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Antibiotika-Therapie kann zu Diarrhö führen

Bei der Therapie von Durchfällen steht die Einnahme von Flüssigkeit und Elektrolyten im Vordergrund. © CentralITAlliance / iStock / Thinkstock

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Darm außer Balance: Antibiotika-Therapie kann zu Diarrhö führen

Diarrhö ist eine der häufigsten Nebenwirkungen einer Antibiotika-Therapie. Bei fünf bis 25 Prozent aller behandelten Patienten kommt es aufgrund der Einnahme zu Durchfällen. In besonders schlimmen Fällen droht eine lebensgefährliche Kolitis.

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts entdeckte der schottische Bakteriologe Alexander Fleming rein zufällig das erste Antibiotikum Penicillin. Die Mittel zur Bekämpfung von Bakterien sind seitdem ein Segen für die Medizin, denn sie nehmen zahlreichen Krankheiten ihren Schrecken und verfügen über einen hohen Nutzen für die Menschen.

Wie jedes Medikament kann die Einnahme der Antibiotika mit Begleiterscheinungen einhergehen – eine davon ist die Antibiotika-assoziierte Diarrhö. Von Durchfall spricht man, wenn die Stuhlfrequenz dreimal täglich übertrifft oder das Gewicht des Fäzes 250 Gramm pro Tag übersteigt.

Die Antibiotika-induzierte Diarrhö macht sich während der Einnahme oder bis zu acht Wochen nach der Therapie bemerkbar, unabhängig davon, ob das Arzneimittel oral oder als Infusion verabreicht wurde. Pathogenetische Ursachen sind Veränderungen des Gleichgewichts der Darmflora, toxische oder allergische Mechanismen sowie direkte Begleiterscheinungen (zum Beispiel ein motilitätsfördernder Effekt auf den Darm).

Komplikationen können zur Freisetzung von Giftstoffen führen

Nebenwirkungen im Gastrointestinaltrakt sind bei den sogenannten Betalactamen mit Betalactamase-Hemmern (Amoxicillin plus Clavulansäure), bei Amoxicillin als Monopräparat sowie bei den Wirkstoffen Azithromycin und Ciprofloxacin in der Fachinformation als „sehr häufig" angegeben, während es bei Cephalosporinen, Clindamycin, Doxycyclin, Penicillinen und den meisten anderen Antibiotika laut den entsprechenden Angaben „häufig" zu einer Diarrhö kommt.

Eine durch Antibiotikaeinnahme aus der Balance geratene Darmflora fördert die Verbreitung eines Bakteriums, das bei einigen Menschen in geringen Mengen natürlicherweise vorliegt: Clostridium difficile. Eine entsprechende Infektion zeigt sich entweder durch eine leichte Diarrhö oder eine Dickdarmentzündung, kann sich jedoch auch zu einer lebensgefährlichen Kolitis mit Darmdurchbruch sowie einer Erweiterung des Dickdarms (Megakolon) entwickeln.

Dieser Verlauf ist auf die Freisetzung von Giftstoffen durch die Bakterien zurückzuführen, welche die Darmwand schädigen. Besonders häufig vermehrt sich der gefürchtete Keim im Darm von älteren Frauen, die ein entsprechendes Antibiotikum einnehmen müssen. Um Infektionen mit Clostridium difficile möglichst zu vermeiden, ist grundsätzlich ein kontrollierter Antibiotikaeinsatz von Seiten der verschreibenden Ärzte zu empfehlen.

Die Bedeutung der Prävention

Bei der Therapie von Durchfällen steht die Einnahme von Flüssigkeit und Elektrolyten im Vordergrund, am besten mit Hilfe von definierten Elektrolytmischungen aus der Apotheke. Darüber hinaus nimmt die Prävention einen wichtigen Stellenwert ein: Eine wissenschaftliche Untersuchung zeigte, dass die Gabe einer genau festgelegten Joghurtmenge (227Gramm) gleichzeitig zur Antibiotikatherapie die Zahl der Diarrhö-Patienten halbierte und ebenso die gastrointestinale Krankheitsdauer reduzierte.

Präbiotika sollen der Vorbeugung der Antibiotika-assoziierten Diarrhö dienen, indem sie das Wachstum der apathogenen Bakterien fördern und somit die Vermehrung pathogener Keime reduzieren. Probiotika hingegen vermeiden gastrointestinale Beschwerden durch die Einnahme von lebenden, apathogenen Bestandteilen der Darmflora (wie Escherichia-coli-Stämme, Bifido- oder Milchsäurebakterien) zusätzlich zur antibiotischen Medikation. Der wissenschaftliche Nachweis über den Nutzen dieser Präparate steht allerdings noch aus.

Martina Görz


Quellen:

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