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Warum manche Menschen besser mit Krisen umgehen

Die Resilienz schützt uns, ähnlich wie ein Schirm, gegen die Auswirkungen von Lebenskrisen. © Rajshri Bharath KS / Unsplash.com

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Resilienz: Warum manche Menschen besser mit Krisen umgehen

Warum können einige Individuen Krisen standhalten, während andere darunter zusammenbrechen? Die Antwort lautet: Sie scheinen sich in ihrer Resilienz, der Fähigkeit, extreme Belastungen durchzustehen zu unterscheiden, wobei widerstandsfähige Personen über hohe Werte verfügen.

Definition

Der Begriff Resilienz stammt aus dem Lateinischen („resilire“) und bedeutet so viel wie „abprallen“. Resilienz ist die „Fähigkeit, Krisen im Lebenszyklus unter Rückgriff auf persönliche und sozial vermittelte Ressourcen zu meistern und als Anlass für die Entwicklung zu nutzen“. Früher ging man davon aus, dass die Ausprägung der Resilienz von der Umwelt und den angeborenen Eigenschaften beeinflusst wird – heute weiß man, dass sich die Widerstandskraft auch erlernen und trainieren lässt.

Die Kauai-Studie

Wissenschaftliche Untersuchungen zur Resilienz fanden erstmals in den 1950er Jahren statt, als die US-amerikanische Entwicklungspsychologin Emmy Werner über vier Jahrzehnte auf der hawaiianischen Insel Kauai fast 700 Kinder beobachtete, die unter widrigen Bedingungen wie etwa Armut, Misshandlung oder Vernachlässigung aufwuchsen.

Trotz der erheblichen Risiken gab es einige unter ihnen, die ihr Leben als Erwachsene gut meisterten (etwa ein Drittel). Die anderen Probanden (etwa zwei Drittel) wurden bereits in ihrer frühen Jugend straffällig, zeigten Lern- und/oder Verhaltensstörungen oder neigten zu schwerwiegenden psychischen Problemen.

Risiko- und Schutzfaktoren

Die seelische Widerstandskraft stellt ein höchst individuelles Konstrukt dar und ist auf die komplexen Interaktionen zwischen Risiko- und Schutzfaktoren zurückzuführen. Schutzfaktoren sind beispielsweise Intelligenz, Unterstützung von Seiten der Gesellschaft sowie emotionale Bindungen an die Eltern oder an andere Bezugspersonen, während traumatische Erlebnisse, Erkrankungen, Armut oder unsichere Bindungen und vieles mehr als Risikofaktoren gelten.

Resilienten Personen wird nachgesagt, dass sie ihr Leben als sinnvoll empfinden, zuversichtlich sind, über ein realistisches Selbstbild verfügen und die Erfahrung gemacht haben, dass die eigenen Handlungen etwas bewirken können. Variablen wie Selbstwirksamkeit, Humor, Selbstwertschätzung oder soziale Unterstützung wirken sich positiv auf die Entwicklung von Resilienz aus.

Genetischer Einfluss

Das Gen 5-HTTLPR existiert in einer kurzen und langen Variante und scheint die Widerstandfähigkeit eines Individuums zu beeinflussen. Zum einen reguliert es den Abbau des Stresshormons Adrenalin, zum anderen steuert es den An- und Abtransport des Serotonins im Gehirn. Darüber hinaus vermuten Experten, dass das Wachstum der Nervenzellen im Gehirn das Ausmaß der Resilienz mit bestimmt.

Widerstandsfähigkeit von Gruppen

Resilienz betrifft nicht nur Individuen, sondern kann auch im Zusammenhang mit sozialen Einheiten wie Familien gesehen werden. Krisensituationen, in die Familien geraten können, sind unter anderem Krankheiten, Arbeitslosigkeit, die Geburt eines Kindes, die Anpassung an eine fremde Kultur, das Älterwerden, Traumata, Armut oder Trennungen.

Resiliente Familien verfügen über verschiedene Bewältigungsstrategien wie Zusammenhalt, offene Kommunikation, gemeinsame Zeit oder das gleiche Glaubenssystem. Im Gegensatz zur Resilienz einer Einzelperson erlaubt die Resilienz von Gruppen, den sozialen Kontext therapeutisch zu nutzen.

Martina Görz


Quellen:

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