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„Impfung“ gegen Migräne

Für Migräne-Patienten existiert seit etwa einem Jahr die Möglichkeit einer prophylaktischen Behandlung mit einer Antikörper-Therapie. © MaximFesenko / iStock / Getty Images Plus

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Prophylaxe: „Impfung“ gegen Migräne

In der Migräneprophylaxe gibt es neue Therapieoptionen. Seit November 2018 kann der Antikörper Erenumab bei Erwachsenen, die mehr als vier Migränetage pro Monat erleben, zum Einsatz kommen.

Für Migräne-Patienten existiert seit etwa einem Jahr die Möglichkeit einer prophylaktischen Behandlung mit einer Antikörper-Therapie. Der Wirkstoff Erenumab blockiert den Rezeptor des sogenannten CGRP (Calcitonin Gene-related Peptide) im Gehirn, der bei der Entstehung der Migräne eine wichtige Rolle spielt. Das Neuropeptid CGRP reguliert die nozizeptive Signalübertragung und verfügt über vasodilatatorische Eigenschaften.

In Untersuchungen zeigte sich, dass die CGRP-Konzentration während eines Migräneanfalls signifikant ansteigt und nach der Migräne-Attacke wieder abnimmt. Der Antikörper konkurriert mit CGRP um die Rezeptorbindung und reduziert somit dessen Funktion. Erenumab wurde zur Therapie der episodischen und chronischen Migräne zugelassen.

Bei der episodischen Migräne müssen der Verordnung von CGRP-Antikörpern mindestens vier erfolglose Vorbehandlungen vorausgegangen sein, während bei chronischer Migräne sogar fünf Versuche stattgefunden haben müssen. Diese sollen mit Wirkstoffen wie Flunarizin, Propranolol, Metoprolol, Topiramat, Amitriptylin, Valproinsäure oder bei chronischer Migräne mit Botulinum-Toxin A durchgeführt worden sein.

In der LIBERTY-Studie wurde der Effekt des Antikörpers speziell an Personen untersucht, die mit anderen Therapien mehrfach keinen Erfolg hatten. Es zeigte sich, dass die Anti-CGRP-Rezeptor-Antikörper die Häufigkeit der Migräneattacken sowie den Leidensdruck Betroffener verminderten, sodass auch Patienten, die auf andere verfügbare Behandlungsoptionen nicht ansprachen, von der Prophylaxe profitierten.

Experten beurteilten die Verträglichkeit des Medikaments bislang als gut, es wurden keine zentralen Nebenwirkungen beobachtet. Die Kopfschmerzspezialistin und Vizepräsidentin der Deutschen Gesellschaft für Schmerzmedizin e.V. (DGS) Dr. Astrid Gendolla berichtete über ihre Erfahrungen mit dem Antikörper Erenumab: Bei 60 Prozent der Patienten wirkte die Substanz gut bis sehr gut, bei 20 Prozent gar nicht und bei weiteren 20 Prozent der Migränegefährdeten mäßig.

Der Gemeinsame Bundesausschuss (GBA) stellte im Mai 2019 einen beträchtlichen Zusatznutzen für bestimmte Patienten fest. Der positive Einfluss der Antikörper-Therapie sollte sich innerhalb von drei Monaten nach Behandlungsbeginn einstellen, tritt bis dahin keine Verbesserung ein, ist ein Abbruch der Medikation in Erwägung zu ziehen.

Weitere Wirkstoffe

Außerdem sind die Antikörper Galcanezumab und Fremanezumab in der Europäischen Union zugelassen. Die subkutane Injektion erfolgt (wie bei Erenumab) einmal pro Monat, Fremanezumab kann auch alle drei Monate in höheren Dosierungen verabreicht werden. Die beiden Substanzen verhindern ebenfalls die Wirkung des CGRPs, allerdings indem sie direkt an CGRP binden und das Neuropeptid neutralisieren. Derzeit befindet sich ein vierter Antikörper und zwar das Mittel Eptinezumab in der Entwicklung, der alle drei Monate intravenös appliziert werden soll.

Martina Görz


Quellen:

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