese, eine Routineoperation, indiziert: Das Trommelfell wird angeschnitten und das Sekret aus der Paukenhöhle ausgesaugt.

Darüber hinaus setzt der Chirurg ein 1,2 bis 1,5 Millimeter dickes Paukenröhrchen aus Silikon oder Polyethylen ins Trommelfell ein, um die Belüftung der Höhle zu gewährleisten und einen erneuten Erguss zu vermeiden. Dieses kann bis zu einem Jahr im Trommelfell verbleiben und fällt nach der Abheilung von alleine aus dem Ohr heraus.

Allerdings gibt es bezüglich der Einlage des Paukenröhrchens auch kritische Stimmen: Laut Dr. Dale W. Steele und Kollegen von der Brown University in Rhode Island sollen Kinder mit einem chronischen Paukenerguss durch den Eingriff zwar kurzfristig besser hören, langfristig bliebe der Erfolg allerdings nicht bestehen.

Martina Görz


Literatur:

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