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Trockene Augen sind ein Warnsignal

Häufig sind Menschen, die viel am Computer, in beheizten Räumen oder an einem klimatisierten Ort arbeiten, vom Sicca-Syndrom betroffen. © razyph / iStock / Thinkstock

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Brennen, Jucken, Schmerzen: Trockene Augen sind ein Warnsignal

In Deutschland leiden mehr als acht Millionen Menschen unter trockenen Augen. Bei 60 Prozent der Betroffenen sind die Symptome so gravierend, dass sie sich in ihrem Alltag eingeschränkt fühlen. Paradoxerweise kann es dabei unter bestimmten Bedingungen sogar zu vermehrtem Tränenfluss kommen.

Brennen, Jucken oder Schmerzen sind typische Beschwerden einer Keratokonjunktivitis sicca, wie die trockenen Augen in medizinischer Fachsprache genannt werden. Typisch für das Sicca-Syndrom sind eine zu geringe Tränenmenge sowie eine abweichende Zusammensetzung des Tränenfilms, wodurch die Tränen zu rasch verdunsten.

Der Tränenfilm fungiert als Schmierstoff zwischen Augapfel und Lid und versorgt die Hornhaut mit Sauerstoff. Er setzt sich aus drei verschiedenen Schichten zusammen:

  • aus der Muzinschicht, die sofort an die Hornhaut grenzt,
  • aus der mittleren wässrigen Schicht, die für den Abtransport von Fremdpartikeln sorgt
  • sowie aus der äußeren Lipidschicht, welche die Verdunstung von Flüssigkeit normalerweise verhindert.

Zahlreiche Risikofaktoren

Häufig sind Menschen, die viel am Computer, in beheizten Räumen oder an einem klimatisierten Ort arbeiten, vom Sicca-Syndrom betroffen. Kontaktlinsenträger unterliegen ebenfalls einem erhöhten Risiko trockener Augen, weil sich die Augenoberfläche unter den Linsen erwärmt und die Feuchtigkeit leichter verdunstet.

Auch ältere Menschen oder Frauen in den Wechseljahren kennen die Symptomatik: Die Augen sind gerötet, geschwollen und/oder lichtempfindlich, brennen und tränen paradoxerweise bei manchen Menschen, insbesondere unter dem Einfluss von Sonne und Wind, verstärkt.

Oft entwickelt sich am Auge zusätzlich eine chronische Lidrandentzündung, bei der die Ausführungsgänge der Drüsen im Bereich der Lider verstopfen. Trockene Augen können allerdings auch ein Warnsignal sein und mit systemischen Grunderkrankungen wie Diabetes mellitus, Neurodermitis, Allergien, Schilddrüsenerkrankungen oder mit Infektionen einhergehen.

Erste Hilfe

Patienten sollten zunächst die Arbeit am Computer oder langes Fernsehen vermeiden und möglichst regelmäßige Unterbrechungen einbauen. Eine konsequente Lidrandpflege sowie die Nutzung von Wärme- und Feuchtigkeitsbrillen bieten ebenfalls Möglichkeiten der Linderung.

Außerdem scheint die Zufuhr von Omega-3-Fettsäuren einen positiven Einfluss auf die Problematik zu nehmen, wie verschiedene Beobachtungsstudien zeigten. Eine mini-chirurgische Behandlungsoption stellt das Einsetzen sogenannter Punctum Plugs (Tränenwegsverschlüsse) dar, mit denen sich die Tränenpunkte temporär verschließen lassen, sodass der Abfluss der Tränenflüssigkeit in die Nase verhindert wird.

Künstliche Tränen

In der Apotheke gibt es verschiedene Tränenersatzmittel, bei deren Anwendung sich die Symptome von trockenen Augen verbessern. Die Präparate werden in verschiedene Gruppen eingeteilt: Polyvinylalkohole, Polyvidone oder Cellulose-Derivate sind bei leichten Beschwerden indiziert, während sich Hyaluronsäure oder Carbomere für mittelschwere Symptome eignen.

Betroffene empfinden die Verträglichkeit und Wirksamkeit der Arzneimittel teilweise sehr unterschiedlich, sodass es sinnvoll ist, mehrere Präparate auszuprobieren. Wer die Augentropfen sehr häufig anwendet (zum Beispiel Allergiker), sollte darauf achten, dass sie möglichst keine Konservierungsmittel enthalten.

In schweren Fällen kommen zum Beispiel die rezeptpflichtigen Cyclosporin A-haltige Augentropfen zum Einsatz: Hierbei handelt es sich um einen Immunmodulator, welcher die Herstellung proinflammatorischer Zytokine hemmt, die Immunantwort unterbindet und somit die Wiederherstellung der Augenoberfläche fördert. Darüber hinaus soll die lokale Anwendung möglicherweise zu einer vermehrten Tränenproduktion beitragen.

Martina Görz


Quellen:

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