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Schwer zu schlucken

Der Dysphagie können die unterschiedlichsten Ursachen zugrunde liegen. © magicmine / iStock / Thinkstock

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Diagnose Dysphagie: Schwer zu schlucken

Für die meisten Menschen ist der Schluckvorgang selbstverständlich – nicht so für Patienten mit Dysphagie. Bei ihnen ist die Flüssigkeits- und Nahrungsaufnahme oft eine Tortur. Vor allem bei älteren Menschen kann dies die Gesundheit schwer beeinträchtigen.

Bei gesunden Personen läuft der Schluckvorgang bis zu 1000 Mal pro Tag unbewusst ab, etwa 50 Muskelpaare sowie sechs Hirnnerven sind an diesem Prozess beteiligt. Betroffene mit Dysphagie, wie die medizinische Bezeichnung der Schluckstörung lautet, bekommen die Nahrung sprichwörtlich in den falschen Hals, essen nicht mehr genug und haben regelrechte Angst vorm Verschlucken.

Das Symptom stellt für Patienten nicht nur eine physische, sondern auch eine psychische Belastung dar: Sie schämen sich, weil sie sich permanent räuspern oder ihnen beim Essen Speichel aus dem Mund läuft. Insbesondere bei älteren Menschen kann die Dysphagie verheerende Folgen wie Dehydratationen, Mangelernährung oder Aspirationspneumonien haben.

Pharyngeale und ösophageale Dysphagie

Der Schluckvorgang besteht normalerweise aus vier Phasen: In der oralen Vorbereitungsphase findet die Nahrungsaufnahme in die Mundhöhle statt. Es folgt die orale Transportphase, in der die zu einem Bolus geformte Nahrung über die Hinterzunge in den Oropharynx (Mundrachen) gelangt. Sind diese Stadien bereits gestört, kämpft der Patient mit Problemen bei der Nahrungsaufnahme und -zerkleinerung.

In der pharyngealen Phase, dem kritischsten Stadium des Schluckvorgangs, wird der Schluckreflex sowie der Verschluss der oberen Atemwege eingeleitet. Besteht eine pharyngeale Dysphagie, ist der Weg der Nahrung durch den Rachen in die Speiseröhre blockiert. Zuletzt vollzieht sich die ösophageale Phase, in welcher der Bolustransport durch die Speiseröhre in den Magen stattfindet. Von der ösophagealen Dysphagie spricht man demnach, wenn der Weitertransport der Speisen in den Magen behindert ist.

Typische Symptome

Der Dysphagie können die unterschiedlichsten Ursachen zugrunde liegen: Manchmal sind schlecht sitzende Zahnprothesen oder kieferorthopädische Probleme für die Symptomatik verantwortlich. Weitere mögliche Auslöser sind die gastroösophageale Refluxkrankheit (GERD), ein Apoplex, neurologische Syndrome wie Morbus Parkinson, Motilitätsstörungen oder schwere onkologische Erkrankungen. Betroffene mit Dysphagie spüren beim Schluckvorgang meist einen Kloss im Hals, was zur Folge hat, dass sie ihre Nahrungsaufnahme oft sehr stark einschränken.

Sie husten häufig, leiden unter Erstickungsanfällen, zeigen Störungen beim Kauen oder eine eingeschränkte Beweglichkeit der Zunge. Im Rahmen der Funktionsstörung können Flüssigkeiten und Speisereste in die Atemwege gelangen, sodass das Risiko für Aspirationspneumonien erhöht ist. Die Diagnostik einer Dysphagie wird in der Regel durch einen Neurologen oder Hals-Nasen-Ohrenarzt durchgeführt, der unter anderem eine Video-Endoskopie und -fluoroskopie veranlasst.

Schluck für Schluck

Die Therapie der Dysphagie richtet sich nach der bestehenden Grunderkrankung. Gelegentlich werden Prokinetika eingesetzt, um die Motilität der Speiseröhre zu fördern. Botulinumtoxin ist indiziert, wenn sich der obere Schließmuskel der Speiseröhre nicht weit genug dehnt – in diesem Fall kann auch die Durchtrennung des sogenannten Musculus cricopharyngeus, ein paariger Muskel der Rachenmuskulatur, helfen.

Anticholinerge Wirkstoffe verbessern die Symptomatik des vermehrten Speichelflusses, Cholinergika lindern hingegen Mundtrockenheit, die bei einer Dysphagie ebenfalls auftreten kann. Zur Prävention einer Aspirationspneumonie, zum Beispiel nach einem Schlaganfall, eignet sich die Verordnung des Wirkstoffs Amantadin.

Mangelernährung vermeiden, Lebensqualität verbessern

Bei einer unzureichenden Nahrungsaufnahme ist die Zufuhr von flüssigen, hochkalorischen Diätpräparaten oder pürierter Nahrung erforderlich, in schweren Fällen das Legen einer Magensonde. Ist die Grunderkrankung nicht therapierbar, sollte der Patient Strategien im Umgang mit der Symptomatik erlernen. Dies könnten bestimmte Körperhaltungen oder Schlucktechniken sowie Zungen- und Lippenübungen sein, welche auf Dauer die Problematik verbessern und zu einer Steigerung der Lebensqualität führen.

Martina Görz


Quellen:

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