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Wie hoch ist der Nutzen wirklich?

Die Zahl der Apps für die Gesundheit steigt stetig an. Doch wie hoch ist der Nutzen wirklich? © monkeybusinessimages / iStock / Thinkstock

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Apps für die Gesundheit: Wie hoch ist der Nutzen wirklich?

Ob zur Gewichtskontrolle oder als hochkomplexes Programm zur Diagnostik und Behandlung: Die Zahl der Gesundheits-Apps nimmt rapide zu. Mehr als 100 000 von diesen kleinen Programmen für Smartphones und Tablets sind im Umlauf. Viele der Apps sind allerdings auf kurzfristige Erfolge ausgerichtet. In einer neuen Studie wurden jetzt die Rahmenbedingungen für den Einsatz von Gesundheits-Apps aufgearbeitet.

© BMG / SchinkelÜbergabe der App-Studie an Minister Gröhe. © BMG / Schinkel

Gemeinsam mit 18 Wissenschaftlern hat Dr. Urs-Vito Albrecht, stellvertretender Leiter des Peter L. Reichertz Instituts für Medizinische Informatik der technischen Universität Braunschweig und der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) in der Studie „Chancen und Risiken von Gesundheits-Apps (CHARISMHA)“ die aktuellen Rahmenbedingungen für den Einsatz von Gesundheits-Apps aufgearbeitet – aus den Blickwinkeln von Medizin, Informatik, Ethik, Recht, Ökonomie und Politik. „In der Studie haben wir Handlungsoptionen für den sinnvollen Einsatz identifiziert und empfehlen Maßnahmen, um dem Wildwuchs unter den Gesundheits-Apps Herr zu werden“, betont Dr. Albrecht.

„Ziel ist es, das positive Potenzial auszuschöpfen und Risiken der Anwendungen zu minimieren.“ Darüber hinaus analysiert die Arbeit gesetzliche Rahmenbedingungen und formuliert Vorschläge zur Förderung mHealth-basierter Anwendungen. Das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) hat diese bundesweit erste Studie, die sich wissenschaftlich-systematisch mit den neuen Anwendungen beschäftigt, gefördert.

Minister fordert klare Qualitäts- und Sicherheitsstandards

Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe erklärt dazu: „Für viele sind Apps heute schon ein Ansporn, sich mehr zu bewegen, sich gesünder zu ernähren und sie unterstützen zum Beispiel auch bei der regelmäßigen Einnahme von Medikamenten. Das kann vielen Menschen eine wertvolle Hilfe sein. Doch bei mehr als 100.000 Gesundheits-Apps ist es für Bürger, aber auch für Ärzte nicht einfach zwischen guten und schlechten Angeboten zu unterscheiden."

Er sagt weiter: „Nötig sind klare Qualitäts- und Sicherheitsstandards für Patienten, medizinisches Personal und App-Hersteller. Gleichzeitig müssen wir dafür sorgen, dass Produkte, die einen wirklichen Nutzen für Patienten bringen, schnell in die Versorgung gelangen. Die heute vorgelegte Studie ist eine wichtige Grundlage für den Fachdialog mit Experten und Verantwortlichen im Gesundheitswesen, in den wir nun eintreten wollen.“

Erste große wissenschaftliche Bestandaufnahme

Smartphones und Apps sind zu selbstverständlichen Begleitern mit persönlichem Zugang zu allen Lebensbereichen geworden. Gesundheits-Apps haben das Potenzial, das Gesundheitswesen zu verändern. Der gerechtfertigte Einsatz der Technologie macht eine Nutzen- und Risikoabwägung notwendig, die eine medizinische, ethische, rechtliche, ökonomische und politische Diskussion bedingt.

Die CHARISMHA-Studie bildet die Grundlage in Form einer wissenschaftlichen Bestandsaufnahme zum Thema und bietet eine erste Analyse mit der Identifizierung von Handlungsfeldern sowie Handlungsoptionen. „Dabei müssen eine Vielzahl von Aspekten und Akteuren berücksichtigt werden“, betont Dr. Albrecht, „besonders weil diese Apps größtenteils unkontrolliert und unreguliert veröffentlicht werden dürfen und viel in der eigenen Verantwortung steht.“

Die Autoren der Studie kommen zu dem Schluss, dass der multidisziplinäre Austausch über Entwicklung, Nutzen, Qualität, Zugang zur Technologie, Evaluation, gesellschaftliche Aspekte, Vergütungsmöglichkeiten sowie Aufklärung über Chancen und Risiken der Schlüssel ist, „um notwendige Rahmenbedingungen zu bestimmen und umzusetzen, damit das positive Potenzial ausgeschöpft werden kann“.

Wie wird mit sensiblen Daten umgegangen?

Gesundheits-Apps werden in den nächsten Jahren sowohl für Patienten als auch professionelle Anwender weiter an Bedeutung zunehmen. „Angesichts dieser Entwicklung bekommen Fragen des Umgangs mit sensiblen Gesundheitsdaten und der Datenschutz eine ganz neue Dimension“, sagte Dr. Albrecht: „Wir können nicht erwarten, dass jeder Anwender Qualität und Vertrauenswürdigkeit einer App ohne Hilfestellung beurteilen kann.“

Die Autoren beschäftigen sich auch mit der Bedeutung und Verlässlichkeit unterschiedlicher Ansätze zur Beurteilung von Gesundheits-Apps. Nach ihrer Meinung sollte die Entwicklung sicherer und vertrauenswürdiger Anwendungen gefördert werden, wobei der Zugang durch nachhaltige Finanzierungskonzepte gewährleistet werden muss. Die Publikation richtet sich daher nicht nur an Akteure aus Wissenschaft, Politik und Industrie, die in diesem technikgetriebenen Umfeld forschen und arbeiten, sondern auch an interessierte Bürger.

Als Bestandsaufnahme soll sie Ausgangsbasis für weitere Forschungsfragen und Handlungsschritte zum Thema sein und Nutzern Hilfen zur eigenen Einschätzung mobiler Technologien und dem Umgang damit geben. Die 370 Seiten umfassende Studie steht kostenlos auf den Projektwebseiten zur Verfügung.

Quelle: Medizinische Hochschule Hannover (MHH)

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