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Biomarker sollen Ausbruchsrisiko voraussagen

Moleküle im Blut sollen Ärzten künftig verraten, ob ein Mensch an Tuberkulose erkranken wird. © MPI für Infektionsbiologie

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Neuer Tuberkulose-Bluttest: Biomarker sollen Ausbruchsrisiko voraussagen

Jedes Jahr sterben zwischen 1,5 und zwei Millionen Menschen an Tuberkulose. Doch nicht jeder, der mit dem Bakterium infiziert ist, entwickelt die Krankheit. Ein internationales Wissenschaftlerteam hat nun einen Tuberkulosetest entwickelt, der einen Ausbruch der Krankheit bei Infizierten zuverlässig voraussagen kann.

Weltweit sterben täglich etwa 4000 Menschen an Tuberkulose: Eine Krankheit, die durch das Bakterium Mycobacterium tuberculosis verursacht wird und mir dem insgesamt etwa ein Drittel der Erdbevölkerung infiziert ist. Etwa 90 Prozent der Infizierten bleiben jedoch ihr Leben lang symptomfrei. Bei einer solchen latenten Tuberkulose schlummern die Bakterien im Körper, ohne dass die Krankheit aktiv ist. Menschen mit schwächerem oder geschwächtem Immunsystem, zu denen sehr junge, sehr alte Menschen und Personen mit weiteren Erkrankungen, wie HIV oder Diabetes mellitus gehören, erkranken häufiger an einer aktiven Tuberkulose.

Ebenso tragen mangelnde Ernährung und schlechte soziale Bedingungen zu einem erhöhten Risiko bei. Das Blutbild von Menschen mit latenter oder aktiver Tuberkulose unterscheidet sich voneinander. Trotzdem war es bis heute unmöglich vorherzusagen, ob eine mit Mycobacterium tuberculosis infizierte Person eine aktive Tuberkulose entwickeln wird. In einer nun veröffentlichten Studie haben Wissenschaftler einen auf Biomarkern basierenden Bluttest entwickelt, mit dem sie eine entstehende aktive Tuberkulose mit etwa 75 prozentiger Wahrscheinlichkeit voraussagen können.

Ein Biomarker kann eine Zelle, Gene oder Moleküle wie etwa Enzyme oder Hormone sein, mit dem Mediziner Veränderungen im Körper nachweisen können. Um die Unterschiede zwischen latenter und aktiver Tuberkulose festzustellen, haben Wissenschaftler der South African Tuberculosis Vaccine Initiative (SATVI) und des Center for Infectious Disease Research (CIDR) die Genaktivität in Blutproben von mehr als 10000 Menschen aus Südafrika und Gambia ausgewertet und diese anschließend zwei Jahre lang beobachtet.

Mit Genmustern eine Tuberkulose voraussagen

Die Ergebnisse zeigen, dass im Blut der Personen, die später eine aktive Tuberkulose entwickeln ganz bestimmte Gene in Immunzellen aktiv sind. Ein Bluttest für die Genaktivität soll künftig das typische Aktivitätsmuster potenzieller Tuberkulosepatienten entdecken. „Ein solcher Test könnte das Auftreten der Krankheit schon mehr als ein Jahr im Voraus vorhersagen, bevor die Krankheit ausbricht“, sagt der Leiter der Studie Willem Hanekom von der Universität Kapstadt.

„Dieser lange Vorlauf gibt Medizinern genug Zeit, mit einer Behandlung anzufangen.“ Der Bluttest soll nun in klinischen Studien getestet werden, um herauszufinden, ob man mit einer gezielten Therapie den Verlauf der vorhergesehenen Krankheit stoppen kann. Stefan H.E. Kaufmann vom Max-Planck-Institut für Infektionsbiologie, der auch an der Studie beteiligt war, leitet selbst eine ähnliche Untersuchung.

Diese umfasst Gruppen von Versuchsteilnehmern aus verschiedenen Teilen Afrikas, zu denen Südafrika, Malawi, Uganda, Äthiopien und Gambia gehören. Ziel dieser Studie ist ein panafrikanischer Biomarker-Test für Tuberkulose, der zusätzlich Unterschiede zwischen Patientenpopulationen und Erregertypen einbezieht. Die Ergebnisse der parallel laufenden Studie deuten auf dasselbe Genprofil für ein erhöhtes Tuberkuloserisiko hin.

Sie sollen Ende des Jahres veröffentlicht werden. „Wenn wir frühzeitig voraussagen können, dass ein Mensch eine aktive Tuberkulose entwickeln wird, wird dies entscheidend zur Eindämmung dieser Krankheit beitragen. Außerdem können wir nun gezielt Menschen mit hohem Tuberkulose-Risiko in die klinische Überprüfung neuer Medikamente und Impfstoffe mit einbeziehen und dadurch die Anzahl der Studienteilnehmer und die Studiendauer verringern. Das reduziert auch deutlich die Studienkosten“, erklärt Kaufmann.

Quelle: Max-Planck-Gesellschaft

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