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Welche Körpergerüche auf Krankheiten hindeuten können

Einige Körpergerüche können charakteristisch für verschiedene Krankheitsbilder sein. © Softulka / iStock / Getty Images Plus

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Hilfe, es stinkt: Welche Körpergerüche auf Krankheiten hindeuten können

Körpergerüche können als Begleiterscheinung von bestimmten Krankheiten auftreten. Sie werden beispielsweise über den Atem ausgeschieden. Auch der Harn sowie der Schweiß riechen manchmal unangenehm.

Ein süßer Atem, ein übel riechender Urin oder saurer Schweiß deuten auf die unterschiedlichsten Krankheiten hin. Der Organismus stellt dann Stoffwechselprodukte her, die über den Atem, den Harn oder über den Schweiß abgegeben werden.

Ein Azetongeruch (Geruch nach faulem Obst) in der Atemluft deutet auf eine diabetische Ketoazidose hin. Dabei handelt es sich um eine lebensbedrohliche Stoffwechselentgleisung, die durch einen Insulinmangel entsteht. Die Blutzuckerwerte sind stark erhöht und der Organismus baut Fettzellen ab, um Energie zu gewinnen. Als Abbauprodukt bilden sich Ketonkörper, die einen obstartigen Duft oder einen Geruch nach Azeton-haltigem Nagellackentferner auslösen. Saurer Atem kommt hingegen durch Magenschleimhautentzündungen zustande, wobei der Körper einen Überschuss an Magensäure produziert.

Nierenerkrankungen machen sich im fortgeschrittenen Stadien auch durch unangenehme Gerüche bemerkbar. Betroffene haben häufig Mundgeruch, einen metallischen Geschmack im Mund und riechen teilweise stark säuerlich. Der Schweiß der Patienten stinkt nach Urin oder Ammoniak. Der Grund dafür: Schadstoffe werden nicht mehr über den Harn ausgeschieden, gelangen stattdessen in die Blutbahn und werden ausgeatmet oder über den Schweiß abgegeben.

Wenn der Urin übel riecht, liegt unter Umständen eine Harnwegsinfektion vor. Auch bei einer asymptomatischen Bakteriurie müffelt der Urin unangenehm. Die gute Nachricht: Die großen Mengen an Bakterien verursachen bis auf den schlechten Geruch keine weiteren Symptome und gelten als ungefährlich.

Bettlägerige Menschen sind anfällig für Druckgeschwüre, denn durch die dauerhafte Belastung können die Haut und das darunter befindliche Gewebe bis auf die Knochen geschädigt werden. Ein Dekubitus äußert sich durch tiefe, offene Wunden, die sehr schmerzhaft sind. Infizieren sich diese, strahlt die Wunde einen üblen, fauligen Geruch aus.

Die bakterielle Infektionskrankheit Diphtherie geht mit faulig-süßlichem Mundgeruch einher, der an vergorene Äpfel erinnert. Patienten leiden unter Schluckbeschwerden, Halsschmerzen und Kehlkopfentzündungen. Sie werden isoliert, erhalten ein Diphterie-Antitoxin sowie ein Antibiotikum gegen das Diphterie-Bakterium. Dank der hohen Impfquote ist die Erkrankung hierzulande allerdings selten. Ein süßlicher Duft aus dem Mund kann darüber hinaus ein Zeichen für eine Mandelentzündung sein – der Geruch ist auf die Eiterpusteln im Rachen zurückzuführen.

Charakteristisch für eine Schilddrüsenunterfunktion ist ein beißender Essiggeruch. Der Stoffwechsel ist verlangsamt und es bilden sich vermehrt Säuren, die ausgeschwitzt werden. Bei der angeborenen Erbkrankheit Phenylketonurie sammelt sich die Aminosäure Phenylalanin im Körper an und führt zu schweren geistigen Entwicklungsstörungen der Kinder. Sowohl Schweiß als auch Urin senden einen mäuseartigen Geruch aus.

Tierische Spürnasen

Hunde verfügen über einen äußerst sensiblen Riechapparat und können beispielsweise Prostatakrebs, Dickdarmkrebs, Hautkrebs oder Diabetes erschnüffeln. Diabetikerspürhunde sind am meisten verbreitet und retten Leben, indem sie bei schwer Zuckerkranken erste Anzeichen eines diabetischen Komas riechen. Sie erkennen vermutlich flüchtige chemische Verbindungen im Körper eines Patienten – um welche Substanzen es sich handelt, ist allerdings noch unklar. Die Vierbeiner sollen auch einen drohenden Anfall bei Epileptikern am Geruch erkennen können.

…und eine menschliche Spürnase

Aufsehen hat die englische Krankenschwester Joy Milne erregt, die Parkinson offenbar durch den Geruch identifiziert, noch bevor die Symptome auftreten. Forscher der University of Edinburgh und Manchester arbeiten nun mit der Krankenschwester zusammen, um weitere Erkenntnisse zu gewinnen.

Lesen Sie auch was dafür verantwortlich ist „Wenn es unangenehm nach Kohl riecht".

Martina Görz


Quellen:

  • Was ist eine diabetische Ketoazidose?; diabetes-online.de, 2016
  • Aceton; diabetesde.org
  • Wichtige Erkrankungen der Niere; internisten-im-netz.de
  • Diphterie; kinderarzt.net
  • Lebensretter: Wie Hunde Krebs und Diabetes erschnüffeln; nationalgeographic.de
  • Dekubitus; netdoktor.de
  • Diphterie; netdoktor.de
  • Diagnostik mit der Nase; spektrum.de
  • Was sagt uns ein strenger Uringeruch?; tena.de
  • Phenylketonurie und Eiweißstörungen; ukbb.ch

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