Das Spektrum der Messe – mit der integrierten Compamed – reichte von Versorgungsprodukten und Services für Praxen sowie Kliniken über Labortechnik, Radiologie, Physiotherapie, Orthopädie, Bedarfs- und Verbrauchsartikel bis zu Medizintechnik, Elektromedizin, Robotics und Health-IT. Als Top-Thema war E-Health in vielen Vorträgen und Ausstellungen beispielsweise zu Wearables oder Gesundheitsapps präsent.
Tragbare Geräte am Körper – Wearables – in Kombination mit Apps und Hardware sind die Neuheiten: Dabei handelt es sich um Schallköpfe für die Sonographie, EKG-Elektroden, Steckaufsätze für die Blutzuckermessung, Körperfunktionsmessungen und vieles mehr. Smartphones lassen sich heute in diesem Kontext bequem für das Sammeln, Kommunizieren und auch Analysieren von Messdaten einsetzen.
Neue Produkte in verschiedenen Kategorien
Großer Andrang herrschte in der „Wearable Technologies"-Show, einem Gemeinschaftsstand in Halle 15. Das deutsche Consultingbüro „Wearable Technologies", das Netzwerke aufbaut, Veranstaltungen plant und jungen Anbietern den Markteintritt erleichtert, brachte auf der Medica Startup-Unternehmen aus mehr als 15 Ländern zusammen.
So wurden zum einen Geräte zur Prävention in Fitness, Bewegungsanalyse, Sportmedizin und Vitaldatenmonitoring vorgestellt; zum anderen schmerzlindernde und spezielle Produkte für Frauen, Anwendungslösungen für Chroniker oder Patienten mit seltenen Erkrankungen sowie Erste-Hilfe-Produkte.
Vier aktuelle Beispiele
„Livia" dient der Erleichterung von Menstruationsbeschwerden. Dazu trägt „Frau" ein mobiles Gerät mit zwei Elektroden, die auf den Unterbauch geklebt werden. Der Sensor darin erkennt, wenn Schmerzwellen ausgesendet werden. Ein Aktivator überlagert die Schmerzwellen mit elektromagnetischen Schwingungen und blockiert die Schmerzrezeptoren.
„Health Care Originals" hilft bei Atemwegs- und Lungenerkrankungen, vor allem im Bereich Asthma. Husten und Asthmaschübe werden analysiert und die Therapie wird unterstützt.
Das Frühwarnsystem-Armband für Epileptiker „Empatica" sieht aus wie eine Uhr am Armband. Das Gerät nimmt Puls und Hautfeuchte auf und erkennt, wenn Epileptiker einen Anfall haben. Ein großer Vorteil: Es meldet diese Situation automatisch an einen Arzt oder Verwandten, so dass schnelle Hilfe gesichert ist. Auch die Historie der Anfälle wird aufgezeichnet. So können Arzt und Patient Rückschlüsse ziehen, wann oder in welchen Situationen die Anfälle gehäuft auftreten.
Der „Cosinuss One" bietet statt dem sonst üblichen Brustgurt eine ohrbasierte Messung von Puls- und Vitalparametern wie Herzfrequenz und Temperatur. Zudem befindet sich das Monitoring der Sauerstoffsättigung im Blut momentan in der Entwicklung. Die nicht invasive Vorgehensweise, Daten zu erheben, ist innovativ. Außerdem können alle Geräte, die über Bluetooth „low energy oder Ant+" verfügen mit dem Cosinuss One gekoppelt werden.
Roboter in vielfältigem Einsatz
Die Fraunhofer-Gesellschaft (mit verschiedenen Projektgruppen) hat einen Roboterarm entwickelt, der bei der Platzierung von Interventionsnadeln, wie sie unter anderem bei Biopsien eingesetzt werden, hilft. Für die zeitaufwändige Platzierung, die ein Arzt in 30 Minuten bewerkstelligen kann, braucht der Roboter auf Basis künstlicher Intelligenz nur fünf Minuten. Künftige Anwendungsfelder für den Einsatz liegen vor allem in der Onkologie.
Ein besonderes Publikumshighlight war der empathische Roboter „Pepper", dessen Einsatzgebiet in Krankenhaus und Heimen liegen und der der Entlastung des Pflegepersonals dienen soll: Zum einen beinhaltet Peppers Software Wegweisefunktionen, zum anderen bietet er Hilfe bei der Medikation. So kann er eine ihm dargebotene Medikamentenpackung analysieren, die Medikation vorlesen und – bei vorausgesetzter Kommunikation mit der Medikationssoftware – den Zeitpunkt für die nächste Einnahme mit Angabe der Dosis mitteilen.
Eine wegweisende robotergestützte Bildgebung für minimalinvasive Prozeduren stellte Siemens Healthcare mit dem Angiographiesystem Artis Pheno vor. Dieses Gerät wurde für Patienten mit Begleiterkrankungen und/oder auch für adipöse, schwere Menschen mit extra vergrößertem Behandlungsraum konzipiert. Der Multi-Tilt-Tisch ist kippbar, und das Angio-System kann der Tischausrichtung folgen, sodass der fokussierte Körperbereich aus nahezu allen Richtungen darstellbar ist. Ferner bietet das System hochgradige Genauigkeit und Präzision bei – im Vergleich zu herkömmlichen Geräten – verringerter Röntgendosis. Eine antimikrobielle Beschichtung sowie nahtfreie Oberflächen sorgten für verbesserte Hygiene, um Krankenhausinfektionen vorzubeugen.
Militärische Nutzung der Teleradiologie
Auch diese Lösung wurde vorgestellt: Die Teleradiologie bietet durch sichere, geschützte Datenleitungen die Möglichkeit der digitalen Übertragung von Bildmaterial in DICOM- oder non-DICOM-Format (Digital Imaging and Communications in Medicine ist ein weltweit gültiger Standard für die digitale Bildverarbeitung). Die Bundeswehr ist via Satellit mit ihren Auslandsstandorten verbunden, um die dortige Befundung durch Zweitmeinungen zu sichern oder um Konsile abzuhalten.
Neben radiologischen Aufnahmen werden auch Fotos von Menschen und Wunden auf diese Weise übertragen. Unklare Fälle kann der vor Ort tätige Chirurg zügig und interdisziplinär mit erfahrenen Experten besprechen. Auch die Standorte der Bundeswehrkrankenhäuser Hamburg, Berlin, Koblenz und Ulm sind miteinander verbunden. Alle nutzen eine neuartige Streaming-Technologie, denn die herkömmliche Teleradiologie mit großen Datenvolumen im Gigabytebereich benötigt statische Übertragungswege.
Beim Streamen wird nur die Bildinformation dargestellt und über 3G-Datenleitungen versendet. Diese Funktionsweise ähnelt der von YouTube-Filmen. Die Dateien sind nicht speicherbar und liegen lediglich am Ort der Erhebung dauerhaft vor. Bei steigender Einsatzbelastung und knappen personellen Ressourcen schafft die Teleradiologie die Möglichkeit, den Facharztstandard in der Diagnostik auch ortunabhängig sicherzustellen.
Fazit
Die Medica hat gezeigt, wie die Digitalisierung in viele Geschäftsfelder der Medizin vorgedrungen ist und sich weiter durchsetzen wird. Möglicherweise kann so eine zügige, verbesserte Versorgung für eine immer älter werdende Gesellschaft trotz weniger Personal realisiert werden.
Mirjam Bauer