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Unverträglichkeit von Transplantat und Spender

Für viele Patienten mit bösartiger hämatologischer Tumorerkrankung, wie beispielsweise akute Leukämien oder Lymphome, ist die allogene Stammzelltransplantation die einzige Chance auf Heilung. © luchschen / iStock / Thinkstock

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GO-Bio-Wettbewerb: Unverträglichkeit von Transplantat und Spender

Das Projekt „GP120 zur therapeutischen Aktivierung von regulatorischen T-Zellen" der Universitätsmedizin Mainz hat im Gründungs-Offensive Biotechnologie (GO-Bio)-Wettbewerb des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) gewonnen. Gegenstand des Projekts ist das medizinisch noch ungelöste Problem der immunologischen Unverträglichkeit von Transplantat und Empfänger nach einer Blutstammzelltransplantation.

Für viele Patienten mit bösartiger hämatologischer Tumorerkrankung, wie beispielsweise akute Leukämien oder Lymphome, ist die allogene Stammzelltransplantation die einzige Chance auf Heilung. Dabei werden Patienten nach einer intensiven Chemo- oder Bestrahlungstherapie gesunde Blut- oder Knochenmark-Stammzellen eines anderen, gesunden Menschen – dem Stammzellspender – transplantiert.

Eine gefürchtete Komplikation nach einer Stammzell- bzw. Knochenmarkstransplantation ist die Graft-versus-Host Disease (GvHD), zu Deutsch Transplantat-gegen-Wirt-Reaktion, bei der die Immunzellen des Spenders beginnen, das gesunde Gewebe des Patienten zu attackieren. Unter Umständen kann es dadurch zu einer lebensbedrohlichen Abstoßungsreaktion kommen.

Mit immunsuppressiven, also das Immunsystem dämpfenden beziehungsweise unterdrückenden Medikamenten versuchen Mediziner, diese gefährliche Entzündung im Patienten zu verringern und so die immunologische Überreaktion zu verhindern. Allerdings steigt dadurch wiederum das Risiko für Infektionen und die gewünschte Reaktion des Spenderimmunsystems gegen Tumoren wird behindert.

Natürlicher Mechanismus verhindert Immunreaktion

Unter der Leitung der Dermatologin PD Dr. Andrea Tüttenberg, Arbeitsgruppenleiterin und Expertin für Haut- und Lymphknotensonographie an der Hautklinik der Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU), verfolgt das Mainzer GO-Bio-Team mit dem Projekt folgendes Forschungsziel: Die chronische Entzündungsreaktion durch die Spenderlymphozyten im Transplantat verhindern und gleichzeitig das gesunde Anwachsen des gespendeten Immunsystems fördern.

Indem ein natürlicher Mechanismus der Immunregulation gezielt beeinflusst wird, soll eine überschießende Immunreaktion vermieden werden. Im Gegensatz zu herkömmlichen Therapien steht nicht eine unspezifische Unterdrückung der Entzündung im Vordergrund des therapeutischen Ansatzes, sondern die ursächliche Behandlung der immunologischen Reaktion mit dem Ziel, die Abstoßungsreaktion im Patienten dauerhaft zu verhindern.

Protein GP120 „Arzneimittel für neuartige Therapien“

Als zentralen Einflussfaktor haben die Mainzer Biomediziner die regulatorischen T-Zellen des Immunsystems ins Visier genommen. Diese sorgen als „Wächter der Immuntoleranz" dafür, dass die Körperabwehr nicht aus dem Gleichgewicht kommt. Das aus der Hülle von Human Immunodeficiency (HI)-Viren stammende, nicht-infektiöse Glykoprotein GP120 ist in der Lage, regulatorische T-Zellen zu aktivieren.

Durch diesen Impuls wird ein überhitztes Immunsystem wieder heruntergefahren. Damit kommt GP120 potenziell als Wirkstoff in Frage, der zur Vermeidung einer GvHD, aber auch zur Linderung einer Autoimmunerkrankung verabreicht werden kann. Im Rahmen von GO-Bio will das Mainzer Team das Protein GP120 als aktivierenden Zusatz im Rahmen einer Zelltherapie entwickeln. Auf dem Weg zu einem solchen „Arzneimittel für neuartige Therapien" (ATMP) können sich die Forscher auf GP120-Ressourcen aus der Impfstoffentwicklung stützen.

Ziel der ersten Phase von GO-Bio ist neben der präklinischen Entwicklung der Zelltherapie auch eine Biomarkeranalyse. Diese soll dabei helfen, Patientengruppen zu identifizieren, die von der zellulären GP120-Immuntherapie am meisten profitieren können. Mit der Gründung eines Biotech-Unternehmens soll die Basis zur effizienten Entwicklung und kommerziellen Anwendung von GP120 als Arznei gegen Transplantat-Abstoßungen und Autoimmunerkrankungen geschaffen werden.

Quelle: Johannes Gutenberg Universität Mainz

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