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Wenn das Wasserlassen brennt und schmerzt

Zur Vorbeugung von Blasenentzündungen sollte man ausreichend viel Flüssigkeit aufnehmen. © champja / iStock / Getty Images Plus

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Harnwegsinfekte: Wenn das Wasserlassen brennt und schmerzt

Eine unkomplizierte Blasenentzündung lässt sich oft mit Phytopharmaka (Arzneimittel pflanzlichen Ursprungs) erfolgreich behandeln. Anders sieht es bei komplizierten Infekten aus – hier ist eine antibiotische Therapie notwendig, die allerdings das Risiko einer Resistenzentwicklung birgt.

Brennen und Schmerzen beim Urinieren? Ein starker und häufiger Harndrang bei meist nur geringen Urinmengen? Dahinter könnte eine Blasenentzündung stecken, die mitunter sehr schmerzhaft sein kann. Harnwegsinfektionen können sowohl die oberen als auch die unteren Harnwege betreffen. Die typische Blasenentzündung bezieht sich in der Regel auf die unteren Harnwege, welche die Harnblase und die Harnröhre umfassen. Eine Entzündung der Harnröhre wird auch Urethritis genannt, die Entzündung der Harnblase bezeichnet man als Zystitis.

Ursachen

Harnwegsinfektionen entstehen beispielsweise dadurch, dass Bakterien aus dem Darm in die Harnblase gelangen. Escherichia Coli- (E. Coli-) Bakterien sind ein natürlicher Bestandteil der Darmflora und erhalten erst einen Krankheitswert, wenn sie aufsteigen und in den Harnwegen eine Entzündung des Gewebes verursachen. Weitere Auslöser sind Enterokokken. Seltener sind Staphylokokken, Proteus mirabilis, Gonokokken, Hefepilze, Chlamydien oder sogar Viren für die Symptome verantwortlich.

Antiadhäsive Therapieoption

In den meisten Fällen (80 Prozent) ist es das Darmbakterium E. Coli, welches die Infekte verursacht. Wissenschaftler um Professor Timm Maier vom Biozentrum und Professor Beat Ernst vom Pharmazentrum der Universität Basel sowie Professor Rudolf Glockshuber vom Institut für Molekularbiologie und Biophysik der ETH Zürich haben herausgefunden, wie E. Coli es schafft, in die Harnröhre zu gelangen.

Das Bakterium verfügt über lange Zellfortsätze, die an ihrem Ende mit dem Protein FimH ausgestattet sind. Dieses klammert sich mit seinen winzigen Haken an die Zelloberflächen des Harntraktes. Je stärker Zugkräfte auf das Protein einwirken, umso fester klammert es sich an die Zellen. Damit schützt sich E. Coli gegen das Ausschwemmen mit dem Harn, denn bei dem Vorgang der Urinausscheidung entwickeln sich starke Zugkräfte. Lassen diese schließlich nach, lösen sich die Bakterien wieder und wandern die Harnröhre hinauf.

In der Regel sind Antibiotika bei Blasenentzündungen Mittel der Wahl, allerdings bereiten die zunehmenden Resistenzen in der Therapie oft Schwierigkeiten. Der entdeckte Mechanismus eröffnet neue Behandlungsmöglichkeiten bei Harnwegsinfektionen, die durch E. Coli entstehen. Daher befinden sich sogenannte FimH-Antagonisten derzeit in der klinischen Entwicklung zur Vorbeugung und Behandlung von Blasenentzündungen.

Nicht immer sind Antibiotika notwendig

Bei unkomplizierten Verläufen betrifft die Entzündung lediglich die ableitenden Harnwege. Hier genügt oft eine nicht-antibiotische Therapie, etwa mit Bärentraubenblättern, Birkenblättern, Goldruten- oder Brennnesselkraut. Hat die Entzündung bereits die Nieren erobert, leiden Betroffene nicht nur unter den Beschwerden beim Wasserlassen, sondern können auch Fieber, Schüttelfrost, Schmerzen in der Nierengegend, Blut im Urin, extreme Schmerzen und Krämpfe sowie Übelkeit und Erbrechen zeigen.

Bei diesen Symptomen ist ein Arztbesuch unbedingt erforderlich. In der Regel verschreibt der Arzt dann ein Antibiotikum. Auch wenn man länger als fünf Tage unter den typischen Beschwerden einer Harnwegsinfektion leidet, ist die Konsultation des Mediziners erforderlich.

Prophylaktische Maßnahmen

Zur Vorbeugung von Blasenentzündungen sollte man ausreichend viel Flüssigkeit aufnehmen (mindestens 1,5 Liter täglich), um die Harnblase und die Harnwege gut durchzuspülen. Harnwegsdesinfizierende Phytopharmaka können auch vorbeugend eingenommen werden, wenn man häufig unter einer Zystitis leidet. Eine Studie aus dem Jahr 1992 deutet darauf hin, dass Wärme prophylaktisch wirkt und man entsprechend eine Auskühlung der Füße oder des Unterleibs vermeiden sollte.

Im Umkehrschluss kann bei Schmerzen eine Wärmeanwendung guttun. Es empfiehlt sich zudem, die Blase regelmäßig und vollständig zu entleeren und keine übertriebene Genitalhygiene zu betreiben. Zur Vorbeugung eignet sich auch der Wirkstoff D-Mannose. Er bindet an die Bakterien, sodass diese sich nicht mehr an die Wände der Harnwege anheften und stattdessen über den Harn ausgeschieden werden.

Martina Görz


Quellen:

  • Brennendes Problem: Blasenentzündung; Deutsche Apotheker Zeitung (DAZ), Ausgabe 24/2017
  • Ernst, Beat and Sigl, Anja. (2013) FimH-Antagonisten: Eine neue Option für die Therapie von Harnwegsinfektionen. Swiss Medical Forum, 13 (50). pp. 1045-1046.
  • Harnwegsinfekte: Behandeln und Rezidiven vorbeugen; Pharmazeutische Zeitung online, 2021
  • Schmerzmittel und Phytos: Selbstmedikation bei Blasenentzündung; Pharmazeutische Zeitung online, 2020
  • Harnwegsinfektion: E. coli heftet sich erfolgreich an Oberfläche; omni-biotic.com
  • FimH-Antagonisten; PharmaWiki
  • Blasenentzündung: Ursachen; frauenaerzte-im-netz.de
  • Zystitis: Brennpunkt Blase; Pharmazeutische Zeitung, Ausgabe 35/2007

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